Düsseldorfer Unternehmen Droege kauft 70.000-Mann-Firma

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Unternehmensberatung Walter Droege hat einen Mehrheitsanteil der Wiener Firma Trenkwalder übernommen. 2011 werden die Österreicher eine Milliarde Euro Umsatz machen. Droege sieht in dem Unternehmen ein großes Potenzial.

Noch vor wenigen Monaten hatte die Droege International Group sehr selbstbewusst verkündet, man verfüge über eine gut gefüllte Kasse und sei bereit für neue Investitionen. Jetzt hat sich eine Tochtergesellschaft des Unternehmens mehrheitlich an dem österreichischen Zeitarbeits- und Personaldienstleister Trenkwalder International AG beteiligt. Die Firma (Hauptsitz Wien) beschäftigt derzeit rund 70 000 Menschen und peilt fürs laufende Jahr einen Umsatz von einer Milliarde Euro an.

Das Unternehmen aus dem Nachbarland passt in die Definition der Beteiligungen, nach denen Droege Ausschau hält. Seinerzeit hieß es: Ziel seien "Gesellschaften und Neuakquisitionen von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu einer Milliarde Euro". Und weiter: "Dabei können auch große Investments ohne die sonst übliche Fremdfinanzierung des Kaufpreises kurzfristig realisiert werden." Kein Wunder: Die Droege-Gruppe ist sehr gut aufgestellt. Noch vor wenig mehr als einem Jahr verkündete ein Droege-Sprecher, der aktuelle Eigenkapital-Umfang liege derzeit bei 580 Millionen Euro, es gebe kein Fremdkapital in der Firma (sie ist komplett im Besitz der Familie Droege), und auch keine Verbindlichkeiten. Dass sich das seitdem verschlechtert hat, ist nicht anzunehmen — im Gegenteil: Die FAZ zitiert den Chef des Unternehmens kürzlich mit exakt diesen Angaben zum Eigenkapital.

Auf einer Liste der 300 wohlhabendsten Deutschen taucht Droege mit großer Regelmäßigkeit auf. Zuletzt lag er im Mittelfeld.

Wer ist dieser Walter Droege? Er lebt und arbeitet in Düsseldorf, legt aber keinen Wert auf Society-Aktivitäten. Er selbst sieht sich eher als Familienmensch, liebt einsame Stunden in der Natur und gäbe als Hobby (wenn er sich denn dazu äußern würde) Jagd und Pferdesport an. Wie und wo er dem nachgeht, wissen nur Eingeweihte. Zu Medien hat er ein eher — sagen wir: distanziertes Verhältnis. Droege und seine Frau sind außerdem Kunstinteressierte, selbst Sammler, haben sich als Förderer von (der Öffentlichkeit in Teilen zugänglichen) Kunstsammlungen betätigt und eine hohe Affinität zur Architektur. Das jedenfalls muss man so sehen, wenn man die (von außen unscheinbare) Droege-Firmenzentrale am Rand der Düsseldorfer City besucht. Dort hat Droege vor Jahren ein Bürohaus gekauft, an dem ihn der Baustil der 50er Jahre, also aus den Zeiten des Wirtschaftswunders, faszinierte. Statt das Gebäude komplett an den optischen Geschmack der Jetzt-Zeit anzupassen, restaurierte er es im Stil dieser Zeit — und schuf so ein Denkmal der 50er-Jahre-Bürokultur, die aber in den Kulissen den modernen Kommunikations-Techniken heutiger Zeiten angepasst wurde.

Zu seinem Engagement in Österreich erklärte Droege gestern der RP, Trenkwalder sei ein Unternehmen mit einem enormen Potenzial für die nächsten Jahre. Mit seinen 450 Standorten in 19 Ländern verfüge es über eine gute Basis weiterer Erfolge. Trenkwalder ist, das hat Droege ebenfalls erkannt, vor allem in vielen östlichen Ländern gut vernetzt, nicht nur in der Türkei, sondern auch in den Staaten des Nahens Ostens. Trenkwalder, so Droege, sei aber vor allem deshalb so interessant, weil es seinen Kunden nicht nur Zeitpersonal vermittele, sondern komplette Prozesse für die Firmen übernehme, Outsorcing im weitesten Sinn anbiete. Damit schaffe es für die Firmen eine Flexibilität, die es ermögliche, schwierige Zeiten gut zu überstehen.

Die Droege-Gruppe machte nach Angaben von Experten zuletzt einen Umsatz von rund sieben Milliarden Euro, in den verschiedenen Töchtern der weltweit agierenden Gruppe arbeiten mehrere tausend Mitarbeiter. Über den Umfang der Anteile, die Droege bei Trenkwalder übernommen hat, wollen beide Seiten keine Angaben machen, auch über den Preis gibt es keinerlei Aussagen. Nach den bisher getätigten Übernahmen solcher Art ist jedoch davon auszugehen, dass Droege sich einen Anteil gesichert hat, der ihm die Möglichkeit bietet, die Firma nach seinen Vorstellungen zu leiten — also eine deutliche Mehrheit der Anteile.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort