Düsseldorf Diskussion über die wachsende Stadt

Düsseldorf · Experten aus Verwaltung, Wissenschaft und Politik sprachen bei der Podiumsdiskussion der RP im Maxhaus über die Folgen der immer weiter steigenden Einwohnerzahl. Es wurde deutlich: Düsseldorf steht vor vielen Herausforderungen.

 Die erste Gesprächsrunde: RP-Redakteurin Denisa Richters (v. l.), Soziologie-Professor Reinhold Knopp, Baudezernent Gregor Bonin, Sozialdezernent Burkhard Hintzsche und RP-Redaktionsleiter Uwe-Jens Ruhnau

Die erste Gesprächsrunde: RP-Redakteurin Denisa Richters (v. l.), Soziologie-Professor Reinhold Knopp, Baudezernent Gregor Bonin, Sozialdezernent Burkhard Hintzsche und RP-Redaktionsleiter Uwe-Jens Ruhnau

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Für den Soziologen Reinhold Knopp zeugt die wachsende Bevölkerung Düsseldorfs von der Attraktivität der Stadt. Aber der Professor an der Düsseldorfer Fachhochschule, der die Lebensbedingungen in vielen Stadtteilen untersucht hat, sieht auch große Herausforderungen durch das stetige Wachstum. Knopp warnte, dass die soziale Mischung in der Stadt verloren gehen könnte. Familien mit Kindern bräuchten trotz der hohen Nachfrage bezahlbaren Wohnraum. "Wachstum erzeugt Druck."

Diese Schlussfolgerung teilten die anderen Gäste der Podiumsdiskussion der Rheinischen Post gestern Abend im Maxhaus. Uwe-Jens Ruhnau, Leiter der Lokalredaktion Düsseldorf, und Kommunalpolitikredakteurin Denisa Richters befragten in zwei Runden zunächst Experten aus Wissenschaft und Verwaltung und anschließend aus der Politik zu Chancen und Risiken der anhaltenden Entwicklung. Der Hintergrund: Die Einwohnerzahl steigt seit Jahren deutlich — und wird es weiter tun. Prognosen gehen davon aus, dass Düsseldorf bald 605 000 Einwohner und damit rund 8 000 mehr als heute haben wird.

 Die Politiker-Runde im Anschluss: Alexander Fils (CDU, v.l.), Norbert Czerwinski (Grüne), Manfred Neuenhaus (FDP) und Klaudia Zepuntke (SPD)

Die Politiker-Runde im Anschluss: Alexander Fils (CDU, v.l.), Norbert Czerwinski (Grüne), Manfred Neuenhaus (FDP) und Klaudia Zepuntke (SPD)

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Auch wenn alle Beteiligten sich einig waren, dass man auf das Wachstum reagieren muss, waren ihre Schlussfolgerungen sehr unterschiedlich. Das zeigte sich vor allem beim Reizthema Wohnen, auf das die Diskussion immer wieder zurückkam und das auch viele der 150 Besucher spürbar bewegte. Klaudia Zepuntke (SPD) warf der Stadtverwaltung und der schwarz-gelben Ratsmehrheit vor, nicht früh genug gegen steigende Mieten vorgegangen zu sein. "Auch das nun beschlossene Handlungskonzept Wohnen wird nicht das aufholen, was verpasst wurde." Baudezernent Gregor Bonin schätzt die Lage anders ein. Die Stadt schöpfe schon lange ihre Möglichkeiten aus, etwa durch Freigabe von Brachflächen, nun sorge das Handlungskonzept für eine feste Quote von gefördertem und preisgedämpftem Wohnraum bei Neubauten. Es gebe keine Wohnungsnot. "Menschen, die nach Düsseldorf kommen, finden Wohnraum in unterschiedlichen Preissegmenten", meinte Bonin. Dieser Ansicht war auch FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus. Er sieht in dem Handlungskonzept ein wirkungsvolles Mittel, um eine soziale Durchmischung zu gewährleisten. "Alle Versuche von sozialem Wohnungsbau, wie ihn die SPD fordert, sind in der Vergangenheit schiefgegangen." CDU-Planungsexperte Alexander Fils mahnte, trotz aller Bemühungen nach mehr Wohnraum auch die Lebensqualität der Stadt zu bewahren. "Familien wollen Grünflächen."

Immer wieder kehrte die Diskussion auch auf die sozialen Fragen des Wachstums zurück. Sozialdezernent Burkhard Hintzsche erinnerte daran, dass Düsseldorf 235 Millionen Euro pro Jahr in Kindertagesstätten investiert und betonte die Bedeutung der 31 "Zentren Plus", welche die Stadt für die Vernetzung von Senioren aufgebaut hat. "Das finden sie in kaum einer anderen Stadt."

Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass die steigende Anzahl von Älteren — eine Entwicklung in allen deutschen Städten — eine große Herausforderung ist. Norbert Czerwinski (Grüne) sieht eine wachsende Bedeutung von barrierefreien Wegen im Viertel. "Die Entwicklung der Quartiere wird darüber entscheiden, ob Düsseldorf eine moderne Stadt ist."

(RP)
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