Gastronomie in Düsseldorf Und plötzlich macht die Terrasse dicht

Düsseltal · Der Biergarten der Sennhütte an der Rethelstraße ist Kult. Doch nach der Beschwerde eines Nachbarn ist jetzt um 22 Uhr Feierabend. Da sich die Terrasse auf Bahngelände befindet, könnte ein Sachgutachten Abhilfe schaffen.

 Der Biergarten entlang der Gleise in der Sennhütte ist längst mehr als nur ein Geheimtipp.

Der Biergarten entlang der Gleise in der Sennhütte ist längst mehr als nur ein Geheimtipp.

Foto: Marc Ingel

Die Sennhütte war früher mal ein Bahnhofsklo. Wer sich die Fotos vom monatelangen Umbau anschaut, die Ines König und Steffi Wicke in ein Album geklebt haben, kann ermessen, wie viel Herzblut die beiden in ihr Projekt investiert haben. Zehn Jahre ist das her, und aus der Gaststätte ist längst eine Kultkneipe geworden. Was nicht zuletzt an dem Biergarten entlang der Bahngleise liegt. Die Gäste gehen auf Holzbohlen, sitzen auf Bretterstufen, schauen dabei den vorbeifahrenden Zügen hinterher und staunen über den sich über das Geländer biegenden Apfelbaum. Auch vorne raus, zur Rethelstraße, wurde die Terrassse mittlerweile erweitert, was durch den hinzugewonnenen Platz durch die Einrichtung der Bushaltestelle möglich war.

Doch seit Anfang Juli ist Schluss mit lustig in der Sennhütte, um 22 Uhr muss die Terrasse dichtgemacht werden, was gerade bei diesem Rekordsommer auf wenig Verständnis bei den Gästen stößt. „Viele sind schon abgewandert an die Moltkestraße“, berichtet Steffi Wicke. „Ich kann sie sogar verstehen, ich würde es auch nicht wollen, dass um 21.45 Uhr die letzte Runde ausgerufen wird, und mir um 22 Uhr jemand den Teller unter der Nase wegzieht“, erklärt sie überspitzt. Aber was ist passiert? „Ein Nachbar hat sich wiederholt beschwert, unsere Gäste zudem auf seiner Facebookseite als asozial beschimpft, dann kam der Brief vom Ordnungsamt“, berichtet Ines König.

„Zuvor stand plötzlich die Lebensmittelkontrolle bei uns in der Tür, es habe Beschwerden gegeben, hier sei alles dreckig. Aber sie haben nichts gefunden“, sagt Steffi Wicke. Dann hagelte es Knöllchen, wenn Ines König Waren vor dem Laden auslud. „Ich habe mir eine Sondergenehmigung für 190 Euro im Jahr besorgt, jetzt darf ich eine halbe Stunde dort stehen“, sagt sie. Die Verkürzung der Terrassenöffnungszeiten hat nun aber doch einen Schock ausgelöst. „Wir müssen darüber nachdenken, Personal zu entlassen“, sagt Steffi Wicke, gut 20 Aushilfen beschäftigen die beiden. „Wir haben jetzt einen Mittagstisch eingeführt, aber das kann die Verluste im Terrassengeschäft nicht auffangen“, sagt Ines König. Könnten beide mit verkürzten Öffnungszeiten direkt an der Rethelstraße noch halbwegs leben, fehlt ihnen jegliches Verständnis für die Sanktionen bezüglich des Biergartens an den Gleisen. „Hier stört man niemanden, wir haben sogar noch in den Schallschutz investiert“, so Steffi Wicke. „Außerdem rasen hier regelmäßig ICE-Züge vorbei, die sind viel lauter. Wir spielen ja noch nicht mal Musik“, ergänzt Ines König.

 Ines König (l.) und Steffi Wicke können trotzdem noch lachen.

Ines König (l.) und Steffi Wicke können trotzdem noch lachen.

Foto: Marc Ingel

Die hintere Terrasse liegt nicht auf städtischem Gelände, die Fläche gehört der Bahn. Und das könnte eine Chance für die beiden Gastronominnen sein. Die Stadt fühlt sich zwar absolut im Recht, verweist darauf, dass auch die wiederkehrende Beschwerde eines einzelnen Anwohners ausreiche, um ordnungsrechtliche Maßnahmen einzuleiten, das Ordnungsamt würde die Rechtmäßigkeit auch überprüfen, sagt Stadtsprecher Volker Paulat. Aufgrund der Gebietsausweisung habe das Bauaufsichtsamt zudem eine Betriebszeit über 22 Uhr hinaus als nicht zulässig angesehen.

Aber: „Sollte seitens der Betreiberin eine sachverständige Immissionsprognose vorgelegt werden, die eine Sperrzeit bis 24 Uhr zulässt, wäre nach Prüfung durch das Bauaufsichtsamt und unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse eine entsprechende Entscheidung möglich“, führt Paulat aus. Das macht Ines König ein bisschen Hoffnung, sie hat über dieses notwendige Gutachten auch schon mit ihrem Anwalt gesprochen, „aber das Geschäft in diesem Sommer ist natürlich trotzdem im Eimer“.

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