Düsseldorf Disco-Fox tanzen zu Bob Marley

Düsseldorf · Menschen der Generation 50plus feiern nach dem Motto "Wir können auch anders" im Kulturzentrum Zakk. Dabei steht der Spaß am Tanzen im Vordergrund - Stilfragen sind ziemlich egal.

 DJ Ingwart Jung hinter den Reglern im Zakk. Er mischt rigoros Musik der 60er, 70er und 80er Jahre.

DJ Ingwart Jung hinter den Reglern im Zakk. Er mischt rigoros Musik der 60er, 70er und 80er Jahre.

Foto: Andreas Endermann

Entgegen böser Gerüchte kommen die Besucher der Ü50-Party im Zakk nicht mit Rollatoren zum Tanzvergnügen, sondern reisen vielfach mit dem Fahrrad an. Und die Party ist auch nicht schon um 22 Uhr beendet, sondern es geht bis 1 Uhr hoch her. Auch sind die Gäste nicht alle bereits im hohen Greisenalter, sonder zwischen 45 und 65 Jahre alt. "Anfangs war das noch anders. Da kamen auch manchmal über 80-Jährige", sagt DJ Ingwart Jung.

Anfangs, das ist nun zehn Jahre her. Damals wurde nach einem EDV-Kurs für Senioren der Wunsch laut, eine Abschlussparty zu feiern. Was nur als einmaliges Erlebnis an einem Nachmittag geplant war, hat sich inzwischen zu einer der beliebtesten Abendveranstaltung im Kulturzentrum entwickelt. Einmal im Monat strömen unter dem Motto "Wir können auch anders" bis zu 500 Besucher in das Zakk, um vor allen Dingen unermüdlich die Tanzfläche unsicher zu machen. Und das vom ersten Lied an.

"Ich liebe hier die Atmosphäre und dass man hier tanzen kann, wie man will", sagt Besucherin Luise Westel, die immer mit einer Freundin aus Mönchengladbach anreist. So tanzt ein Paar konsequent nur Disco-Fox, selbst wenn Reggae oder Rock 'n' Roll gespielt wird. Ein anderes Pärchen nutzt jedes Stück, um einen engen Klammerblues zu zelebrieren, ein Mann hopst so schnell zuckend auf einer Stelle, als hätte man ihn unter Strom gesetzt, während sich daneben eine Dame ekstatisch in Zeitlupe bewegt. Der Großteil der Besucher allerdings ist takt- und stilsicher. Und das ist nicht immer eine leichte Aufgabe, denn DJ Ingwart, der seit der ersten Party für die Musik zuständig ist, jagt sein Publikum durch drei Jahrzehnte Musikgeschichte. Aus seinem Repertoire von 10 000 Stücken spielt er die Hits der 1960er, 1970er und 1980er Jahre. Und so wechselt sich Queen mit Bob Marley und den Rolling Stones ab. "Ich bediene eigentlich alle Genres wie Disco, Soul, Rockmusik, Reggae und Swing. Gegen 23 Uhr legt Ingwart zusätzlich ein Special ein, widmet eine halbe Stunde einen Interpreten, einer Musikrichtung oder legt auch aktuelle Stücke auf. Und wie es früher üblich war, moderiert Ingwart die Titel an, erzählt dazu kleine Geschichten, leitet charmant zum nächsten Interpreten über und erfüllt Musikwünsche. "Die müssen allerdings zur Party passen und vor allen Dingen tanzbar sein", sagt Ingwart, der bereits seit 25 Jahren im Zakk auflegt.

"Das ist nicht unbedingt alles mein Geschmack, aber bei der Abwechslung kommt jeder mal dran", sagt Petra Haas. Die 56-jährige Düsseldorferin hat in den zehn Jahre bisher nur zwei Tanzabende verpasst. "Hier kommt man zudem gut miteinander ins Gespräch. Denn die Musik ist nicht übermäßig laut." Außerdem gibt es noch Sitzgelegenheiten und es ist so hell, dass man sein Gegenüber gut erkennen kann. Auf Nebel und ausgefeilte Lichttechnik wird verzichtet. "Vor allen Dingen werden durch die Musik Erinnerungen an die Jugendzeit und an schöne Erlebnisse geweckt", sagt Manfred Meiser, der mit seinem dicken Tom-Selleck-Bart und dem Jackett mit den großen spitzen Kragen selber wie eine lebendig gewordene Erinnerung aussieht. Er sei aber auch da, um Frauen kennen zu lernen, gibt Manfred unumwunden zu.

Und da hat er gute Chancen, denn die Frauen stellen rund 60 Prozent des Publikums. Und sie haben seit ihrer Jugend nichts verlernt. So werden auf der Toilette Lippen nachgezogen, die Frisuren überprüft und es wird über die "beiden gut aussehenden Typen am Stehtisch" ausgiebig gequatscht und gekichert, bevor die Ladys hüftschwingend Richtung Tanzfläche streben. "Ich will jetzt rocken wie jeck", ist noch zu hören.

(RP)
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