Düsseldorf Dreibeinige Hündin darf nicht mit ins Büro

Düsseldorf · Eine Werbeagentur-Mitarbeiterin wehrt sich vor dem Arbeitsgericht gegen das Hausverbot für ihre angeblich knurrende Hündin.

 Claudia van de Wauw will das Hausverbot im Büro für ihre Mischlingshündin Kaya nicht hinnehmen und klagt dagegen vor dem Arbeitsgericht.

Claudia van de Wauw will das Hausverbot im Büro für ihre Mischlingshündin Kaya nicht hinnehmen und klagt dagegen vor dem Arbeitsgericht.

Foto: WUK

Bellende Hunde beißen nicht. Aber bei Hunden, die knurren, ist doch Vorsicht angebracht. So fasste Arbeitsrichterin Sabine Dauch gestern das Kernproblem zusammen, das seit drei Jahren die Belegschaft einer Werbeagentur mit 180 Mitarbeitern beschäftigt. Denn Mischlingshündin Kaya, die Mitarbeiterin Claudia van de Wauw (46) seit Jahren mit ins Büro bringt, soll dort unangenehm aufgefallen sein durch Knurren und Bellen, sobald jemand das Büro von Frauchen betritt. Gestern rankte sich gar ein Arbeitsgerichtsprozess um das Verhalten der seit einem Bahnunfall dreibeinigen Mischlingshündin. Der neue Chef hatte dem Tier kurzerhand Hausverbot erteilt, was Frauchen aber nicht dulden will. Eine Einigung gelang nicht, also vertagte sich das Gericht auf Mitte Juni. Dann soll das Hausverbot gegen die angeblich knurrige Kaya weiter geprüft werden.

Die 8. Kammer des Arbeitsgerichts hatte keine Angst vor der vielfarbig gescheckten Kaya mit den spitzen Büschelohren. Etwa kniehoch, ist das "ja nicht gerade ein kleiner Hund", so die Vorsitzende Richterin. Das Gericht hatte das "persönliche Erscheinen" der Hündin aber nicht nur angeordnet, um dabei die Größe von Kaya festzustellen. Laut Vorwürfen von Bürokollegen soll die Hündin außerdem "streng riechen" und dauernd aggressiv auftreten. Von alledem war gestern im Termin im Saal 004 aber nichts zu merken. "Offenbar hält das Tier hier auch Ruhe", so die Richterin. Tatsächlich ließ sich Kaya nicht mal durch den Blitzlichtrummel der Fotografen und durch Filmkameras nervös oder aggressiv machen. Seelenruhig, fast gelangweilt lag die Hündin auf dem Teppichboden im Gerichtssaal, als ob die ganze Aufregung mit ihr nichts zu tun hätte. Das ist laut der Agentur-Belegschaft aber nicht immer so.

Sobald Kaya im Büro von Frauchen liegt oder auf dem angrenzenden Flur, würden Mitarbeiter (und auch die drei Geschäftsführer der Agentur) regelmäßig von ihr angebellt, die Hündin soll außerdem die Zähne fletschen und bedrohlich knurren. "Kollegen werden dadurch regelrecht an die Wand gedrängt", so einer der Firmen-Chefs im Prozess. Nach etlichen Vermittlungsgesprächen und Lösungsversuchen und sogar dem Besuch eines Hundetrainers ist nun aber "die Geduld am Ende", so die Firmen-Anwältin.

Frauchen Claudia van de Wauw antwortete ausweichend auf die Frage, ob ihr dreibeiniger Liebling überhaupt knurrt: "Ich würde es Brummen nennen." Aber: "Es ist niemandem jemals etwas passiert!" Und andere Kollegen dürften ihre Hunde doch auch mit ins Büro bringen. Was die Klägerin jetzt fordert, ist Gleichbehandlung. Doch wie das Problem zu lösen ist, dass Kaya offenbar das Büro samt Flur als ihr Territorium ansieht, blieb umstritten. "Am besten wäre, jemand könnte ihr das aberziehen", so die Richterin Dauch. Doch auf weitere Versuche, andere Hundetrainer oder Kompromisse (wie ein Zäunchen um Kayas Liegeplatz) will sich die Firma nicht mehr einlassen. Also geht der Prozess im Juni weiter – dann auch mit der Vernehmung von Büro-Kollegen, die sich durch Kaya bedroht fühlen. Der Hund, der gestern nach Prozessende auf seinen drei Beinen mit Frauchen freudig davonhüpfte, muss als Zeuge in eigener Sache nicht mehr auftreten.

(RP)
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