Düsseldorf Duchenne-Patient Alessio ist aus dem Koma erwacht - und kämpft

Düsseldorf · Als Alessio Lunetto vergangene Woche aus dem künstlichen Koma erwachte, kam die Rede schnell darauf, ihn in eine Palliativstation zu verlegen. Der 25-Jährige, bei dem vor 19 Jahren die Muskelerkrankung Duchenne diagnostiziert wurde, die unheilbar ist, reagierte fast empört: "Was soll ich da? Ich sterbe doch noch nicht."

 Er lächelt wieder. Alessio in der Intensivstation der Uni-Klinik

Er lächelt wieder. Alessio in der Intensivstation der Uni-Klinik

Foto: A.Vogt

Kämpfen will er, um jeden einzelnen Tag, denn jeder Tag, sagt er, ist ein Geschenk. Auch, wenn er künftig dauerhafte Pflege brauchen wird, und die Ausflüge mit seinem ehrenamtlichen Betreuer vom Kinderhospizdienst erst einmal gestrichen sind. Durch die Muskelrückbildung ist Alessios Herz stark angegriffen, eine Operation würde er nicht überstehen. Deshalb muss er nun alles tun, um sich vor einer erneuten Infektion zu schützen, wie die, die ihn zuletzt auf die Intensivstation der Uni-Klinik gebracht hat.

Während Alessios Leben dort sprichwörtlich am seidenen Faden hing, hat Andreas Vogt, den der Ambulante Kinderhospizdienst vor einigen Jahren mit Alessio zusammenbrachte, und dessen ehrenamtliches Engagement weit über das Übliche hinausgeht, die Freunde und Bekannten des jungen Mannes über Facebook auf dem Laufenden gehalten.

Die zahllosen Genesungswünsche, die Alessio im Krankenhaus erreichten, gaben ihm und seiner Mutter Maria Kraft und Mut. Besonders gefreut hat er sich über einen Brief zweier junger Rapper. Iko und Purse aus dem Düsseldorfer Süden hatten schon einmal spontan ein Wohnzimmerkonzert für Alessio organisiert, sich seitdem mit ihm angefreundet. Jetzt wünschten ihm die beiden, die gerade eine neue CD produziert haben, die Kraft, um noch einmal gegen seine Krankheit anzukämpfen.

Und auch die Biker4Kids, die einmal im Jahr einen Motorradkorso für den Kinderhospizdienst organisieren - und Alessio seit Jahren dabei in einem der Beiwagen mitnehmen - haben sich gemeldet, sammeln im Internet Geld, um dem begeisterten Film-Fan einen großen Fernseher zu kaufen.

Denn auch auf seine geliebten Kino-Besuche wird er vorerst verzichten müssen. Zumindest hofft er, mit Andreas Vogt im September zum Linkin Park Konzert gehen zu können. Die Tickets haben sie schon lange gekauft. Und Alessio Lunetto ist zuversichtlich. "Gott hat mich in diese Lage gebracht, wenn ich sterben soll, ist das seine Entscheidung. Aber noch darf ich bleiben", sagt er. Und: "Ich werde niemals aufgeben."

(RP)
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