Kolumne: Die Woche in Düsseldorf Diese Stadt hat sich den Neid verdient

Düsseldorf · Die Republik zieht gerne über die NRW-Landeshauptstadt her – wir sollten darauf anstoßen und die Häme einfach weglächeln.

Zensus 2011: Düsseldorf in Zahlen
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Foto: Düsseldorf Marketing & Tourismus

Die Republik zieht gerne über die NRW-Landeshauptstadt her — wir sollten darauf anstoßen und die Häme einfach weglächeln.

"Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man in der Ferne an sie denkt, und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zu Muthe." Heines Bekenntnis zu seiner Heimatstadt wird mancher teilen, noch lieber aber wird in der Ferne Tinte aus Gift und Galle angerührt, wenn ein paar Zeilen über Düsseldorf verfasst werden sollen. Es ist fast so, als sei — um ein eingeübtes Missverhältnis zu bemühen —Düsseldorf das Köln von Deutschland. Also etwas, was man immer mit irgendetwas bewerfen muss, weil es gerade ein feines Kleidchen angezogen hat. Übertragen auf Düsseldorf: weil die Stadt schuldenfrei und auf Wachstumskurs ist.

Die guten Aspekte erwähnt die "Süddeutsche Zeitung" gestern auf ihrer Titelseite, aber nur, um sich unter der Überschrift "Schickimicki am Rhein" die Bemühungen vorzuknöpfen, die mit dem lächelnden D, dem neuen Stadtlogo, verbunden sind: "Düsseldorf stemmt sich gegen das Image einer Champagnerstadt". OB Elbers wird wegen der IDR-Affäre (Champagnerkiste!) und den First-Class-Flügen mit der Messe aber als der ausgemacht, der selbst die Vorurteile bestätigt.

So denken junge Leute über Düsseldorf
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Foto: Bretz, Andreas

Nun gut, über politisch instrumentalisierte Neiddebatten unserer Tage ließe sich trefflich streiten. Nur erliegt auch die SZ dem alles andere als originellen Reflex, die Hochtoupierten, die Schicken, den ganzen Mittelklasse-Bling-Bling-Konvoi, der aus ganz NRW regelmäßig auf der Kö paradiert, für die Düsseldorfer Normalbevölkerung zu halten. Was für ein Kappes! Und außerdem, wie wir Rheinländer sagen: Soll doch jeder herumlaufen, wie er möchte. Hauptsache, er fühlt sich bei uns wohl und gibt sein Geld hier aus, sei er schicki oder Scheich...

Zu was aber versteigt sich die SZ? Hier trage "der Mann gerne rosa Poloshirts und stellt den Kragen hoch, die Frau wird mit Perlenohrringen geboren. Und immer noch zieren kleine Bommel die Slipper." Au weia. Als der Eurovision Song Contest anstand, argumentierte der "Spiegel" ähnlich: "Gut, das Klischee besagt, Düsseldorf werde vor allem von Jaguar-fahrenden Zahnarzt-Gattinnen bevölkert. Was natürlich Quatsch ist, die meisten fahren Mercedes. Aber im Ernst: Natürlich sieht man in Düsseldorf — in Köln übrigens ebenso — mehr gezwirbelte Schnauzbärte, Zweireiher mit Goldknöpfen und Leopardenjäckchen als auf der Mönckebergstraße oder dem Ku'damm."

Düsseldorf scheint mächtig wichtig für die Republik, man arbeitet sich gerne an uns ab. Und zwar egal wie, in Schock-Umkehr kann sogar das Gegengespött herauskommen. So nölte jüngst Henryk M. Broder für "Welt online", Düsseldorf sei wie Leipzig vor 30 Jahren — also heruntergekommen. Fazit: Der Osten blühe, der Westen veröde.

Dann doch lieber Bommelschuhe, wir sind halt "super Düsseldorf", wie die Fortuna-Fans singen. Neid muss man sich verdienen! Den einzig richtigen Umgang mit der Phrasendrescherei, gepaart mit köstlicher Selbstironie, hat das Kom(m)ödchen im Programm. Im Programm "Freaks" tritt das Meerbuscher Paar Hubert und Uschi auf. Die beiden gehen auf die Kö. Hubert sagt: "Gläschen Prosetscho, paar Tortellinos oder paar Gnotschis. Oder wie mer im Rheinland sagen: The Kö it's a must. Besser kannse nirgendwo einkaufen. Ich hab zum Beispiel Unterhosen von Burburry. Das ist eine Qualität! Das ist für den Schritt so wat wie et Phantasialand."

Applaus: Das ist Humor!

(RP)
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