Problem für berufstätige Eltern In Düsseldorfs Grundschulen fehlen 1500 Ganztags-Plätze

Düsseldorf · Für berufstätige Eltern in Düsseldorf wird der Wechsel ihrer Kinder von der Kita in die Schule zum Problem. In den Grundschulen fehlen im kommenden Schuljahr 1500 OGS-Plätze. Mancher überlegt schon, seinen Teilzeit-Job aufzugeben.

 Ari, Nasima und Martin Schicht (v.l.) vor der Carl-Sonnenschein-Schule.

Ari, Nasima und Martin Schicht (v.l.) vor der Carl-Sonnenschein-Schule.

Foto: Anne Orthen (ort)

Für Ari und Martin Schicht war die Nachricht eine „schiere Katastrophe“. Im August kommt ihre Tochter Nasima in die Carl-Sonnenschein-Schule in Düsseltal. In der Kita hat die Fünfjährige einen Ganztagsplatz. Das wird sich nun ändern. „Wir haben nur eine Zusage für eine Übermittagbetreuung bis 14 Uhr“, sagt Schicht und fügt an: „Kurz nach dem Weltfrauentag habe ich meiner Frau eröffnet, dass sie womöglich ab September ihren Teilzeit-Job an den Nagel hängen muss.“

Ari Schicht arbeitet stundenweise in der Gesundheitsbranche, die Aufträge ihrer Chefin kommen oft auf Zuruf und richten sich danach, wann die Kunden für Massagen oder andere Behandlungen Zeit haben. Und das ist meist am Nachmittag.

Für diese Tageszeit eine bezahlbare Betreuungsalternative zu finden, ist schwierig. „Die Tagesmütter nehmen keine Sechsjährigen“, sagt Schicht. „Kommunizieren Standesamt und der Rest der Verwaltung nicht frühzeitig über steigende Geburtenraten?“, fragt das enttäuschte Ehepaar.

Die Ausgangslage Seit Jahren steigt die Nachfrage der Eltern nach einer Vollzeit-Betreuung bis in den Nachmittag hinein. „Die Anmeldungen für das kommende Schuljahr belegen, dass 80 Prozent der Düsseldorfer Mütter und Väter einen solchen Platz wünschen“, sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwaltungsamts.

Damit liegt der Bedarf deutlich über dem vorhandenen Angebot. Aktuell gibt es 14.600 Plätze in 584 Gruppen. Derzeit erhalten 63 Prozent der Kinder die gewünschte OGS-Betreuung. Dabei soll es aber nicht bleiben. Zum August werden 25 zusätzliche Gruppen (mit jeweils 25 Jungen und Mädchen) geschaffen. Dann stehen 15.225 Plätze bereit. „Bislang haben wir trotz der weiter steigenden Schülerzahlen die 63-Prozent-Quote gehalten, jetzt werden wir sie erstmals auf 65 Prozent erhöhen“, sagt Wandt.

Trotzdem werden gut 1500 Kinder zum Schuljahresbeginn keinen Vollzeit-OGS-Platz erhalten haben. Bereits jetzt stehen 968 Jungen und Mädchen auf der Warteliste.

Die Alternativen Einen Teil des Mehrbedarfs versucht die Stadt durch alternative Betreuungsformate zu befriedigen. Neben einschlägigen Ferienangeboten zählt dazu vor allem die Vor- und Übermittagbetreuung (VÜB). Hier wurden zuletzt elf zusätzliche Gruppen geschaffen. Davon profitieren insgesamt fast 2400 Kinder.

Manche Eltern suchen für den Nachmittag nach privaten Alternativen wie einem Au-pair-Mädchen oder einem Kinder-Sitter. „Das kann aber nicht Sinn der Sache sein, schließlich ist die OGS auch ein Bildungsangebot, und sie ist heutzutage der Ort, an dem die Kinder tragfähige Freundschaften schließen“, sagt Marcel Scherrer, Sprecher der Kita-Eltern. Er fordert die Stadt auf, noch intensiver am Ausbau einer durchlaufenden Ganztagsbetreuung zu arbeiten. „Es darf nicht sein, dass Eltern mit Schulbeginn ihre gesamte berufliche Situation noch einmal komplett neu überdenken müssen.“

Die Auswahlkriterien Katrina Köhler kennt die Nöte der Eltern. Als Leiterin der OGS an der Carl-Sonnenschein-Schule hat sie die Vergabe der Plätze für das nächste Schuljahr koordiniert. „Wir halten uns genau an die von der Schulkonferenz erarbeiteten Kriterien und besprechen jeden einzelnen Fall in einer Vergabe-Konferenz, an der auch ein Elternvertreter und die Schulsozialarbeiterin teilnehmen.“

Vorrang hätten unter anderem Alleinerziehende sowie Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Sind beide Eltern berufstätig, müssen sie eine Bescheinigung des Arbeitgebers vorlegen. „Das ist aufwändig, ermöglicht aber auch eine möglichst gerechte Lösung“, sagt Köhler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort