Kokain im Wert von 600.000 Euro geschmuggelt Drogen: Anklage gegen Senioren

Düsseldorf · Das Paar kam aus der Dominikanischen Republik und wollte schnell zum Ausgang. Doch als Zöllner am Flughafen das Handgepäck der beiden Senioren untersuchten, fanden sie zehn Kilogramm Kokain im Wert von 600.000 Euro. Immer öfter fallen ältere Menschen durch Drogendelikte auf.

Sie kamen mit dem Nachtflug aus der Dominikanischen Republik, doch richtig erholt sah das ältere Paar nicht aus. Es ließ das Gepäckband, wo ihre Mitreisenden auf ihre Koffer warteten, links liegen und ging eilig zum Ausgang. So eilig, dass die Zöllner am Düsseldorfer Flughafen sich das Handgepäck der Niederländer dann doch genauer ansahen.

Seit Mai sitzt das Ehepaar nun in U-Haft, jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 57-Jährigen und seine 55 Jahre alte Ehefrau erhoben. Es geht um 10,4 Kilogramm Kokain, das die Zöllner damals fanden, ordentlich verpackt in kleinen Paketen. Der Marktwert der Drogen: rund 600 000 Euro. Dabei habe sie den Koffer doch lediglich mit Schmutzwäsche gepackt, gab die Frau sich ahnungslos.

Es ist nur einer von vielen Fällen in der letzten Zeit, bei dem ältere Menschen sich mit Drogendelikten strafbar machen. So steht etwa noch das Urteil gegen eine 76 Jahre alte Rentnerin aus, die als Kurierfahrerin kiloweise Marihuana aus den Niederlanden nach Deutschland geschmuggelt hatte, im vergangenen Jahr verurteilte das Landgericht einen 57-jährigen Mann, der das Drogenversteck eines Dealers leergeräumt hatte. 2009 machte ein gar 74 Jahre alter Mann als "ältester Drogenkurier Düsseldorfs" Schlagzeilen: Er hatte sechs Kilo Kokainpaste am Flughafen Düsseldorf in Kaffeedosen schmuggeln wollen.

Die Blumenkinder kommen ins Rentenalter, Flower Power, freie Liebe und eben der Konsum von Drogen inklusive. Und so wundert sich mancher Richter inzwischen, wer denn da vor ihm steht mit grauen Haaren und dritten Zähnen, denn immer mehr Menschen jenseits der 65 konsumieren illegale Drogen oder verkaufen sie. So gab es vor zehn Jahren in Nordrhein-Westfalen noch 74 Strafverfahren gegen über 60-Jährige wegen Drogendelikten. Im vergangenen Jahr waren es knapp 200.

Auch die Düsseldorfer Drogenhilfe muss häufiger ältere Abhängige betreuen. Berater Norbert Hennenberg sagt: "Es gibt einige, die als Jugendliche in den 60er Jahren mit dem Konsum anfingen und heute immer noch dabei sind." Zudem steigert sich durch diverse Therapien und Programmen mit Ersatzdrogen ihre Lebenserwartung. Allerdings sei von dem Lebensgefühl ihrer Jugend, als die Songs der Rolling Stones oder der Beatles voller Anspielungen auf Drogen waren, nichts mehr übriggeblieben. Oft setzt der körperliche Verfall früher ein, die Leiden des Alters treten offener zutage. Ein Problem, dem sich inzwischen auch diverse Programme annehmen, ist doch die Sucht älterer Menschen seit 2012 auch ein Schwerpunkt der neuen nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans.

Der Niederländer soll in späteren Vernehmungen erklärt haben, ein Fremder habe ihn für 6000 Euro als Drogenkurier angeheuert. Wo und wie das Kokain gegen die Wäsche des Paares ausgetauscht worden sei, wisse er nicht mehr. Seine Frau aber habe nichts geahnt. Allerdings soll der Mann auch an Alzheimer erkrankt sein.

Seine Frau, die zudem an einer Angstpsychose leidet, tat die Aussagen ihres Mannes als "unsinnig" ab, es scheint, als versuche das Paar bereits jetzt ein Bild des leicht tütteligen, harmlosen alten Pärchens abzugeben.

Ermittlungen der Düsseldorfer Drogenfahnder hingegen ergaben, dass sich das Paar nur eine knappe Woche in der Dominikanischen Republik aufgehalten hatte - und dennoch über ein Handy mit einer dortigen Telefonkarte verfügten. Es könnte sich also eher um professionelle Kuriere handeln. Über den Antrag auf Haftentlassung der Eheleute hat das Landgericht noch nicht entschieden. Offen ist auch, ob die Anklage überhaupt zugelassen wird. Von Beruf sind die Vertreter der Flower-Power-Generation übrigens Blumenhändler.

(RP/jco/ila)
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