Kolumne die Woche in Düsseldorf Die wachsende Stadt hat ihre Grenzen

Düsseldorf · Zum Abschluss unserer Serie "Düsseldorf wächst" ein Blick darauf, wo die vielen positiven Entwicklungen an ihr Ende stoßen. Das hat mit zu wenig Platz, gewachsenen Ansprüchen und mit konkurrierenden Interessen zu tun.

"Immer mehr": Diese beiden Worte bestimmen viele Sätze zur Stadtentwicklung der letzten Jahre. Immer mehr Menschen wollen nach Düsseldorf, immer mehr Wohnungen werden deswegen gebaut. Ja, das stimmt, aber in einem größeren Zusammenhang betrachtet kehrt Düsseldorf, was seine Einwohnerzahl betrifft, lediglich zu alter Stärke zurück. Wer die Jubelfanfaren zur Seite legt, stellt fest: Die Stadtplaner sind keinesfalls Verfechter einer aggressiven Ansiedlungs- und Baupolitik, sie müssen viele Nutzungsinteressen aufeinander abstimmen. Und: Die Landeshauptstadt wird moderner, hier und da metropolenartiger, aber sie pflegt auch die kleinen und grünen Ecken. Die Äcker in Hamm und Wittlaer werden (noch) nicht bebaut. Unter dem Strich ist die Entwicklung maßvoll und das Wachstum somit begrenzt.

Wo kommt Düsseldorf her? Über die Nachricht, dass die Stadt bald die Grenze von 600 000 Einwohnern knackt, hätte man vor gut 50 Jahren nur gelächelt. 1962 gab es 705 391 Düsseldorfer. Man lebte damals allerdings viel bescheidener und verbrauchte lediglich 16 Quadratmeter Wohnfläche pro Person - in unseren Wohlstandszeiten sind es üppige 43. Um- und Ausbauten haben jetzt, wen wundert's, oft mit dem Zusammenlegen kleinerer Wohnungen zu tun. Planungsdezernent Gregor Bonin sieht in den knapp 330 000 Wohnungen, die es heute im Stadtgebiet gibt, noch enorme Möglichkeiten.

Parallel wird neu gebaut, Bonin stellte allein in der letzten Sitzung des Planungsausschusses vor der Kommunalwahl 3640 Wohneinheiten zur Genehmigung vor. Darunter Projekte wie das Glasmacherviertel (1400), Heerdt am Böhlergelände (1000), Thyssen-Trade-Center (350) und Ulmer Höh' (450).

Das wirkt massiv, aber mit Blick auf den Bestand machen jene 13 000 neuen Wohneinheiten, die als Gesamtpotenzial definiert wurden, nicht mal ein Plus von fünf Prozent aus. Es gibt keine komplett neuen Stadtteile und auch keine Trabantenstädte. Revolutionär wirken allenfalls Wohnhochhäuser - wohl kaum hätte man sich diese vor zehn Jahren in Pempelfort vorstellen können. Aber die Angst ist weg, dass sie die sozialen Brennpunkte von morgen sind. Hässlich und zu groß sind sie - Geschmackssache -auch nicht, sondern eher interessant. Einfach mal rund um die Bar Olio an der Schinkelstraße spazieren gehen: Das hat was. Zu Ende ist diese Entwicklung noch nicht. Auf dem Postgelände gegenüber von Tanzhaus und Capitol sollen ebenfalls zwei Hochhäuser entstehen.

Das Wachstum geht weiter. Nicht galoppierend, sondern maßvoll, weil die konkurrierenden Nutzungen - Wohnen, Grün, Industrie und Gewerbe - mittlerweile besser aufeinander abgestimmt werden und Düsseldorf wenig Flächenreserven hat. Ob es jene 645 000 Einwohner werden, die das Land seiner Hauptstadt prognostiziert hat, ist aber ungewiss.

(RP)
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