Düsseldorf Diese Gänse gucken nie in die Röhre

Düsseldorf · Karin Birgels-Rahm hat auf ihrer Wiese zwischen Lörick und Büderich zwei Dauergäste: Gustav und Gustine, zwei graue Gänse. Der Ganter wacht aufmerksam, aber auch eifersüchtig über seine Partnerin. Und sie ist immer nahe bei ihm.

 Karin Birgels-Rahm mit ihrem Gänsepaar Gustav (l.) und Gustine. Die beiden Pommerngänse sind drei Jahre alt und einander innig zugetan.

Karin Birgels-Rahm mit ihrem Gänsepaar Gustav (l.) und Gustine. Die beiden Pommerngänse sind drei Jahre alt und einander innig zugetan.

Foto: A. Endermann

Seit einigen Jahren schon wohnen die Zwei auf einer Wiese an der Landstraße zwischen Seestern und Büderich, manchmal allein, zweimal im Jahr jedoch in einer riesigen Wohngemeinschaft: Gustav und Gustine — ein Gänsepaar, beide drei Jahre alt, innig verbandelt und damit einander treu bis zum Ende. Bis dass der Tod uns scheidet, ist nämlich bei Gänsen mehr als nur ein Wort. Stirbt der eine, folgt der andere nicht selten wenig später. Die Tiere sind einander treu — wobei ein Ganter das auch für mehrere Gänse empfinden kann.

Wieso Gustav und Gustine nicht längst in der Bratröhre gelandet sind? Ganz einfach: weil Karin Birgels-Rahm (49), Chefin auf dem Hof am Deich zwischen Lörick und Büderich, an den beiden hängt. Und so erleben die Gänse es zweimal im Jahr, dass sie einige Wochen mitten in einer Herde von Artgenossen — allerdings weißen — über die Wiese watscheln, und diese jungen Freunde dann jeweils vor St. Martin und vor Weihnachten verschwinden. Auf Nimmerwiedersehen . . .

Zurzeit sind die Zwei wieder allein unterwegs. Zufrieden streifen sie über die Wiese, ab und zu schnattern sie vor sich hin, zupfen hier am Gras und finden da ein leckeres Kraut. Dass sie seit einigen Tagen nur einen kleinen, hinteren Teil der Weide für sich haben, hängt mit Gustavs Leidenschaft für Gustine zusammen. Er hatte nämlich gewittert, dass es auf der anderen Straßenseite, in einem Gatter direkt am Hof, einen zweiten Kerl seiner Gattung gibt. Der sieht aus, als sei er Gustavs Zwillingsbruder, ist aber — noch — namenlos und lebt dort sogar mit zwei Damen, einer Grauen und einer Weißen.

Dennoch mochte Gustav diese Konkurrenz nicht dulden, überwand die Absperrung, rannte über die Straße und legte sich mit dem vermeintlichen Nebenbuhler an. Obwohl die Zwei ein Zaun trennte, hackten sie sich gegenseitig Kopf und Hals blutig. Karin Birgels-Rahm war geschockt, zumal Gustav blind vor Zorn über die vielbefahrene Fahrbahn geflattert war. Also kam das Paar in ein Areal weiter weg, wo er nun seine Herzensdame sicher vor fremder Anmache glaubt.

Das Pärchen lebt auf dem Hof, weil Gustav vorher auf einer Pferdefarm ein bisschen zu oft den starken Mann herauskehrte. Das tun männliche Gänse mit bösem Zischen und zwicken auch schon mal Menschen in die Beine, wenn sie sich bedroht fühlen. Gustav tat das wohl zu oft, jedenfalls hatten einige Reiter Angst vor dem Federvieh, und er musste weg. Also wurde er nebst Gattin auf den Bio-Hof zwischen Düsseldorf und Meerbusch umgesiedelt. Dass er sich dort — gans klar — wie ein gefiederter Platzhirsch fühlt, macht er jedem klar.

Die andere Gänsefamilie wird ebenfalls nicht in die Röhre gucken müssen, es sei denn, sie erfüllt die Hoffnungen der Chefin nicht. Sie will nämlich mit diesen Gänsen und ihren Damen ziehen. Das ist bisher nicht gelungen.

Außerdem hofft man auf viele Gänseeier für den Verkauf — die sind nämlich bei manchen Kunden sehr beliebt.

(RP)
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