15.000 Jäger vor dem NRW-Landtag "Das Gesetz ist Schikane"

Düsseldorf · Die Großdemonstration in Düsseldorf richtet sich gegen den Entwurf von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) für ein neues Jagdgesetz. Unterstützung kommt aus vielen Bundesländern und auch aus dem Ausland.

Jäger demonstrieren in Düsseldorf
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Foto: dpa, jhe

Norwich Rüße hat schon angenehmere Auftritte erlebt. Als der Grünen-Politiker vor ein orangefarbenes Meer aus 15.000 Vertretern der Jagd-Lobby tritt, schwappt ihm eine Welle des Protests entgegen. Trillerpfeifen, Jagdhörner, Rasseln und Buhrufe brechen über ihn herein, sobald er zu sprechen beginnt. Dabei gilt unter den Jägern Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) als größtes Feindbild. Doch schrecken den Minister wohl die hochgestreckten Plakate ab. Er beobachtet das Szenario aus sicherer Entfernung. Auf den Plakaten stehen Parolen wie "Öko-Remmel, nein danke" oder "Öko-Diktator Remmel stoppen".

Remmel ist unter den Jägern der, der die umstrittene Jagdnovelle auf den Weg gebracht hat. Wiedereinführung der Jagdsteuer, Verbot, wilde Katzen abzuschießen, Verkleinerung der Liste der jagdbaren Tiere, bleifreie Munition — der Katalog der Verbote und Einschnitte ins Jagdrecht ist lang. Auf fünf Regionalkonferenzen hatten die Jäger bereits im Herbst protestiert. Jetzt haben sie den Marsch in die Landeshauptstadt, gewissermaßen in die Höhle des Löwen, gewagt.

13 Hauptkritikpunkte

Das sagt das neue Jagdgesetz in NRW
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Foto: dpa, lix fpt bwe

Die ersten Busse sind bereits gegen 9 Uhr auf den Rheinwiesen im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel eingetroffen. Die Zahl der Demonstranten, die einheitlich mit einer orangefarbenen Weste gekleidet sind, wird immer größer. Zwei Stunden wird es dauern, bis sie vor dem Düsseldorfer Landtag eintreffen. Für ihren Marsch zum Landes-Parlament wird die Rheinkniebrücke teilweise gesperrt.

Vor dem Landtag verliest der Präsident des Landesjagdverbandes, Ralph Müller-Schallenberg, lautstark die 13 Hauptkritikpunkte der Jäger und erntet immer wieder lautstarke Zustimmung aus der Menge. CDU-Chef Armin Laschet stellt sich auf die Seite der Jäger und erntet kräftigen Beifall. Der stellvertretende SPD-Landesvorsitzende, Jochen Ott, der in Köln Oberbürgermeister werden will, sieht sich demgegenüber ebenso wie der Grüne Rüße einer eher feindselig gestimmten Menge ausgesetzt. Immerhin sagt er Änderungen zu. So müsse über die Liste der jagdbaren Arten und über die Jagdsteuer geredet werden: "Wir werden gemeinsam einen vernünftigen Kompromiss finden", ruft er den Jägern zu. Der Gesetzentwurf sei nicht in Stein gemeißelt.

Bei den Demonstranten stößt er eher auf taube Ohren. Björn Hillesheim, ein Jäger aus Kleve, sagt: "Die Landesregierung muss verstehen, dass wir die Kompetenz haben, durch die Jagd Artenschutz zu gewährleisten." Es sei ihre "letzte Chance", meinen auch die umstehenden Jäger. Sie erhalten Unterstützung aus anderen Bundesländern — und sogar aus dem Ausland. Dirk Hendriksen aus Nimwegen berichtet: "Unser Jagdgesetz ist bereits beschnitten worden. Wir haben keine guten Erfahrungen gemacht."

Aus ganz Deutschland angereist

Auch in Lübeck soll es Veränderungen im Jagdgesetz geben, sagt Sebastian Seeliger, der aus der Hansestadt angereist ist. Neben ihm strecken Sympathisanten die Landesflaggen Niedersachsens, Hamburgs und Rheinland Pfalz in die Höhe. Herrmann Hams aus Cuxhaven ist empört: "Wilde Katzen müssen weiter bejagt werden. Sie töten viele Bodenbrüter", sagt er. Es gebe kaum noch Lerchen und Kiebitze.

Auch Landwirt Cornel Lindemann-Berk aus Frechen unterstützt die Forderungen der Jäger: "Das Gesetz ist Schikane", entrüstet er sich. 600 Krähen würden sein Land regelrecht überfallen und das Niederwild ausrotten. "Es gibt keinen Grund, Krähen nicht zu bejagen."

(RP)
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