Andreas Kraemer und Frank Levy Diesel-Autos werden Auslaufmodelle

Düsseldorf · Immer weniger Privatpersonen wollen einen Diesel. Bei gewerblichen Nutzern sieht das anders aus: Transporter oder Pick-ups werden oft nur als Diesel hergestellt. Ein Verbot würde die Mobilität eines ganzen Landes massiv einschränken.

 Frank Levy und Andreas Kraemer diskutieren das angedachte Diesel-Verbot für Düsseldorf.

Frank Levy und Andreas Kraemer diskutieren das angedachte Diesel-Verbot für Düsseldorf.

Foto: andreas endermann

Düsseldorf droht gerichtlich als erster deutschen Großstadt ein Verbot von Diesel-Autos in der Innenstadt. Spüren Sie bereits einen Rückgang in der Nachfrage?

Kraemer Ganz klar ja. Früher war das Verhältnis bei den verkauften Autos zwischen Diesel und Benzin 60 zu 40, heute sind beide schon gleichauf, Tendenz 40 zu 60. Die Menschen in Düsseldorf sind durch das Gerichtsurteil stark verunsichert. Wir beobachten auch, dass Kunden, die einen Diesel bereits geordert haben, nun spontan umbestellen.

Levy Wir sind ein Toyota- und Lexushändler, und diese Marken setzen ohnehin weniger stark auf Diesel. Allerdings spüren wir eine große Nachfrage nach Hybrid-Fahrzeugen - also einer Kombination aus Benzin- und Elektroantrieb. 60 Prozent aller von uns in Düsseldorf verkauften Toyota-Modelle sind heute Hybridfahrzeuge, Tendenz steigend. Bei Lexus haben die Hybrid-Autos bereits heute einen Marktanteil von 93 Prozent.

Besonders betroffen von einem Dieselverbot wären die Fahrzeuge der Handwerker und Lieferdienste mit ihren kleinen und mittleren Transportern und Bussen. Wie sieht es in diesem Segment aus?

Levy Das Toyota-Modell in dem Segment ist der neue Pro Ace. Diesem meist von gewerblichen Kunden genutzten Kleintransporter verkaufen wir zu 80 Prozent solche mit Diesel-Motoren.

Kraemer Das ist in unserem Nutzfahrzeugbereich mit verschiedenen Transportern und dem Pick-up Nissan Navara sehr ähnlich. Das sind fast alles Diesel, oft gibt es dazu gar keine Alternative, und die Fahrzeuge werden nur als Diesel hergestellt. Das sind steuergünstige Nutzfahrzeuge, die meist im Leasing für drei oder vier Jahre angeschafft werden. Daher ist ein ernsthaftes Verbot für genau diesen Zeitraum als sehr fraglich einzustufen.

Oslo hat vergangene Woche gezeigt, dass ein Dieselverbot Realität werden kann...

Levy In anderen Ländern gibt es andere Strukturen was die Motorisierung angeht. Deutschland ist Dieselland. Der Diesel ist viel zu verbreitet. Ein Verbot würde ja die Mobilität eines ganzen Landes massiv einschränken. Daran wird sich ganz kurzfristig auch nicht viel ändern lassen. Auch wären ja von einem Tag auf den anderen Millionen Autos nichts mehr wert. Selbstverständlich gibt es aber auch heute schon Städte in Europa mit rigiden Einfahrverboten. In die Londoner City etwa dürfen schon seit Jahren nur noch Hybrid und Elektrofahrzeuge.

Wie marktgängig sind Elektro-Nutzfahrzeuge in Düsseldorf heute?

Kraemer Sie haben heute in erster Linie noch Vorzeige-Charakter. Die Bäckerei Schüren in Düsseldorf etwa setzt welche ein, oder die Metro-Tochter Emmas Enkel. Aber für viele gewerbliche Nutzungen sind E-Fahrzeuge noch ein No-Go. Ein Verbot von Dieselfahrzeugen würde vielen Handwerkern das Geschäft kaputt machen.

Was ist mit den vielen SUV und Geländewagen, die in Düsseldorf so beliebt sind. Die sind doch fast alle Diesel?

Levy Toyota hat gerade die neueste Generation des SUV namens RAV 4 auf den Markt gebracht, den es nicht mehr als Diesel, sondern als Hybrid gibt.

Kraemer Bei den verschiedenen SUV-Modellen von Renault, Nissan und anderen, die wir vertreiben, erkennen wir diesbezüglich eine Trendwende. Diesel und Benzin halten sich in etwa die Waage. Aber bei der Größe der Fahrzeuge muss man ernsthaft die Frage der Wirtschaftlichkeit stellen. Ein großer Benziner braucht immer noch mehr als ein Diesel. Und Benzin ist obendrein als Kraftstoff teurer als Diesel.

Macht sich die Angst vor einem Dieselverbot schon auf dem Gebrauchtwagenmarkt bemerkbar?

Kraemer Nicht so stark, wie wir befürchtet hatten. Wir dachten auch beim VW-Skandal, dass die Volkswagen als TDI auf dem Hof stehenbleiben. Das ist aber überhaupt nicht eingetreten. Wir nehmen weiter jedes Modell in Zahlung, haben uns aber davon verabschiedet, zusätzlich gebrauchte Diesel zuzukaufen. Wir setzen jetzt lieber auf Benziner.

Levy Auch wir nehmen Kundenautos in Zahlung und verzichten auf Zukäufe bei markenfremden Dieseln. Die Restwerte bei Diesel-Autos werden meines Erachtens sinken.

Wie verkaufen sich die vielgelobten reinen Elektroautos?

Kraemer Wir haben reine Elektroautos im Programm, etwa den Renault Zoe. Der Absatz ist zwar rasant gewachsen, der Marktanteil absolut aber noch fast verschwindend gering mit etwa 0,6 Prozent aller verkauften Fahrzeuge.

Levy Das Problem ist noch immer die mangelnde Infrastruktur, sprich die Zahl der Ladesäulen. Gerade bei Menschen, die wie hier in Düsseldorf häufig in Mehrfamilienhäusern leben, sind die Lademöglichkeiten sehr begrenzt. Man kann ja schlecht ein Kabel vom Balkon auf die Straße baumeln lassen.

Was ist die Alternative?

Levy Wir glauben, dass etwa das Hybridauto nur eine Zwischentechnologie ist. Ich schätze, dass sich am Ende die Wasserstofftechnologie durchsetzen wird. Wir haben derzeit ein Modell im Angebot. Noch sind die Fahrzeuge vergleichsweise teuer und die Zahl der Tankstellen begrenzt.

Kraemer Das Wasserstoffauto hat eine akzeptable Reichweite und der Tankvorgang dauert nicht Stunden wie beim Elektroauto. Die Vorteile liegen auf der Hand.

Was passiert mit der Taxiflotte, die zu 90 Prozent aus Dieseln besteht?

Levy Hier zeichnet sich ein Umdenken ab. Lange war die Düsseldorfer Flotte von einer einzigen für Taxis fast schon sprichwörtlichen Marke dominiert. Das weicht inzwischen auf. Hybridfahrzeuge sind für den Taxibetrieb ideal, und die Zahl der Fahrzeuge wächst.

Welche Folgen hätte eine Zunahme der Elektromobilität für Ihre Betriebe?

Kraemer Schwerwiegende. Denn bei Elektroautos entfallen viele Wartungsarbeiten. Es gibt ja kaum Verschleißteile. Das wird das Erlösmodell aller Autohäuser nachhaltig verändern.

Werden sich die Stadtmenschen durch Dinge wie das Dieselverbot ganz vom Auto abwenden?

Kreamer Auf keinen Fall. Nur mit Rheinbahn und Co. ist die notwendige Mobilität in unserer Gesellschaft nicht darstellbar.

Levy Es gibt Strecken und Wetterlagen, da ist das Fahrrad keine Alternative zum Auto.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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