Ein Jahr Beratungsstelle „Altern unterm Regenbogen“ Rat für die Regenbogen-Community in Düsseldorf

Düsseldorf · Seit einem Jahr gibt es die Fachstelle für Homo- und Transsexuelle über 55 Jahren. Betrieben wird sie von der Awo, der Frauenberatungsstelle sowie der Aidshilfe – die ein positives erstes Fazit ziehen.

 OB Geisel gratuliert Inka Wilhelm und Bernd Plöger (M.) von der Awo zu einem Jahr Beratungsstelle.

OB Geisel gratuliert Inka Wilhelm und Bernd Plöger (M.) von der Awo zu einem Jahr Beratungsstelle.

Foto: AWO Kreisverband Düsseldorf e.V.

Die Fachstelle „Altern unterm Regenbogen“, die sich um die Anliegen älterer homo-, trans- und intersexueller Menschen kümmert, zieht eine positive Zwischenbilanz ihrer Arbeit. Getragen wird das 2019 ins Leben gerufene Projekt von der Arbeiterwohlfahrt (Awo), der Frauenberatungsstelle sowie der Aidshilfe. „Seit unserer Gründung hatten wir mehrere hundert Kontakte zu Düsseldorfern, die zu einer dieser Gruppen gehören“, sagt Bernd Plöger, der das neuartige Angebot mitgestaltet.

Die Zielgruppe, um die sich die Fachstelle kümmert, schätzt Plöger in der Landeshauptstadt auf rund 18.000 Menschen. „Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass in europäischen Städten etwa 7,5 Prozent der Menschen eine von der Mehrheit abweichende sexuelle Orientierung haben“, erläutert der freischaffende Theaterregisseur.

Die Fachstelle kümmert sich vor allem um die Probleme der über 55-Jährigen. „Wie finde ich ein Altenheim, in dem vorurteilsfrei mit der sexuellen Orientierung umgegangen wird? Wie vermeide ich Einsamkeit und Armut im Alter?“, benennt Plöger klassische Fragen der Älteren. Anders als beispielsweise in Berlin gibt es in Düsseldorf kein Altenheim speziell für Angehörige der Regenbogen-Community. Eine solche Einrichtung ist aktuell auch nicht geplant. „Umso wichtiger ist es, dass wir in bestehenden Einrichtungen für die nötige Offenheit werben“, sagt Plöger. Denn die meisten Homosexuellen hätten keine Lust, sich in der dann neuen Umgebung noch einmal neu outen zu müssen. „Oder gar ihre Identität zu verschweigen, um zunächst einmal nicht aufzufallen.“

Bei der Arbeit der Fachstelle geht es auch darum, bereits bestehende Angebote bekannter zu machen. Denn Armut und drohende Vereinsamung seien bei älteren Angehörigen der Regenbogen-Community durchaus päsent. Dabei spielten unterbrochene Erwerbsbiographien vor dem Hintergrund von Diskriminierung ebenso eine Rolle wie die Tatasache, dass es meist keine Kinder und Enkel gebe. „Viele Homosexuelle wissen nicht, dass es beispielsweise eine Kegelgruppe für schwule Männer im Zentrum plus der Caritas in Flingern gibt. Oder dass die Seniorenzentren in der Altstadt oder in Unterbilk offen für Menschen aus der Regenbogen-Community sind“, sagt Plöger. Und wie steht es um die Offenheit in der Stadt? „An vielen Stellen ist vieles besser geworden, aber natürlich gibt es auch in Düsseldorf, das sich als weltoffen wahrnimmt, immer wieder einmal Diskriminierung.“

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