Düsseldorf Die Unterschiede der OB-Kandidaten

Düsseldorf · Mit Grünen-Kandidatin Miriam Koch kommt im Kampf um den Spitzenposten der Stadt ein neuer Aspekt hinzu: Mann oder Frau? Auch Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU) und SPD-Kandidat Thomas Geisel sind sehr unterschiedliche Charaktere.

Soll sich der Bürger bei einer Abstimmung zwischen verschiedenen Kandidaten entscheiden, ist nicht immer garantiert, dass er auch wirklich eine Auswahl hat. Zu oft ähneln sich die Politiker, auch wenn Positionen und Parteibuch im Wahlkampf anderes versprechen. Das wird bei der Wahl des Oberbürgermeisters in Düsseldorf am 25. Mai anders sein. Denn es treten nicht nur Politiker verschiedener Parteien an, sondern auch komplett unterschiedliche Charaktere.

Der Kandidat der CDU, Dirk Elbers, hat als Amtsinhaber einen Heimvorteil: Die CDU regiert seit 1999 mit der FDP im Rathaus und hat reichlich Erfolge in der Bilanz. Das beginnt mit der wirtschaftlichen Schuldenfreiheit der Stadt, geht über die Entwicklung der Innenstadt bis hin zu den beitragsfreien Kitas für Drei- bis Sechsjährige. Mit dem Handlungskonzept Wohnen hat Schwarz-Gelb mit den Grünen an der Seite auch das Thema preiswerter Wohnraum auf die Agenda genommen.

Elbers ist seit 2008 im Amt, mag vielleicht als Dienstwagen S-Klasse fahren, ist aber dennoch bodenständiger, als mancher denken mag. Er fühlt sich wohl beim Brauchtum, im Süden Düsseldorfs (er wohnt in Vennhausen) und steht in seiner Partei dem Arbeitnehmerflügel CDA nah. Die große Show ist sein Ding nicht. Im Wahlkampf 2008 war sein Motto "Weiter so!", was die Opposition als Stillstand auslegen mag, andere aber als Kontinuität schätzen. Loyalität geht dem 54-Jährigen über alles. Trotz der Skandale um die Überstunden der Feuerwehr und Geschenke der Stadttochter IDR dürfte bei der Mehrzahl der Bürger der Eindruck bleiben: Es läuft in Düsseldorf. Wer zufrieden ist, wählt nicht ab.

Deshalb ist es für den Kandidaten der SPD, Thomas Geisel, nicht einfach, die Wähler vom Wechsel zu überzeugen. Zumal der 50-jährige frühere Eon-Manager sich selbst auch gerne in bürgerlichen Kreisen bewegt. Seine Genossen weiß er hinter sich. Ob das auch für die typischen SPD-Wähler gilt, ist fraglich. Geisel kompensiert das durch viel Aktivität: Trägt stolz die Nadel für die 25. Blutspende am Revers, tourt durch die Stadtteile und lässt sich sagen, wo der Schuh drückt. Körperlich trennen ihn von Elbers (1,97 Meter) fast 30 Zentimeter — Geisel setzt sich selbstironisch in den Wahlkampf-Mini, verkleidet sich als Charlie Chaplin und wirft seine sportliche Ausdauer in die Waagschale. Ist beim Neujahrsschwimmen dabei, schlägt für den Karnevalsverein Radschläger ein Rad, läuft mit beim Marathon. Nicht ausgeschlossen, dass soviel Disziplin, Strebsamkeit und Fitness dem Wähler nicht doch unheimlich wird. Die Schuldenfreiheit stellt Geisel zur Disposition, scheut nicht vor populistischen Forderungen wie dem Fünf-Minuten-Takt für die Rheinbahn zurück. Jetzt schicken die Grünen noch eine Frau ins Rennen: ihre Fraktionsgeschäftsführerin Miriam Koch. Und das bringt neue Farbe ins Duett der Männer: Koch setzt auf Angriff — gegen Geisel ebenso wie gegen Elbers. Sie ist bekennender Sportmuffel, mit einem Künstler liiert, entsprechend kulturell versiert. Anders als Geisel kennt sie als Geschäftsführerin (und heimliche Chefin) der Fraktion die Themen und Zahlenwerke im Rathaus aus dem Effeff. Dass sie für manchen in den Reihen der CDU als "Flintenweib" gilt, trägt die 47-Jährige mit Stolz. Ein sicheres Zeichen, dass ihre scharfen verbalen Schüsse ins Schwarze treffen. Geisel wird ihre Kandidatur sicherlich mehr Stimmen kosten als Elbers. Sollte es aber doch zur Stichwahl zwischen den Männern kommen, wird sie das Zünglein an der Waage sein.

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(RP)
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