Dreck-Weg-Tag 2022 Mehr als 9000 Menschen befreien Düsseldorf von 25 Tonnen Müll

Düsseldorf · Am Samstag fand der erste Dreck-Weg-Tag nach der Corona-Pause statt. Mehr als 9000 Menschen beteiligten sich an der großen Sauberkeitsaktion von Pro Düsseldorf. Die Veranstalter sind nach der Pause zufrieden - und haben weitere Ideen.

Impressionen vom Dreck-Weg-Tag 2022 in Düsseldorf
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Impressionen vom Dreck-Weg-Tag 2022 in Düsseldorf

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Foto: Julia Nemesheimer

Überall verteilt sieht man am Samstagvormittag Menschen mit weißen Warnwesten, Greifern und Mülltüten in kleinen oder größeren Gruppen durch die Stadt ziehen. Auch in der Woche davor haben sich schon 40 Kitas und 30 Schulen daran beteiligt, sodass nach Veranstalter-Angaben 70 Prozent der Teilnehmenden Kinder und Jugendliche sind.

„Gerade die Kinder haben daran auch viel Spaß, sie sind an der frischen Luft und lernen dabei etwas über Nachhaltigkeit und Sauberkeit“, meint Klaus Vorgang, stellvertretender Vorsitzender des ausrichtenden Vereins Pro Düsseldorf. Nach der längeren Pause, bedingt durch Corona, ist es ein großer Erfolg, dass sich so viele Menschen auch an der diesjährigen Aktion beteiligen. Anfang Mai sei man allerdings recht spät dran. „Das Gras ist schon sehr hoch gewachsen, das macht das Aufsammeln schwieriger“, meint Vorgang. Dennoch steht die Überlegung im Raum, ein späteres Datum statt wie vorher oft Ende März für zukünftige Aktionstage zu wählen.

Viele Familien und Kleingruppen finden sich ab zehn Uhr am linksrheinischen Ufer bei der Oberkasseler Brücke ein, um mitzuhelfen. Paul (6) und sein Vater Elmar sind das erste Mal mit dabei und sind zufrieden, obwohl diese Seite des Rheins schon recht aufgeräumt ist. „Wir haben dennoch einiges gefunden, vor allem auch Glasscherben“, erzählt Elmar. Für Paul war schon die Vorfreude groß, schon um vier Uhr morgens sei er wach gewesen und habe es gar nicht abwarten können, loszuziehen.

Sophia ist alleine dabei und gibt am wartenden Awista-Auto eine Mülltüte ab, in die ein Bierkasten gepackt ist: „Ich habe daneben natürlich auch viel Verpackungsmüll gefunden. Glas lag da auch viel, aber das wird auch schnell schwer und macht die Tüten kaputt.“ Allerdings, wirft sie ein, solle man solche Aufräumaktionen vielleicht lieber auf der anderen Rheinseite starten oder an anderen Orten, die stärker verschmutzt sind.

Direkt neben der Ausgabestelle von Handschuhen, Müllbeuteln und Greifern von Pro Düsseldorf steht außerdem ein Stand von Freiwilligen, die sich in der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde engagieren. Sie haben viele Bekannte, aber auch Geflüchtete mobilisiert, die an diesem Tag mithelfen. Ina Schlich hat alles weitgehend organisiert: „Wir wollen den Menschen, die hier aus der Ukraine ankommen, die Möglichkeit geben, sich zu engagieren und auch eine Art Dank für die Hilfe in den vergangenen Wochen auszudrücken.“ Außerdem sei es so möglich, neue Kontakte zu bekommen und sich mit einzubringen. An ihrem Stand gibt es auch einige ukrainische Spezialitäten, die zehn Frauen am Tag vorher zubereitet haben; Süßes und Herzhaftes, auch Vegetarisches gibt es. Gekocht werden konnte in einer Profi-Küche: Der Club Culinaire, ein Verein ambitionierter Hobbyköche, wollte mithelfen und stellte kurzerhand seine Räume in Unterbilk zur Verfügung – und übernahm zudem die Kosten für die Zutaten. „Das war ein sehr lustiger Abend – ukrainische Frauen treffen auf einen Männer-Kochclub“, erzählen Ina Schlich und ihre Mitstreiterin Diana Chernyavaska.

Wenn Tischtennis-Weltstar Timo Boll (Borussia Düsseldorf) seinen guten Namen und sein Gesicht schon als Werbeträger für den „Dreck weg Tag 2022“ zur Verfügung stellt, dann will er auch dabei sein und sozusagen in seinem „Wohnzimmer“ den Dreck weg machen. So stand der 20-fache Europameister pünktlich um 10 Uhr auf dem Staufenplatz vor dem Deutschen Tischenniszentrum (DTTZ), half bei der Ausgabe der Materialien an die gut 25 weiteren „Saubermänner“ der Borussia, darunter auch die Bundesligaspieler Anton Källberg, Dang Qiu, Doppelweltmeister Kristian Karlsson und Cheftrainer Danny Heister, und griff wenig später selber zum Greifer und Müllsack. „Ich bin ein Sauberkeitsfanatiker. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich Müll am Straßenrand liegen sehe“, gesteht Boll. „Der Staufenplatz war aber in einem soliden Zustand. Da war wohl vorher schon einer und hat das Gröbste aufgesammelt.“ Und doch füllte sich der Bollsche Müllsack mit immer mehr Kronkorken, Glasscherben, Kabelbindern, Zigarettenstummeln und Mund-Nase-Masken. „Einiges davon hatte sich richtig in die Erde eingearbeitet“, so Boll.

Richtig lange währte die Aufräumaktion der Borussia-Bundesligaspieler allerdings nicht, denn die Fahrt zum Bundesliga-Halbfinale in Fulda stand auf der Arbeitsprogramm. Dennoch war der Klaus Vorgang mit der Borussia-Sammelaktion zufrieden. „Timo Boll war der erste, der da war und hat selber angepackt. Das können wir nicht von jedem 'Dreck-weg-Tag-Botschafter' sagen“, so Vorgang.

Obwohl die beiden ukrainischen Gruppen eigentlich unabhängig voneinander organisiert waren, treffen sie doch noch zusammen: Alex Logvynsky bringt gemeinsam mit anderen Helfern die Reste des Essens zum Bertha-von-Suttner-Platz. Dort nämlich sammeln sich gegen 12.30 Uhr nach und nach um die 200 Geflüchtete, die rund um den Platz in den angrenzenden Straßen Müll gesammelt haben. Organisiert wurde das von der Initiativgruppe Luna rund um Anna Kapustina. Viele Mitglieder leben schon länger in Düsseldorf und unterstützen nun aktiv die Geflüchteten bei der Integration und alltäglichen Problemen. Pro Düsseldorf hatte für diese Gruppe eine Suppenausgabe gespendet.

Unterdessen ist ein 20-köpfiger Trupp des Hauptsponsors Deutsche Postcode Lotterie in leuchtend roten T-Shirts nahe des Dreischeibenhauses, an der Landskrone und am Martin-Luther-Platz mit Müllsammeln beschäftigt. „Bei uns ist das inzwischen schon als Team-Event etabliert – schließlich geht das Thema uns alle an“, erklärt Pressesprecherin Stefanie Eß. Nicht nur Kolleginnen und Kollegen, sondern auch Partner und Kinder von einigen sind mit dabei. Eines der größten Ärgernisse für alle: Die unzähligen Zigarettenkippen, die man fast überall findet.

Nach dem Gewinn des Goldenen Besens für das Engagement im letzten Jahr, ist der Abenteuerspielplatz Eller auch 2022 wieder fleißig am Müll sammeln. Sechs Kinder und zwei Betreuer sind mit dem Anhänger unterwegs, in dem sich der Müll gleich auch sortieren lässt. Max Sticht, einer der Betreuer, erzählt, man habe jede Menge Müll entlang der Heidelberger Straße gefunden: „Von dem Innenleben einer Matratze über Radkappen bis hin zu dem üblichen Verpackungsmüll war so ziemlich alles mit dabei.“

Auch mit dabei waren wieder die Taucher vom Düsseldorfer Tauchverband am Elbsee. Dabei wurde rund ums Ufer, aber vor allem direkt im Wasser gesammelt - drei gut gefüllte Müllsäcke waren das Ergebnis. „Wie erwartet, konnten wir viel ‚Partymüll‘ finden: Flaschen, Dosen, Verpackungsmüll“, erzählt die zweite Vorsitzende den Deutschen Unterwasser Clubs und Organisatorin des Einsatzes der Taucher, Doris Menzel. Sogar eine Mülltonne habe man aus dem Wasser gezogen. Neben Tauchern mit Sauerstoffflaschen waren auch zwei Apnoe-Taucher dabei, die im See nach Unrat gesucht haben.

Insgesamt wurden 25 Tonnen Müll eingesammelt und von der AWISTA, die mit 24 Mitarbeitern und 112 Fahrzeugen im Einsatz war, abgeholt. Für die vielen Helfer und Helferinnen am Samstag und auch schon in der Woche davor geht der Aktionstag mit dem guten Gefühl zu Ende, etwas für die Stadt getan zu haben. Dennoch bleibt bei vielen der Wunsch, dass weniger Menschen rücksichtslos ihren Müll hinterlassen – sodass irgendwann ein Dreck-Weg-Tag vielleicht sogar überhaupt nicht mehr von Nöten ist.

Haben Sie am Dreck-Weg-Tag 2022 teilgenommen? Schicken Sie Ihre Fotos an duesseldorf@rheinische-post.de – wir veröffentlichen diese dann in unserer Online-Bilderstrecke.

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