Akne und geschrumpfte Hoden Doping: Bodybuilder entstellt

Düsseldorf · Schwerste Akne, geschrumpfte Hoden, weniger Spermien – mit diesen Symptomen kam ein 21-jähriger Amateur-Bodybuilder in die Uni-Hautklinik. Er hatte anabole Steroide eingenommen, um Muskeln aufzubauen.

 Muskelkater können den Sportler oft tagelang quälen.

Muskelkater können den Sportler oft tagelang quälen.

Foto: ddp, ddp

Schwerste Akne, geschrumpfte Hoden, weniger Spermien — mit diesen Symptomen kam ein 21-jähriger Amateur-Bodybuilder in die Uni-Hautklinik. Er hatte anabole Steroide eingenommen, um Muskeln aufzubauen.

Die ersten Pusteln und Pickel ignorierte der 21-Jährige, nennen wir ihn Christian, noch. Zwar hatte er schon den Verdacht, dass die Mittel, die er zweimal wöchentlich einnahm, nicht ganz unschuldig waren an dem Ausschlag — aber ganz so schnell mochte Christian auf die schönen Muskeln nicht verzichten, die er diesen Mitteln verdankte.

Erst als die Pusteln immer größer wurden, sich Entzündungen unter der Haut bildeten und aufplatzten, er in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war und Fieber bekam — erst dann suchte der Amateur-Bodybuilder die Uni-Hautklinik auf.

"Der Patient war in einem schlechten Allgemeinzustand und hatte eine schwere Akne", erinnert sich Peter Arne Gerber. Der Dermatologe der Uniklinik hat den Fall des 21-jährigen Bodybuilders nun gemeinsam mit den Kollegen Gabriela Kukova, Stephan Meller, Norbert Neumann und Bernhard Homey, kommissarischer Leiter der Uni-Hautklinik, in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht.

"Der junge Mann hatte die ganze Brust und den ganzen Rücken voller eitriger Pusteln, Abszesse und kraterförmiger Löcher", beschreibt der Mediziner. Zudem stellten die Ärzte fest, dass die Hoden des 21-Jährigen geschrumpft waren und seine Spermienzahl reduziert war.

"Wir hatten gleich den Verdacht, dass er anabole Steroide nimmt", sagt Gerber. Doch erst hartnäckiges Nachfragen bei der Anamnese bestätigte den Verdacht: Der 21-Jährige nahm zweimal wöchentlich 250 Milligramm Testosteron Enanthat und 30 Milligramm Metandienon ein, um Muskelmasse aufzubauen und noch mehr Gewichte stemmen zu können.

Sein Körper wehrte sich unter anderem mit einer "Acne conglobata", der schwersten Form der Akne. Eine Reaktion, wie sie in weniger schwerer Form in der Pubertät wegen der erhöhten Produktion des Sexualhormons Testosteron zu beobachten ist.

Schwer wiegende Nebenwirkung

"Dass der Körper so stark auf die anabolen Steroide reagiert wie bei diesem Patienten, ist zwar eine seltene Nebenwirkung, aber eine sehr schwer wiegende", erläutert Bernhard Homey, "mit langfristigen und bleibenden Schäden."

Laut Studien haben 40 bis 45 Prozent der Nutzer von Anabolika Hautveränderungen und eben so viele eine reduzierte Fruchtbarkeit; weitere Nebenwirkung können Herz-Kreislauf- und Leberschäden sein. "Zudem sagen die Prozentzahlen natürlich nichts über den Schweregrad der Symptome aus", betont Gerber. "Der ist individuell verschieden."

Auch die Dosierung lasse keine Schlüsse auf die Reaktion des Körpers zu; die Dosen, die Bodybuilder Christian genommen hat, sind den Ärzten zufolge in der Szene durchaus üblich. "Die heftige Reaktion lag nicht daran, dass der Patient noch etwas anderes oder eine Überdosis genommen hat, wie inzwischen bereits in Bodybuilder-Foren im Internet behauptet wird", so Gerber.

Als Muskelmann Christian die Steroide absetzte, besserte sich sein Zustand schnell. Über mögliche Schäden können die Ärzte derzeit keine genauen Angaben machen. Befürchten muss der Bodybuilder aber, dass seine Fruchtbarkeit dauerhaft eingeschränkt bleibt. "Auch die Narben wird er sein Leben lang behalten und dadurch in seiner Bewegung eingeschränkt sein. Denn Narbengewebe ist derber als normales Hautgewebe", so Gerber.

(RP)
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