Weltpremiere in der Black Box Dokumentarfilm über Anti-Mafia-Initiative

Es sind die Felder der Mafiabosse, auf denen heute Pasta, Wein und Olivenöl produziert wird. Von einer Anti-Mafia-Initiative, die ehemalige Mafia-Gutshöfe ihrer eigentlichen Bestimmung zuführen will. Corleone heißt die Stadt, die für Mafia und Mafiaverbrechen steht, die Stadt, aus der fünf der mächtigsten Mafiabosse kommen. Aber Corleone ist heute auch die Stadt, in der sich die Landwirtschaftskooperative "Placido Rizzotto – Libera Terra" gegründet hat und gegen alle Widerstände ökologische Landwirtschaft betreibt, die im ganzen Land verkauft wird. Der deutsche Filmemacher Frank Wittlinger erzählt davon in seinem Dokumentarfilm "Libera Terra", der am Samstag in der Black Box Weltpremiere feiert.

 Frank Wittinger drehte einen Dokumentarfilm.

Frank Wittinger drehte einen Dokumentarfilm.

Foto: rpo/Birgit Kranzusch

Es sind die Felder der Mafiabosse, auf denen heute Pasta, Wein und Olivenöl produziert wird. Von einer Anti-Mafia-Initiative, die ehemalige Mafia-Gutshöfe ihrer eigentlichen Bestimmung zuführen will. Corleone heißt die Stadt, die für Mafia und Mafiaverbrechen steht, die Stadt, aus der fünf der mächtigsten Mafiabosse kommen. Aber Corleone ist heute auch die Stadt, in der sich die Landwirtschaftskooperative "Placido Rizzotto — Libera Terra" gegründet hat und gegen alle Widerstände ökologische Landwirtschaft betreibt, die im ganzen Land verkauft wird. Der deutsche Filmemacher Frank Wittlinger erzählt davon in seinem Dokumentarfilm "Libera Terra", der am Samstag in der Black Box Weltpremiere feiert.

Dieses Jahr soll ein neuer Wein auf den Markt kommen, der "I cento passi" (100 Schritte) heißt. Auf dem Etikett wird vermerkt sein: "Prodotto su terre confiscate alla mafia", was soviel heißt wie "Hergestellt auf konfiszierten Feldern der Mafia". Angebaut wird er in Corleone, auf den Feldern, die früher den Mächtigsten der Mafia gehört haben. Zu kaufen in allen Supermärkten Italiens. Frank Wittlinger hat die Menschen getroffen, die den Wein hergestellt haben und in seinem Dokumentarfilm über die Mafia sprechen. Vorsichtig, manchmal ausweichend, manchmal konkret. "Die Angst vor der Mafia ist allgegenwärtig", sagt der Filmemacher. Ein Gefühl, dass sich durch den gesamten Film zieht.

"Jeder kennt die amerikanischen Filme über die Mafia, aber nur wenige kennen das Leid, das dahinter steckt, die Strukturen, die für manche Bürger verlässlicher sind als der Staat", erzählt Wittlinger. Aus Corleone stammen die letzten fünf Bosse der Mafia. Ausgerechnet am Tag nach der italienischen Wahl und der Niederlage Berlusconis am 11. April 2006 ging der letzte Boss, Bernado Provenzano, der Polizei nach jahrzehntelanger Suche ins Netz.

Was er hinterlassen hat, sind nicht nur die mafiösen Strukturen in der Stadt, sondern auch über 400 Hektar Land, das beschlagnahmt wurde und nun von der 2002 gegründeten Initiative Placido Rizzotto — Libera Terra" bewirtschaftet wird. Der Geistliche Don Luigi Ciotto hatte die Idee, die vom Staat konfiszierten Mafia-Besitztümer ihrem ursprünglichen Nutzen wieder zurückzugeben. So soll aus ehemaligem Mafia-Besitz ein Stück Sizilien wieder der Legalität zurückgeführt und dauerhafte Arbeitsplätze geschaffen werden. "Die Initiative will zeigen, dass es eine Alternative gibt", erzählt Wittlinger.

Doch die Anti-Mafia-Bewegung hat es nicht leicht. So wurde ihre Saat auf den Feldern zerstört, ein Traktor wurde geklaut, ein Hund hing erhängt über einem Feld. Symbole, die für sich sprechen. Wenige Tage vor der ersten Ernte wollte ihnen niemand aus der Umgebung einen Traktor leihen. Die Polizei musste eingreifen, und nur so konnte das Feld abgeerntet werden. Zunächst wagte niemand nach Arbeit zu fragen, manche gaben dem psychologischen Druck nach und verließen die Initiative. Doch nach ein paar Jahren fragten die ersten Frauen für ihre Männer nach Arbeit. Dass der wirtschaftliche Erfolg die Aversionen der Mafia schürt, darüber ist sich jeder bewusst.

Schon vor einigen Jahren hatte Frank Wittlinger von der Initiative gehört. Als im vergangenen Jahr Provenzano verhaftet wurde, war für ihn klar, dass er nach Corleone fährt, um über die Menschen zu berichten, die sich gegen die Mafia wehren. Zwei Wochen war der Dokumentarfilmer vor Ort. Aber die Dreharbeiten und die Suche nach Menschen, die über ihren Ort und die Mafia sprechen wollten, gestalteten sich schwierig. "Die einen wollten nichts erzählen, die anderen haben jeden Tag etwas anderes erzählt", sagt er. Und so drehte er die ersten Tag gar nicht, versuchte das Vertrauen zu den Bewohnern aufzubauen. Angst hatte er keine. "Es ist nichts passiert, wir konnten in Ruhe drehen, aber viele haben uns gemieden."

Der Film stellt die Kooperative und die Situation kurz nach der Verhaftung Provenzanos dar. Er lässt deren Mitglieder, die Bewohner und die Anti-Mafia-Aktivisten zu Wort kommen und zeigt dabei eine Mafia, die zwar im Film nicht erscheint, aber allgegenwärtig ist.

Weltpremiere von "Libera Terra":
Am 23. Juni um 19.30 Uhr in der "Black Box" im Filmmuseum, Schulstraße 4, in Düsseldorf. Regisseur Frank Wittlinger wird auch da sein.

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