Projekt der Drogenhilfe in Düsseldorf Substituierten-Gruppe räumt am Worringer Platz auf

Stadtmitte · Eine Substiuierten-Gruppe reinigt den Bereich rund um den Worringer Platz wochentags von Drogen-Müll. Das Projekt von Drogenhilfe und Jobcenter ist auf zwei Jahre angelegt.

 Die Teilnehmer an dem Projekt von Jobcenter und Drogenhilfe sind stolz auf das, was sie tun. Der Greifer ist ihr wichtigstes Arbeitsutensil.

Die Teilnehmer an dem Projekt von Jobcenter und Drogenhilfe sind stolz auf das, was sie tun. Der Greifer ist ihr wichtigstes Arbeitsutensil.

Foto: Marc Ingel

Gemächlichen Schrittes setzt sich die neunköpfige Gruppe vom Zentrum der Drogenhilfe an der Erkrather Straße in Bewegung. Im Schlepptau: zwei Handkarren mit Müllsäcken, jeder hat zudem einen Greifer. Denn es geht darum, Müll aufzusammeln, der nicht selten gefährlich sein kann. Es sind vor allem gebrauchte Spritzen, blutverschmierte Taschentücher oder ähnlicher Unrat, den Drogensüchtige rund um den Worringer Platz und den Hauptbahnhof hinterlassen. Auf den blauen Westen, die alle tragen, steht hinten „Die WegRäumenden“ geschrieben.

Die mobile Einsatztruppe besteht aus substituierten Drogenabhängigen im Hartz-IV-Bezug, die einen Weg zurück in ein normales Leben suchen. Die Drogenhilfe hat das niederschwellige Projekt zusammen mit dem Jobcenter im Rahmen des kommunalen Suchthilfeplans aufgelegt. „Die Menschen sind zunächst einmal nur schwer in ein klassisches Arbeitsverhältnis zu vermitteln“, sagt Christian Wiglow, Geschäftsführer Finanzen beim Jobcenter. „Diese Aufgabe ist eine Beschäftigung, die dazu beiträgt, dass die Person wieder so etwas wie eine richtige Tagesstruktur erhält“, ergänzt Michael Harbaum, geschäftsführender Vorstand der Drogenhilfe.

Die Resonanz ist überraschend positiv. Zehn Plätze stehen aktuell zur Verfügung, „und die Warteliste ist lang“, sagt Wiglow, der mit Norbert Hennenberg, bei der Drogenhilfe so etwas wie der Vater des Projekts, darüber nachdenkt, die Plätze aufzustocken. Montags bis freitags sind die „WegRäumer“ zwei bis drei Stunden am Tag unterwegs, bei Regen und bei Minustemperaturen. Sogar Mama sei seit Langem mal wieder stolz auf ihn, habe ein Teilnehmer Harbaum kürzlich im Scherz erzählt. „Es mag nichts Großes sein, aber es ist eine sinnvolle Beschäftigung, die Menschen, die über einen längeren Zeitraum nur Misserfolge erlebt haben, wieder ein Stück Selbstwertgefühl zurückgibt“, fügt er hinzu. Es seien viele kleine Schritte nötig, damit am Ende wieder Normalität im Leben ehemaliger Drogensüchtiger eintritt. Und: „Es entsteht auch so etwas wie ein Gruppengefühl. Früher ging es nur um einen selbst und wie man an die Droge kommt“, sagt Harbaum.

 Rund um den Worringer Platz werden täglich viele gebrauchte Spritzen weggeworfen.

Rund um den Worringer Platz werden täglich viele gebrauchte Spritzen weggeworfen.

Foto: Marc Ingel

Das Projekt ist zunächst jeweils auf zwei Jahre angelegt, auf lokaler Ebene würden aber durchaus Möglichkeiten der Verlängerung bestehen, erklärt Wiglow. Auch das Gesundheitsamt beteiligt sich an der Förderung, zudem erhalten die Teilnehmer eine entsprechende Einführung, um nicht Gefahr zu laufen, mit gebrauchten Spritzen in Berührung zu kommen. Und ganz umsonst müssen sie ihren Job auch nicht erledigen: „Es gibt 1,50 Euro Aufwandsentschädigung pro Stunde plus Fahrtkosten“, berichtet Christian Wiglow.

Wie wichtig diese Aufgabe ist, hat Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke erst am Runden Tisch Friedrich-Ebert-Straße erfahren: „Der Awista ist es zum Beispiel nicht erlaubt, in Hauseingängen Müll einzusammeln, da es sich dabei um Privateigentum handelt. Das übernehmen dann die Projekt-Teilnehmer.“ Entsprechend gab es von der Bezirksvertretung 1 einen Zuschuss für die Ausrüstung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort