Düsseldorf-Hassels Doppelmord: Sohn heuerte Killer an

Düsseldorf · Polizei und Staatsanwaltschaft veröffentlichten am Freitag Details zur Bluttat von Hassels am 17. Juni 2010. Demnach wartete Detlef W. (56) im Auto, während zwei junge Komplizen seine Halbschwester und seinen Stiefvater ermordeten. Der Bordellbetreiber wollte offenbar seine Enterbung verhindern.

 Udo Moll, Leiter der Mordkommission, Staatsanwalt Matthias Ridder und Einsatzleiter Frank Kubicki (v.l.) bei der Pressekonferenz.

Udo Moll, Leiter der Mordkommission, Staatsanwalt Matthias Ridder und Einsatzleiter Frank Kubicki (v.l.) bei der Pressekonferenz.

Foto: RP, Andreas Bretz

Genugtuung und Müdigkeit standen Udo Moll gestern zu gleichen Teilen ins Gesicht geschrieben. Fast acht Monate waren der Kriminalhauptkommissar und seine Mordkommission den Männern auf den Fersen, die am Morgen des 17. Juni an der Altenbrückstraße den pensionierten Regierungsbaudirektor Helmut S. (82) und dessen Tochter Mara (39) mit Schüssen in den Hinterkopf töteten. Monate voller minutiöser Ermittlungsarbeit, mit Auftritten in TV-Sendungen, mit wenig Schlaf und ohne Weihnachtsferien. Nun verkündeten Moll, Staatsanwalt Matthias Ridder und Kriminalinspektionsleiter Frank Kubicki die Erfolgsmeldung: Im Landkreis Fulda wurden Dienstag und Donnerstag drei dringend Tatverdächtige festgenommen. Ihnen wird zweifacher gemeinschaftlicher Mord aus Heimtücke und Habgier vorgeworfen.

Denn: Der 56-jährige Frührentner Detlef W., der in der osthessischen 6400-Seelen-Gemeinde Burghaun ein Bordell betreibt und 2005 bereits wegen Verstößen gegen das Waffenrecht ins Visier des Bundeskriminalamts geriet, ist der Sohn von Eleonore S. (82) aus erster Ehe, jener Frau, der die Täter kein Haar krümmten. Sie hatte W., das schwarze Schaf der Familie, stets finanziell unterstützt, während seine Halbschwester und sein Stiefvater seine Enterbung forcierten. "Das stand unmittelbar bevor", so Moll. "Es ging dabei um eine Summe von knapp unter einer Million Euro."

Um das zu verhindern, habe W. die drogensüchtigen Arbeitslosen Johannes K. (22) aus Burghaun und René B. (21) aus Neuhof für Summen zwischen 2000 und 5000 Euro angeheuert und sei am 17. Juni gegen 4 Uhr mit ihnen nach Düsseldorf gefahren. Während die beiden schossen, wartete W. im Auto. "Die Mutter sollte überleben. Detlef W. wollte sie später zu sich nach Hessen holen", sagte Moll. Schon kurz nach der Tat war W. ins Zentrum der Ermittlungen gerückt, nachdem in den Unterlagen von Mara S. Hinweise auf Erbstreitigkeiten gefunden worden waren. Monatelang wurde er überwacht und abgehört, "aber erst vor einigen Wochen hat er mit Johannes K. am Telefon erstmals über die Tat gesprochen", sagte Moll. Dies bedeutete den Durchbruch.

Zuvor hatte es lediglich Hinweise, aber keine Beweise gegeben: Ein Sprachgutachten, das anhand von Stimmsequenzen aus einem von Mara S.' Handy abgesetzten Notruf erstellt wurde, deutete in Richtung Hessen oder Thüringen. Video-Aufzeichnungen vom Acora-Hotel In der Donk, ganz in der Nähe des Tatorts, zeigten am Tatmorgen denselben Opel Vectra, mit dem W. auf der Rückfahrt nach Hessen in eine Radarfalle fuhr — seine Schergen hinter getönten Scheiben auf dem Rücksitz. Und: Eleonore S. hatte am Tag nach der Tat aus dem Krankenhaus bei der Polizei angerufen und von einem ungewöhnlichen Telefonat aus der Vorwoche berichtet, in dem ihr Sohn fragte, "wann bei euch die Post kommt" — René B. und Johannes K. verschafften sich Zugang zu Haus und Wohnung, indem sie sich als Postboten ausgaben. "In ihrem Paket hatten sie nach bisherigem Ermittlungsstand die Waffe versteckt, die W. ihnen gab", sagte Moll. Die Tatwaffe wurde noch nicht gefunden, die Munition (Kaliber 22) ist jedoch dieselbe, die schon 2005 bei W. gefunden wurde.

Kriminaldirektor Frank Kubicki, der den Einsatz in Hessen leitete, lobte ausdrücklich die Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden. Am Donnerstag gegen 6 Uhr nahmen zwei Sondereinsatzkommandos und vier mobile Einsatzkommandos aus Hessen und NRW Detlef W., der vor 30 Jahren von Düsseldorf nach Hessen zog, und René B. widerstandslos fest. Beide haben sich noch nicht geäußert, während Johannes K., der bereits am Dienstag verhaftet wurde, die Tat zugegeben hat. Zur Tat getrieben worden sein könnte W. durch eine Steuerschuld von 42 000 Euro, die zuletzt ins Grundbuch eingetragen wurde. Er galt als ruhiger und unproblematischer Nachbar, der zwar freundlich auftrat, sich aber aus dem Dorfleben komplett raushielt. René B. hingegen galt schon früh als auffällig, wenn nicht gar brutal — etwa gegen Tiere. Fußballkollegen von früher erzählen, dass er oft mit Eisenstollen auf den Platz auflief.

(RP)
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