Drei mutmaßliche Immendorff-Bilder sichergestellt Drogenhändler mit Kunstsinn
Düsseldorf · Bei den Betreibern der in Flingern entdeckten Hasch-Plantage hat die Polizei drei Gemälde sichergestellt, die vermutlich von Jörg Immendorff stammen. Echtheit und Herkunft werden überprüft. Die Drogenzüchter sind in Haft.
Mit den Betreibern der Hasch-Plantage, die am Donnerstag in Flingern entdeckt wurde, befassen sich jetzt auch die Kunstexperten der Polizei. Bei einem der beiden Hauptverdächtigen, die seit mindestens einem Jahr in einer ehemaligen Industriehalle an der Fichtenstraße Drogen angebaut hatten, fand die Polizei nämlich drei Gemälde, die wahrscheinlich von Malerfürst Jörg Immendorff stammen.
Ob es sich um Originale handelt ist derzeit noch ebenso unklar wie die Herkunft der Bilder. Geprüft wird so auch ein Zusammenhang zwischen den Drogenhändlern und einem Einbruch im vergangenen Jahr in einer Anwaltskanzlei in der Carlstadt. Dort war im Dezember ein Immendorff aus seinem Rahmen geschnitten worden.
Auch zwei Einbrüche ins Atelier des im Mai vergangenen Jahres verstorbenen Künstlers werden erneut in den Fokus der Ermittler rücken. Im September 2002 und im Mai 2004 waren aus dem Atelier an der Stephanienstraße Wertsachen gestohlen worden. Erst später hatte sich herausgestellt, dass auch eine unklare Zahl Kunstwerke verschwunden war. Diesen Verlust hatte der Maler erst bemerkt, nachdem die Polizei acht Werke bei einer Einbrecherbande entdeckt hatte.
Die beiden 31 und 47 Jahre alten Cannabis-Züchter müssen aber nicht unbedingt auch Diebe sein. Möglich ist, dass einer ihrer Käufer das Rauschgift mit echter Kunst bezahlte. Weil Immendorff vor allem in jungen Jahren Rechnungen gelegentlich mit Zeichnungen beglich, sind seine Werke nicht nur bei Sammlern zu finden.
Ebenfalls nicht auszuschließen ist, dass die Plantagenbetreiber ganz offiziell in Kunst investierten. Schließlich soll die Drogenplantage jährlich rund 400000 Euro Reingewinn abgeworfen haben, schätzen die Fahnder. Ein Beamter berichtete nach der Durchsuchung der Wohnungen vom gehobenen Lebensstil der Männer, die neben dem Cannabis-Geschäft durchaus bürgerliche Berufe ausübten: "Die haben nicht schlecht gelebt."
Mit den beiden Hauptverdächtigen waren am Donnerstag drei Männer aus Meerbusch festgenommen worden, die für einen Stundenlohn von 13Euro die Blüten von den Cannabis-Stengeln trennten. Gegen alle Fünf erging am späten Freitagabend Haftbefehl. Auch ein Händler, der sich gerade mit Marihuana eingedeckt hatte, als die Polizei den 31-Jährigen Plantagenbetreiber besuchte, ist jetzt in Untersuchungshaft. Lediglich die 22 Jahre alte Lebensgefährtin des Beschuldigten wurde vom Richter wieder auf freien Fuß gesetzt.