"Ständchen" in Düsseldorf Drei-Minuten-Konzerte in der City

Düsseldorf · Wenn die Menschen nicht zur Kultur kommen, muss die Kultur eben zu den Menschen kommen. Getreu diesem Motto und aus Anlass des 201. Geburtstags des Düsseldorfer Komponisten Norbert Burgmüller machte sich die gleichnamige Gesellschaft am Dienstag auf Wanderschaft durch die Altstadt.

Sechs Stationen standen auf dem Programm für ein jeweils dreiminütiges Kurzkonzert, das den treffenden Namen "Ständchen" hatte und aus der Feder des Komponisten stammt, den nicht alle Düsseldorfer kennen.

Und so waren auch die Reaktionen auf das Spiel von Dorothea Becker (Klarinette), Wolfgang Brandt (Gitarre) und Magnus Döhler (Bratsche) durchaus gemischt.

Während sich Bürgermeister Friedrich G. Conzen im Rathaus über den musikalischen Gruß freute und seinen Mitarbeitern augenzwinkernd signalisierte, das könne man ja jetzt jeden Tag organisieren, ging's beim Bäcker Hinkel auf der Mittelstraße weiter gewohnt wuselig zu. Josef Hinkel gab zu, was wohl vielen durch den Kopf schoss: "Ich hab' noch nie was von dem Komponisten gehört!" Umso erstaunter war der ehemalige Karnevalsprinz, als er das "Ständchen" hörte. "Das ist ja 'ne Schunkelnummer." Sprach's, hakte sich bei den Mitgliedern der Norbert-Burgmüller-Gesellschaft unter und ließ den Komponisten schließlich mit "Dreimal Burgmüller Helau" hochleben.

Gediegener ging es im Heine-Institut an der Bilker Straße zu. Dort entfalteten die Instrumente einen raumfüllenden Klang, der die Besucher der dort laufenden Ferdinand-Freiligrath-Ausstellung gleich anlockte und inspirierte. Die 85-jährige Eva-Maria Schütz rezitierte, beseelt von so viel Kultur am Vormittag, andächtig ein Freiligrath-Gedicht, das sie noch aus ihrer Schulzeit behalten hatte und dankte den Musikern für das schöne Erlebnis. "Was für ein Glück ich heute habe."

Das konnte nicht jeder von sich behaupten. Bei Dauser am Carlsplatz legten die drei Musiker zwischen Erbsensuppe und Möhreneintopf los. Das lag für den ein oder anderen Anzugträger wohl außerhalb des Fassungsvermögens. Doch es gab auch Zuhörer wie Jürgen Ströhr, der erstaunt lauschte und vom Vorsitzenden der Gesellschaft, Tobias Koch, sofort ein Buch über Burgmüller überreicht bekam. "Ich bin überrascht und perplex", meinte Ströhr und vertiefte sich sogleich in die Lektüre. "Burgmüller war ein Altstädter Jong" ließ Koch die Zuhörer wissen, und er schuf trotz seiner kurzen Lebenszeit (er wurde nur 26) zwei Sinfonien, Kammermusik und Klavierwerke.

Burgmüller wurde auf dem Nordfriedhof bestattet. Dort dürften sich die Freunde seiner Musik am 7. Mai wieder einfinden. Dann jährt sich sein Todestag zum 175. Mal. Mit dem richtigen Programm dürfte Norbert Burgmüller dann vielleicht auch international bekannt werden. Die Stadt ist voll. Es ist ESC-Woche.

(RP)
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