500. deutsche Filiale in Düsseldorf Ist Action billiger als Aldi?
Düsseldorf · Die Kaufhaus-Kette Action verspricht Kunden den „günstigsten Preis“. In Düsseldorf öffnet die neueste Filiale – und muss nach unserem Besuch das Angebot anpassen.

So sieht der neue Action-Markt in Düsseldorfer-Bilk aus
Wenn der Deutschlandchef von Action das Kundenversprechen des Discounters erklärt, klingt es wie eine Kampfansage: „Können wir ein Produkt nicht zum günstigsten Preis anbieten, führen wir es nicht.“ Heiko Großner sagt diesen Satz, während er durch die neueste Filiale führt – in deren direkter Nachbarschaft schon zwei andere Handelsketten um das preisbewusste Publikum werben. Aldi und dm sitzen seit Jahren im Einkaufszentrum an der Aachener Straße. Und da, wo bisher ein Babymarkt war, kommt jetzt Action rein.
An diesem Donnerstag eröffnet das niederländische Unternehmen in Bilk seinen bundesweit 500. Standort. Die Haushaltswaren-Kette hat sich von den Niederlanden aus rasend schnell in ganz Europa ausgebreitet. Dass die Expansion auch in Deutschland läuft, wundert einerseits nicht – schließlich ist hier der gepflegte Preisvergleich fast schon Volkssport. Aber es gibt doch hierzulande schon Tausende Filialen von Discountern wie Tedi, Woolworth, Kodi und Co. Wozu da noch Action?
Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein nennt zwei Gründe für den Erfolg. „Günstige Preise funktionieren aktuell besonders gut, weil die Menschen in Zeiten von hoher Inflation weniger Kaufkraft haben“, sagt der Handelsexperte. Außerdem habe Action im Vergleich zu Wettbewerbern ein größeres Sortiment. „Und das ist das Herz des Handels.“
Wie der Name schon verrät, schlägt dieses Herz ziemlich schnell. „Wir haben bei Action 6000 Artikel im Angebot“, sagt Deutschlandchef Heiko Großner. „Zwei Drittel davon ändern sich ständig.“ Überraschungseffekt im Regal plus verlässlich niedrige Preise bei Produkten des täglichen Bedarfs – so die Erfolgsformel. Ein Blick in die neue Filiale in Bilk zeigt, was das konkret bedeutet.
Die knapp 800 Quadratmeter große Ladenfläche wirkt überraschend aufgeräumt, Wühltische gibt es nicht. Stattdessen lange Regalreihen mit genügend Platz zum Zugreifen. Das Sortiment ist in 14 Abteilungen unterteilt und erinnert an eine Mischung aus Drogerie, Baumarkt, Deko-Laden, Haushaltswarengeschäft und Bürobedarf.
Zu den meistverkauften Produkten zählt der Chef Klopapier, Fertignudeln, Druckerpapier und Waschmittel. Letzteres zeigt exemplarisch, wie das Kundenversprechen gehalten werden soll: 1,5 Liter Flüssigwaschmittel von Persil kosten sechs Euro – deutlich weniger als im benachbarten Drogeriemarkt dm. Eine Regalebene tiefer wird es bei Action noch billiger: Drei Liter Flüssigwaschmittel der Eigenmarke Subliem kosten 4,50 Euro. „Die Kunden sollen selbst entscheiden, welcher Preis gerechtfertigt ist“, sagt Großner.
Im Sortiment gibt es neben 70 Eigenmarken insgesamt 480 Handelsmarken, die auch aus anderen Supermärkten bekannt sind. Beispielsweise Kinder-Schokolade. Ein Journalist einer Lebensmittel-Fachzeitschrift, der ebenfalls die neue Filiale besichtigt, sagt anerkennend: „Hier ist der Preis ja tatsächlich vier Cent günstiger als bei Aldi.“
Im Schnitt kostet ein Produkt bei Action 2,20 Euro, jedes Vierte bleibt sogar unter der Ein-Euro-Grenze. Zum Beispiel Mikrofasertücher, Servietten oder Müllbeutel. Aber auch „Saisonware“ wie Halloween-Pappteller oder weihnachtliche Aufkleber kommen besonders billig daher. Wie geht das?
Hinter den günstigen Preisen steckt eine besondere Strategie. „Der Einkauf erfolgt für alle Länder zentral“, heißt es im Geschäftsbericht von Action. Mit anderen Worten: Jede der europaweit mehr als 2200 Filialen sieht gleich aus – die gefüllten Regale nehmen keine Rücksicht auf landestypische Vorlieben. So können die zentralen Einkäufer in den Niederlanden Produkte in riesigen Mengen bestellen und bessere Preise aushandeln. Weil das Sortiment ständig rotiert, braucht es keine großen Lager, verderbliche Ware gibt es sowieso nicht.
Und das Marketing überlässt man Kunden, die in Facebook-Fangruppen oder in Videos auf Youtube von ihrer jüngsten Schnäppchenjagd berichten. Ein Käufer schreibt: „Ich schaffe es nie, ohne etwas aus dem Laden zu gehen.“ Und Deutschlandchef Heiko Großner bestätigt: „Ich habe hier immer mehr im Wagen, als ich eigentlich einkaufen wollte.“
Der Kaufrausch wird durch das rotierende Sortiment doppelt angeheizt. Einerseits gilt bei vielen Artikeln der alte Werbespruch „Nur solange der Vorrat reicht.“ Andererseits kommen die Kunden genau deshalb immer wieder: Warum nicht beim nächsten Einkauf neben Klopapier und Küchenrolle auch noch eine Gaming-Tastatur mitnehmen, die als „Action der Woche“ für 7,90 Euro angepriesen wird?
Manche Käufer kritisieren, dass bei ihnen ein Umtausch nicht möglich war, weil sie die Verpackung beim Öffnen beschädigt hatten. Ausprobieren und retournieren – das geht laut Action-AGB nur, wenn die Verpackung „komplett intakt“ ist.

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Solch eine Enttäuschung wird aber wohl eher selten passieren, weil die meisten Kunden keine übertriebene Erwartung an die Qualität haben. Allerdings hat ein anderes zentrales Versprechen des Deutschlandchefs nicht lange gehalten: Den „günstigsten Preis“ gibt es nämlich ausgerechnet beim Klopapier in Bilk nicht etwa bei Action, sondern nebenan bei Aldi und dm. Dort kostet dreilagiges Papier in vergleichbarer Packungsgröße zehn Prozent weniger.
Wie kann das denn sein? Auf Nachfrage unserer Redaktion antwortet eine Sprecherin von Action: „Wir nehmen dies zum Anlass, um unsere Preise entsprechend zu senken.“