Wohnungssuche in Düsseldorf Diese Familie hat zu viele Kinder

Düsseldorf · Seit einem Jahr suchen die Dittrichs eine neue Wohnung. Aber viele Vermieter lehnen wegen der vier und fünf Jahre alten Söhne ab. Mit Haustieren statt ihrer Kinder, sagen die Eltern, hätten sie deutlich größere Chancen.

 Suchen seit einem Jahr ein größeres Zuhause: Ana und Johannes Dittrich mit Vinzenz (vier Jahre) und dem fünfjährigen Felix

Suchen seit einem Jahr ein größeres Zuhause: Ana und Johannes Dittrich mit Vinzenz (vier Jahre) und dem fünfjährigen Felix

Foto: Andreas Endermann

Einer hat sie schon am Telefon ruppig abgewiesen. Seine 100-Quadratmeter-Wohnung mit Garten sei nichts für Familie Dittrich, beschied er Vater Johannes in knappem Ton. Dessen Kinder seien zu klein, und wenn sie größer würden, wäre die Wohnung nicht mehr groß genug. Düsseldorf ist eine familienfreundliche Stadt? Die Dittrichs haben andere Erfahrungen gemacht.

Seit sechs Jahren wohnt die Familie auf knapp 65 Quadratmetern in drei Zimmern. Ana war mit Felix schwanger, als sie in das Unterrather Mehrfamilienhaus einzogen, heute sind sie mit dem vierjährigen Vinzenz komplett, und ein bisschen eng ist es nun doch. Sonst würden sie gerne bleiben, denn: "Unser Vermieter ist total kinderfreundlich", sagt die 37-Jährige, "aber scheinbar ist er eine Ausnahme."

Dass sie in Unterrath bleiben wollen, wo die studierte Forstwissenschaftlerin und Waldökologin im Schrebergarten das eigene Gemüse für die Familie zieht, die Jungs Freunde in ihrer Kita und der Nachbarschaft gefunden haben, und von wo es Johannes mit dem Rad nicht weit zur Arbeit hat, macht es nicht eben leichter, ein neues Zuhause zu finden.

Doch immer, wenn sie ein Angebot für eine geräumige Wohnung entdecken, scheitert es an den Jungs. "Im Internet haben wir eine 140-Quadratmeter-Wohnung gesehen, da stand ,familienfreundlich' in der Überschrift, und im Text hieß es, die Wohnung sei ideal für Paare, gerne auch mit Hund", sagt Ana.

Auf ihre Anfrage habe die Maklerin nicht einmal reagiert. Eine private Vermieterin sei nett und freundlich gewesen, habe ihr große Hoffnungen gemacht und dann telefonisch mitgeteilt, dass sie ihre Wohnung nicht mehr neu vermieten wolle. Auch die werde nun von einem Makler angeboten, an kinderlose Paare oder Singles. "So etwas verletzt mich", sagt die Brasilianerin. "Bei uns fragt man nach der Arbeit und dem Verdienst, damit die Miete sicher ist. Aber hier wollen alle nur wissen, ob ich Kinder habe und wie alt die sind."

Wo früher bei Wohnungsangeboten im Grundriss "Eltern, Küche, Kinderzimmer" stand, ist heute oft die Rede vom Arbeits- oder Gästezimmer, andere Anbieter haben den amerikanischen Stil übernommen und geben nur die Zahl der Räume an. Kinderzimmer sind eher selten ausgewiesen. Das kennt auch Uwe Warnecke vom Mieterverein.

"Ich habe keine Zahlen oder Daten dazu - aber den Trend kann ich wohl bestätigen. In Düsseldorf stehen Familien bei der Bewerbung um eine Wohnung oft in Konkurrenz zu kinderlosen Doppelverdiener-Paaren, die von Vermietern lieber akzeptiert werden." Immer weniger Familien stehen in Düsseldorf einem wachsenden Anteil von Single-Haushalten gegenüber. IT.NRW bezifferte für 2012 für Düsseldorf einen Familienanteil von 17 Prozent. Hingegen lebte laut Statistik in 52 Prozent der Haushalte nur eine Person.

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Foto: Andreas Endermann

Beim Verein der Haus- und Wohnungseigentümer weist man den Vorwurf, Düsseldorfs Vermieter seien kinderfeindlich, entschieden zurück. Allerdings kann "Haus und Grund"-Vorstand Ingo Apel sich durchaus vorstellen, dass die Wohnungssuche mit Kindern nicht einfach ist. Hauseigentümer könnten sich heutzutage nicht mehr sicher darauf verlassen, dass Eltern ihre Kinder zu Rücksichtnahme erziehen. "Gerade in Häusern mit wenigen Mietparteien, in denen langjährige und damit auch etwas ältere Mieter wohnen, ist Ärger programmiert, wenn plötzlich lebhafte Kinder mit im Haus sind." Sein Rat: Familien sollten besser bei großen Wohnungsgesellschaften anfragen: "Wer einen großen Bestand hat, hat auch geeignete Wohnungen für Familien." Und: Man sollte sich nicht wie die Dittrichs auf einen Stadtteil festlegen. "Damit beschränkt man seine Chancen sehr - und Düsseldorf ist ja nicht so groß, dass der Nachbarstadtteil Stunden entfernt wäre." Und vor allem: "Nehmen Sie nicht nur den Partner, sondern auch die Kinder mit zur Wohnungsbesichtigung. Gerade private Vermieter wollen gern wissen, wem sie ihre Wohnung überlassen."

So haben es jetzt auch die Dittrichs gemacht und mit ihren Jungs zusammen eine Wohnung besichtigt, die allen auch gefiel. "Unsere Chancen seien nicht schlecht, hat die Besitzerin gesagt." Jetzt hofft die Familie auf eine Zusage.

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(RP)
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