Düsseldorf DJ Helmy spielt seit 24 Jahren die Musik des Regenbogens

Düsseldorf · Der Pink Monday ist der umsatzstärkste Tag der Kirmes. Das Zentrum der Party ist die "Schwarzwaldchristel" – und natürlich der Mann an den Plattentellern mit Hits von Abba und Boney M., Udo Jürgens und Marianne Rosenberg.

 DJ Helmy ist Sammler – nicht nur von Musik: Seine Wohnung ist voller Design aus den Epochen von Art Deco und Jugendstil.

DJ Helmy ist Sammler – nicht nur von Musik: Seine Wohnung ist voller Design aus den Epochen von Art Deco und Jugendstil.

Foto: andreas Bretz

Der Pink Monday ist der umsatzstärkste Tag der Kirmes. Das Zentrum der Party ist die "Schwarzwaldchristel" — und natürlich der Mann an den Plattentellern mit Hits von Abba und Boney M., Udo Jürgens und Marianne Rosenberg.

 Alle Attraktionen auf einen Blick: Zur besseren Ansicht bitte auf die Grafik klicken.

Alle Attraktionen auf einen Blick: Zur besseren Ansicht bitte auf die Grafik klicken.

Foto: KÖ/K Änderungen vorbehalten

Am kommenden Montagabend wird rund um die "Schwarzwaldchristel" wieder viel Liebe in der Luft sein. Denn ein Lied darf beim Pink Monday keinesfalls fehlen: "Love is in the Air" von John Paul Young. "Das ist der Höhepunkt", sagt der Mann, der seit 24 Jahren an diesem besonderen Kirmes-Abend an den Plattentellern steht. Er heißt Helmut, seinen kompletten Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Am besten einfach DJ Helmy. "So kennt mich jeder."

Es wird wieder heiß hergehen beim Pink Monday, der seit langem der umsatzstärkste Tag der Großen Kirmes ist. Noch sitzt der DJ aber in seinem schattigen Garten. Helga, ein Mix aus Mops und Chihuahua, will unermüdlich den Ball geworfen bekommen. Drinnen eine unglaubliche Fülle an Design. Vasen, Lampen, Stühle, Aschenbecher — alles Art Deco oder Jugendstil. DJ Helmy ist ein Jäger und Sammler. Nicht nur bei Musik. Das Handy klingelt. Ute Bruch ist dran, die Chefin der "Schwarzwaldchristel". Letzte Absprache wegen Montag. "Ich komme wie immer mit der großen und der CSD-Flagge", sagt Helmut.

Die Fahne in den Farben des Regenbogens, weltweit das Symbol der Schwulen und Lesben, weht am Pink Monday überall auf der Kirmes. Das war nicht immer so. "Als wir anfingen, haben sich die anderen Schausteller aufgeregt", sagt der DJ. Nicht wegen des Publikums, sondern weil sich vor der "Schwarzwaldchristel" Menschentrauben drängten und den Rundlauf der Kirmesbesucher bremsten. Das hat sich längst geändert, die meisten Schausteller machen mit. Wenn Homo- und Heterosexuelle in Massen gemeinsam feiern, klingeln auch die Kassen. Bis zu 50 000 Besucher werden an diesem Tag gezählt.

Angefangen hatte alles vor etwa 30 Jahren damit, dass Karin Houck, Wirtin des "Nähkörbchens" in der Altstadt (ein beliebter Treffpunkt für Schwule und Lesben), am Kirmes-Montag, ihrem Ruhetag, mit ihrer Belegschaft und Stammgästen in die "Schwarzwaldchristel" gekommen ist. Daraus entstand zunächst eine Party im kleineren Kreis. Später stieß Helmut dazu, lernte Ute Bruch kennen (ausgerechnet beim Rosenberg-Hit "Er gehört zu mir") und machte es — seiner eigenen Partyreihe entsprechend — zum "Gay Happening". Das Zelt der Bruchs blieb das Herz des Pink Monday — und natürlich die Musik von DJ Helmy.

Was gehört dazu? "Auf jeden Fall Remixe der besten Hits von Udo Jürgens und Marianne Rosenberg." Lou Bega darf nicht fehlen, ebenso Südamerikanisches mit Geheimtipps wie Chavela Vargas. Als Überraschung manchmal auch "Walk on the Wild Side", dessen Anfang sich schon mit elektronischen Klängen mischen lässt. Computer-Technik setzt DJ Helmy beim Auflegen ein, aber am liebsten sind ihm noch immer Vinyl-Platten, die Originale, die knarzen und hörbare Kratzer haben. "Das gehört einfach dazu." Zwei Kisten mit je 80 Scheiben nimmt er zum Pink Monday mit. "Ich habe immer alles dabei, um vorbereitet zu sein. Denn man weiß nie, wie der Abend läuft."

Auch für ihn als DJ ist dieser Abend im Jahr ein besonderer: "Da kann ich endlich mit Stimmungsmusik loslegen." Bei seinen "Gay Happening"-Partys, viermal im Jahr in der "Nachtresidenz", muss er ein Publikum zwischen 18 und 60 spezieller bespielen. In Krefeld hatte er einst in der "Königsburg" Maßstäbe gesetzt: Aus ganz Deutschland und auch Nachbarländern pilgerten Besucher zu den Partys. Das lag auch an den Künstlern, die Helmy holte und teils bis heute vermittelt: Holly Johnson, Frontmann der Band "Frankie goes to Hollywood", der seit 20 Jahren zu seinen Freunden zählt. Marc Almond, Sänger von "Soft Cell". Amanda Lear, die "Weather Girls", Bananarama, Chaka Khan und natürlich Grace Jones. Die logierte vor ihrem Konzert 1990 im Breidenbacher Hof. Helmut sollte sie um 22.45 Uhr abholen. Es dauerte bis fast 3 Uhr morgens, bis sie schließlich in die Lobby schritt. Dafür legte sie anschließend ein unvergessenes, dreistündiges Konzert in der "Königsburg" hin.

Für Marianne Rosenberg ließ er während des Konzerts 2000 Baccara-Rosen regnen. "Leider hatten wir im Stress vergessen, die Dornen zu entfernen." Bei Hildegard Knef, die aus den USA angereist war und das letzte Konzert vor ihrem Tod gab, regneten die Rosen dann dornenlos. Zu Helmys Freunden gehört auch Liza Minelli, deren Deutschlandtour er 2009 organisierte. Viele dieser Freundschaften hat er in London geknüpft, wo er zehn Jahre lang lebte und in dem Club "Heaven" auflegte. Seinen Job als TUI-Reiseleiter hängte er schließlich an den Nagel. Wie alt er ist? Helmut lächelt und schweigt. Nur so viel: "Jünger als Mick Jagger."

Tut auch gar nichts zur Sache, so lange die Stimmung stimmt. Und die Gäste auch beim kommenden Pink Monday in die "Schwarzwaldchristel" drängen, feiern, tanzen. Und Harry Bruch, der Mann der Chefin, vielleicht wieder mit dem Föhn über der Kasse steht, weil der Schweiß so stark von der Decke tropft. Und aus den Boxen schallt: "Love is in the Air".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort