Düsseldorf liebt einen guten Tropfen Die Weinstadt am Rhein

Düsseldorf · Die Düsseldorfer feiern, essen und trinken gerne gut. Immer mehr Weingeschäfte und Wein-Bars belegen, dass man in der Stadt mit der Traube viel Geld verdienen kann. Auch die Fachmesse "ProWein" wächst weiter.

 Dorina Sill und Klaus Wählen stehen in ihrer ausgezeichneten "Eiskeller-Bar", die gerne auch besondere Weine anbietet.

Dorina Sill und Klaus Wählen stehen in ihrer ausgezeichneten "Eiskeller-Bar", die gerne auch besondere Weine anbietet.

Foto: Andreas Endermann

Vom Frankreichfest am Rheinufer bis zum Gourmet-Festival an der Kö: Manches beliebte Event der Landeshauptstadt weist deren Bewohner als echte Genießer aus. Der Düsseldorfer isst und trinkt gern gut und viel und in netter Gesellschaft. So ist es kein Wunder, dass der Wirtschaftsfaktor Wein bedeutender wird: Die hiesige Messe ProWein wächst ebenso wie ihr für alle geöffneter Ableger "ProWein goes City", und in der ganzen Stadt gibt es ein immer größeres Angebot von Wein-Bars und -Geschäften.

"Es ist beeindruckend, wie viele Fachgeschäfte wir haben", sagt Handelsexperte Sven Schulte von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Zwar verfügen weder IHK noch Handelsverband über eine genaue Statistik dazu, wie viele Weinhändler es tatsächlich sind - diese werden nicht einzeln ausgewiesen. "Aber wenn man auf die Stadtkarte schaut und sieht, wo es überall Geschäfte gibt, ist das eindeutig." Viele fänden sich erwartungsgemäß in beliebten Einkaufslagen - von der Stadtmitte über Oberkassel bis Unterbilk. Andererseits gebe es, so der Experte, auch einige Fachgeschäfte abseits dieser Lagen.

Wein-Blogger hat mehr als 50.000 Abonnenten

 Björn Bittner ist Wein-Blogger und kennt die Düsseldorfer Wein-Szene in ihren unterschiedlichen Facetten.

Björn Bittner ist Wein-Blogger und kennt die Düsseldorfer Wein-Szene in ihren unterschiedlichen Facetten.

Foto: Andreas Bretz

Das bestätigt der Düsseldorfer Wein-Blogger Björn Bittner, der europaweit mehr als 50.000 Abonnenten hat und die Szene gut kennt. Immer mehr interessierte Düsseldorfer könnten unter immer mehr Wein-Bars und -Bistros wählen: "Es tut sich eine ganze Menge." Er entdecke noch immer neue Wein-Läden in Nebenstraßen, sagt Bittner. Dazu komme, dass die Menschen heute bereit seien, mehr Geld für eine Flasche auszugeben.

Auch in der Eiskeller-Bar in der Altstadt freut man sich über das - überraschend junge - und interessierte Publikum: "Ich habe das Gefühl, wir sind wie eine Stammkneipe für die Menschen", sagt Inhaberin Dorina Sill. Ein bisschen transparenter würde sie sich die Preisgestaltung mancher Mitbewerber wünschen - und ein bisschen experimentierfreudiger manche ihrer Gäste, die allzu gern Bewährtes bestellten: "Wir ermutigen die Leute und lassen sie gern auch probieren." Der Genussratgeber "Falstaff" belohnte so viel Engagament jüngst, indem er den Eiskeller als "beste klassische Weinbar" Deutschlands würdigte.

Zu den Newcomern des Jahres gehört der Stand "Concept Riesling", den die Spezialisten Nils Lackner, Philipp Kutsch und Antonios Askitis im Sommer am Carlsplatz eröffnet haben. "Dass Düsseldorf wirtschaftlich und von der Kaufkraft her stark ist, ist klar", sagt Lackner. "Aber dazu kommt, dass die Düsseldorfer ein geselliges Völkchen sind. Die gönnen sich gerne was." Entsprechend gut angekommen fühle man sich in der Stadt: "Und um den Carlsplatz herum sind die Kunden sehr versiert."

Konkurrenz durch Discounter

Seit vielen Jahren am Platz ist dagegen das "Bilker Weinhaus" von Bernhard Hülsmann an der Lorettostraße, der sich über die jünger werdende Kundschaft freut. Allerdings: Die Konkurrenz durch das Internet und das wachsende Wein-Angebot der Discounter sei zu spüren: "Auch die haben den Trend entdeckt", sagt er. Übrigens: Die Kette "Jacques' Wein-Depot" wurde ebenfalls in Düsseldorf gegründet und hat hier acht Filialen.

Auch die Fachmesse "ProWein" dokumentiert die Verbindung der Branche zur Landeshauptstadt. Dass sie hier stattfindet, liege zwar historisch daran, dass sie aus der französischen Veranstaltung Sopexa hervorgegangen sei, sagt Messe-Sprecherin Monika Kissing. Gleichzeitig seien Düsseldorf und die Region für die Fachhändler aber auch ein großes Absatzgebiet: "Ein wichtiger Markt für die Produzenten." Das liege nicht zuletzt an der hochwertigen Gastronomie, die gern gute Weine anbietet. Die Fachmesse wächst weiter: Rund 6600 Aussteller präsentieren vom 18. bis 20. März 2018 ihr Angebot, diesen März waren es 6300.

Mit der Messe (die nur für Fachbesucher offen ist) wächst auch ihr Ableger "ProWein goes City", der das Wein-Thema seit 2007 parallel Hobby-Genießern nahebringt. Jedes Jahr steigt die Anzahl der Geschäfte, Galerien, Bars und Hotels, die mit Events und Probieraktionen mitmachen: "Wir haben rund 90 Veranstaltungen von 50 Teilnehmern", sagt Boris Neisser von der Destination Düsseldorf. Die Veranstaltungsreihe sei ein tolles Mittel, um die Messe, die Weinhändler und die Düsseldorfer zusammenzubringen, sagt Neisser. Rund 8000 Besucher werden dazu erwartet.

(RP)
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