Sein Idol ist Pippi Langstrumpf Diplomarbeit über einen Straßenmusiker

Düsseldorf · Seine Konzerte sind knapp, seine Zuhörer oft kurz angebunden. Und dennoch bleiben seine Auftritte vielen Menschen im Gedächtnis. Andi ist 23 Jahre alt und spielt Keyboard in Zügen und in Fußgängerzonen der Stadt. Statt feiner Konzertroben trägt er meist rote Frauenkleider, denn sein Idol ist Pippi Langstrumpf.

 FH-Absolventin Astrid Langbein begleitete den bildenden Straßenmusiker Andi für eine Dokumentation.

FH-Absolventin Astrid Langbein begleitete den bildenden Straßenmusiker Andi für eine Dokumentation.

Foto: Thomas Busskamp

Ein bunter Vogel, dachte sich die damalige FH-Studentin Astrid Langbein, als sie Andi zum ersten Mal sah. Der Straßenmusiker faszinierte sie so sehr, dass die 34-Jährige ihn zum Thema ihrer Diplomarbeit machte. Bei dem Dreh ihrer Dokumentation "Bunter Vogel fliegt" lernte sie die Geschichte des jungen Mannes kennen.

"Andi erlebt das, was mein schlimmster Alptraum wäre", erzählt die Mediengestalterin. Er ist bei einer Operation erblindet und leidet seitdem unter dem Asperger-Syndrom, einer speziellen Autismus-Form. Mit ihrem Film möchte sie zeigen, dass Andi sich trotz dieser Einschränkungen nicht unterkriegen lässt. Filmischen Vorbildern ist Astrid Langbein dabei nicht gefolgt. "Ich habe einfach draufgehalten und ihn auch erst bei den Dreharbeiten genauer kennen gelernt", sagt die FH-Absolventin.

Mit der Doku hofft sie außerdem, Verständnis zu schaffen für den Sonderling mit den roten Haaren. Denn oftmals werde er mit heftigen Reaktionen konfrontiert, vor allem auf den regelmäßigen Zugfahrten zwischen Düsseldorf-Benrath und Köln-Mülheim. Schaffner hätten ihn bereits häufiger des Zuges verwiesen. Das Musizieren im Zug sei jedoch eine Zwangshandlung, die auf den Autismus zurückgehe, erklärt die Filmemacherin. Bei vielen erwecke Andi den Eindruck, dass er nicht blind sei. "Das ist keine unübliche Reaktion auf eine Erblindung. Die Frage ist doch: Muss man jemanden unbedingt ansehen, dass er blind ist?", so Astrid Langbein.

Andi selbst hat den Film bereits angehört. "Am besten haben mir die Stellen gefallen, an denen ich Keyboard gespielt habe", sagt er. Einen Einblick in sein Pianospiel bekommen Besucher beim Tag der offenen Tür der FH am Donnerstag, 14. April, wenn der Film zwischen 9 und 15 Uhr aufgeführt wird. Oder auf den Straßen Düsseldorfs.

(RP)
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