Film über früheren Radprofi David Millar Radladen zeigt Dokumentation über die Einsamkeit des Kämpfers auf dem Rad

Der Radladen “Schicke Mütze“ zeigte eine sehenswerte Kino-Dokumentation über David Millar. Der frühere Tour-de-France-Fahrer kommt sogar für eine Ausfahrt vorbei.

Filme über den Radsport gibt es einige, zumeist steht die „Tour de France“ im Vordergrund: Es geht um Entbehrungen, körperliche Grenzen, schöne Landschaften, Gewinner und Verlierer. Regisseure wie Claude Lelouch oder Louis Malle haben sie gedreht, auch der deutsche Oscar-Preisträger Pepe Danquart. Als der Doku-Filmer Finlay Pretsell 2014 die letzte Radsaison von David Millar begleitet, ist auch hier die Tour als Höhepunkt des Films geplant, inklusive der obligaten Bilder von der Ehrenrunde mit Champagner-Glas auf den Champs Élysée. Doch wie es oft bei Dokumentationen ist, kommt alles anders.

Der 37-jährige Millar wird von seinem Team nicht für die Tour nominiert. So ist die Kino-Dokumentation „Time Trial“ über David Millars letzte Saison ein Fanal des Scheiterns eines alternden Radstars, der als bekennender Doping-Gegner nicht mehr mit dem Peloton mithalten kann. „Ich bin zu alt, ich mache das schon zu lange“, fasst der Zeitfahrspezialist seine letzte Saison als Profi zusammen.

Zur Deutschland-Premiere dieser nicht nur für Fans sehenswerten Doku kommt der Protagonist am Mittwoch, 4. Juli, ins Cinema-Kino. Organisiert hat diese Premiere und den Besuch Carsten Wien vom Radladen „Schicke Mütze“. „Wir sind stolz, dass wir David Millar überzeugen konnten, zur Premiere zu kommen“, sagt Wien. „Denn zwei Tage später wird er im englischen TV die Tour de France moderieren.“

Aber Millar, der Tagessiege bei den drei großen Rundfahrten errang und auch bei diesen zeitweise das Trikot des Führenden trug, wird nicht nur zur Premiere kommen, sondern davor an einer Ausfahrt teilnehmen und sich im „Schicke Mütze“ den Fragen von Fans stellen. „Ich freue mich irre, dass er auch bei der Ausfahrt mitmacht“, sagt Wien mit großer Vorfreude. Dabei stehe bei der Tour von etwa 50 Kilometer weniger der sportliche Aspekt im Vordergrund, sondern eine gemütliche Radlrunde mit Zeit für Unterhaltungen. „Wir peilen einen eher lockeren Schnitt von 27 Stundenkilometer an,“, sagt Wien.

David Millars Kommen dürfte auf großes Interesse stoßen, da ist sich Wien sicher: „Er ist ein Vorbild, er war der erste Radprofi, der, nachdem er beim Dopen erwischt wurde, komplett ausgepackt hat. Er war sehr offen und ehrlich, das kommt an.“ Außerdem habe er in zwei Büchern sehr reflektiert und eloquent über sein Leben vor und nach dem Doping berichtet.

Neben den Leiden und dem Scheitern sieht man in „Time Trial“ aber auch Alltägliches aus dem Leben eines Radprofis: Wasser holen am Teamwagen, Unterhaltungen übers Wetter oder Einblicke aus dem Teamhotel mit seinem Zimmernachbarn Thomas Dekker nach einem erfolglosen Rennen. Dieser ungeschönte Blick ist, wenn er auch manchmal etwas gestellt wirkt, ein sehr intimes Porträt des Radsports und eines seiner glaubwürdigsten Protagonisten.

„Jeder, der ernsthaft Radsport betreibt, kennt diese Momente des Scheiterns, wo man einfach keinen Meter mehr fahren kann“, sagt Carsten Wien. „In ‚Time Trial‘ kann man sie in Groß auf der Kinoleinwand sehen.“

Info Premiere von „Time Trial“ am Mittwoch, 4. Juli, 21 Uhr im Cinema, Schneider-Wibbel-Gasse. Vorverkauf bei Schicke Mütze, Talstr. 22. Anmeldung zur Ausfahrt unter info@schickemuetze.de.

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