Podiumsdiskussion zum Tag der Deutschen Einheit Chemnitzer und Düsseldorfer wollen weiter kooperieren

Altstadt · Zum Tag der Deutschen Einheit waren Bürger aus der Partnerstadt zu Gast. Ihr Fazit: Neben produktiver Zusammenarbeit gibt es noch immer Vorurteile.

 Hans-Jochem Witzke, Petra Albrecht und Roland Buschhausen  sprechen im Maxhaus über die Zusammenarbeit von Düsseldorf und Chemnitz.

Hans-Jochem Witzke, Petra Albrecht und Roland Buschhausen sprechen im Maxhaus über die Zusammenarbeit von Düsseldorf und Chemnitz.

Foto: RP/Dominik Schneider

Ist eine Städtepartnerschaft noch zeitgemäß? Unter dieser Leitfrage stand eine Podiumsdiskussion im Maxhaus am Sonntag, mit der der Besuch einer Gruppe aus der Partnerstadt Chemnitz in Düsseldorf geendet hat. Vorgestellt wurden Beispiele für die Zusammenarbeit der Städte „im westlichsten Westen und östlichsten Osten“, wie Moderatorin Petra Albrecht sagte. Am Freitag waren die Besucher im Rathaus zu Gast gewesen. „Düsseldorf ist eine Stadt, in der Sie immer willkommen sind“, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel dort.

Der Leiter des Düsseldorfer Sozialamtes, Roland Buschhausen, erinnerte sich, wie er vor und nach der Wende geholfen hatte, in Chemnitz eine Verwaltung nach westdeutschen Standards aufzubauen. „Wir haben eine Festplatte gespendet, und mit einem Lötkolben und einem Schraubenzieher haben sie in Chemnitz daraus eine Adressverwaltung gebastelt, die unserer überlegen war“, erzählt Buschhausen.

Zum Abschluss des Besuchs wurde der Blick auf die Zusammenarbeit gelenkt. So stellte Sandra Hartung, Lehrerin am Görres-Gymnasium, die Teilnahme ihrer Theatergruppe an der Schultheaterwoche in der Partnerstadt vor. Ebenfalls auf dem Podium saß Hans-Jochem Witzke. Als Mitglied der SPD unterstützte er seine Parteigenossen nach der Wiedervereinigung im Wahlkampf: „Es ging damals um so elementare Dinge wie eine Schreibmaschine, um Wahlwerbung erstellen zu können“, erinnert sich Witzke.

In seiner Funktion als Vorsitzender des Mietvereins hat er zudem nach der Wende die Chemnitzer zu Fragen des neuen Mietrechts beraten, und in Begleitung einer Boxstaffel nahm er an Wettkämpfen in der Partnerstadt teil. Wiebke Herter erzählte von der Arbeit ihres Anti-Diskriminierungsvereins Schlau Düsseldorf und der Vernetzung mit Initiativen in Chemnitz.

„Genau so etwas ist wichtig: Zusammenarbeit, die von unten kommt, von Bürgern und Vereinen, nicht nur von der Politik“, sagte eine der Besucherinnen. In der offenen Diskussion kritisierten die Chemnitzer, dass die wertvollste Vernetzung bei dem Düsseldorf-Besuch abseits der offiziellen Tagesordnung stattgefunden habe. Bei verschiedenen Terminen, etwa im Schauspielhaus und im Landtag, sei hingegen eher das Trennende betont worden. Vor allem, dass immer wieder auf die Ausschreitungen von 2018 eingegangen worden sei, störte die Menschen aus Sachsen. Den Austausch mit den Düsseldorfer Bürgern beschrieben sie dagegen als positiv.

In beiden Städten wünscht man sich, diese Kooperation aufrechtzuerhalten und auszubauen. Und Chemnitz kann in manchen Punkten Vorbild für Düsseldorf sein: So wünscht sich Sandra Hartung beispielsweise mehr Unterstützung von der Stadt für die Jugendkultur.

Vor dem Abschied sind sich Chemnitzer und Düsseldorfer einig: Die innerdeutsche Städtpartnerschaft ist auch 30 Jahre nach dem Ende der DDR noch wichtig.

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