Mega TV für den ESC Dreischeibenhaus als Leinwand
Rund um den Song Contest soll das frühere Thyssen-Hochhaus abends zum größten Fernseher der Welt werden. Filme, Werbespots und Live-Übertragungen in TV-Qualität werden auf die Fassade projiziert. Das Licht soll bei gutem Wetter bis Köln zu sehen sein.
Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Leuchtturmprojekt, das massive Strahlkraft weit über die Grenzen von Düsseldorf hinaus entwickeln soll: Wie gestern bekannt wurde, verwandelt sich das Dreischeibenhaus am Gustaf-Gründgens-Platz vom 4. bis 14. Mai anlässlich des Eurovision Song Contests (ESC) in den größten Fernseher der Welt. Auf der der Stadt zugewandten Seite werden 6300 Quadratmeter Fassade des leerstehenden Gebäudes mit Bildern in TV-Qualität bestrahlt, dazu kommen Himmelsscheinwerfer und eine Multimediashow mit 3D-Effekten.
"Das wird ein echtes Mega-TV", sagt der Werber Marc Kömmerling, der das Konzept ausarbeitete und bei der Ideenbörse der Stadt einreichte. "Das Licht soll bis Köln zu sehen sein."
Feuerwerke und Opern-Livestream
Ein Imagefilm, der gestern vorgestellt wurde und bei RP Online zu sehen ist, veranschaulicht die ehrgeizigen Pläne: In 150 Metern Entfernung wird im Hofgarten ein Projektionsturm mit rund 30 so genannten Maxi-Beamern aufgebaut, deren kombinierte Lichtleistung 400 000 Ansi-Lumen oder 800 000 Watt erreicht. Anderthalb Wochen soll die frühere ThyssenKrupp-Zentrale ab Einbruch der Dunkelheit für je vier Stunden "auf Sendung" gehen. "Live-Übertragungen aus der Oper, Feuerwerke auf der Fassade — alles ist machbar mit der Bildmaschine", sagt Thomas Tennagels, der die technische Realisation übernommen hat. Kurator ist der Düsseldorfer Andree Verleger, der bereits die Olympischen Spiele in Peking 2008 kreativ beriet.
Der zu den Bildern gehörige Klang steht über eine eigens angemietete Radiofrequenz sowie per Sound-App für moderne Handys zur Verfügung. "Mit dem Mega-TV können wir die Menschen hier in der Stadt und in ganz Europa vor den Fernsehern begeistern", sagte OB Dirk Elbers. "Der Song Contest bringt das Potenzial unserer Stadt und unserer Bürger mit einer Wucht in die Öffentlichkeit, die ich mir zwar erhofft habe, aber so auch nicht erwartet habe."
Die Macher hegen die Hoffnung, dass die Fassade auch als gigantische Public-Viewing-Leinwand fürs ESC-Finale dienen kann. "Ja, das wünschen wir uns", sagt Ralf Zilligen, Kreativbeauftragter des Rathauses. "Wir hoffen zudem, das Dreischeibenhaus in der Abstimmphase des Wettbewerbs in der Sendung zu platzieren." Die Investition für die hochkomplexe Technik liege unter einer Million Euro, sagt Kömmerling, der für Cadman Real Estate Marketing Gebäude wie das "Sky Office" mit Namen versah. Die Summe soll schnell refinanziert sein.
Die Idee: Großunternehmen erhalten die Gelegenheit, eigens geschaffene Spots mit Werbeinhalten auf die Fassade zu projizieren, und zahlen dafür. Dem Vernehmen nach sollen mehrere Dax-30-Unternehmen bereits Interesse signalisiert haben. Ferner wird regelmäßig ein Imagefilm zu sehen sein, der Düsseldorf ins rechte Licht rückt. Auch soll ein Bild der Fassade auf die Fassade geworfen werden, was spezielle Effekte ermöglicht — etwa ein "wegrieselndes" oder ein umfallendes Dreischeibenhaus, das einen freien Blick bis nach Gerresheim ermöglicht. Bürger sind aufgerufen, weitere Ideen vorzuschlagen. "Eine größere Publicity-Idee für die Stadt kann es nicht geben", so Kömmerling.
Schon vor drei Wochen gab es einen ersten erfolgversprechenden Probelauf mit vier Beamern. Die Polizei untersuchte an jenem Abend, ob sich Anwohner durch das Licht gestört fühlen könnten. "Der Erste, der sich theoretisch geblendet fühlen könnte, wohnt aber in Oberkassel", sagte Zilligen über die "Weltsensation".