Kolumne "Rund ums Rathaus" Die Wahlkampf-Geister, die ich rief ...

Düsseldorf · Im Wahlkampf hatte Thomas Geisel unter den Gegnern von Dirk Elbers viele Unterstützer. Mit manchen hat er es nun schwer.

Thomas Geisel setzte im Oberbürgermeister-Wahlkampf auf eine geschickte Strategie: Um den Nachteil, den Herausforderer gegenüber Amtsinhabern traditionell haben, auszugleichen, fing er reihenweise dessen Gegner ein. Davon hatte Dirk Elbers in seinen sechs Jahren als Chef im Rathaus nicht wenige angesammelt. Geisel erkannte das Potenzial und holte sie alle ab - mit unermüdlichem Fleiß und dem Versprechen auf den lächelnden Lippen, es anders machen zu wollen als sein Vorgänger. Doch nach mehreren Monaten im Amt merkt Geisel, ein Mann, der aus der freien Wirtschaft kam, wie kompliziert das in der real existierenden Stadtverwaltung sein kann - und als was für schwierige Zeitgenossen sich manche der Unterstützer herausstellen. Das begann mit der aus dem Ruder gelaufenen Debatte um den Joachim-Erwin-Platz (dessen Benennung Geisel Erwins Familie im Wahlkampf versprochen hatte), das fand im öffentlichen Streit mit dem Ex-Sparkassen-Vorstand Andreas Goßmann, im Wahlkampf oft Geisels Begleiter, über Flüchtlingsstandorte eine Fortsetzung. Ein anderer gut betuchter einstiger Unterstützer wirft Geisel in breit verteilten Schimpf-Mails vor, bestimmte Versprechen nicht gehalten zu haben.

Aktuelles Beispiel: das Ringen der Stadt mit der Weissen Flotte. Es geht um Verträge, die erneuert werden sollen, um Nutzungen von Steigern, Genehmigungen für die Kasematten und den dortigen Zustand der Elektronik. Das ging schon unter Elbers mit viel Gezeter hin und her, setzt sich unter Geisel seit einigen Monaten fort. Inzwischen wird geduldiger und in sanfterem Tonfall verhandelt, aber noch ohne ein Ergebnis. Es soll nicht immer ganz einfach sein, heißt es inzwischen auch aus Geisels Umfeld. Das Problem: Die Düsseldorfer verbinden die Weisse Flotte mit wunderbaren Fahrten auf dem Rhein, mit Gastronomie mit Rheinblick (Außenterrasse an den Kasematten), also mit Schönem. Kurzum: Die Weisse Flotte rangiert auf der Sympathieskala der Bürger fast auf gleicher Höhe mit der Feuerwehr. Wer sich mit ihr anlegt, macht sich leicht viele Feinde. Und das gibt der Weissen Flotte Macht.

Die Wahlkampf-Geister, die ich rief ...

(RP)
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