Viele Fälle in Düsseldorf Die Tricks der Taschendiebe

Düsseldorf · Die Rückkehr der organisierten Diebesbanden, die Düsseldorf wegen des hohen polizeilichen Drucks einige Zeit gemieden haben, spürt auch die Bundespolizei, die für den Haupt- und den Flughafen-Fernbahnhof zuständig ist. Schon jetzt sind dort 510 Taschendiebstähle angezeigt worden, im gesamten Vorjahr waren es 812.

 Vermehrt sind in Düsseldorf wieder Taschendiebe unterwegs.

Vermehrt sind in Düsseldorf wieder Taschendiebe unterwegs.

Foto: RP, Andreas Bretz

Die fürs Stadtgebiet zuständige Düsseldorfer Polizei hatte gestern allein für den Innenstadtbezirk eine Verdopplung der Fallzahlen gemeldet: 313 Taten im Jahr 2009, mehr als 700 im ersten Halbjahr 2010.

Bundespolizisten in Zivil halten in den Bahnhöfen und Zügen nach den Tätern Ausschau. Die sind keineswegs so leicht zu erkennen, wie der Laie glaubt. "Wir haben es mit Profis zu tun, die in Schlips und Kragen und mit Gepäck wie ganz normale Reisende wirken", sagt Björn Hoffmeister, der die Taschendiebfahnder und das Sicherheitspersonalvon Deutscher Bahn und Rheinbahn jahrelang geschult hat.

Viele dieser Täter kennen die Polizisten trotzdem, denn "sie kommen immer wieder, auch nach Haftstrafen". Weil die Polizei auf die gut organisierten Banden — die aus verschiedenen Ländern, überwiegend im Ostblock, einreisen — wenig abschreckend wirken, rät Hoffmeister vor allem zum Selbstschutz. Die erste Regel: Möglichst wenig Bargeld mitnehmen. Und wenn doch, dann bitte im Brustbeutel dicht am Körper tragen — oder wenigstens in einer Innentasche mit Reisverschluss.

"Eine nicht gesicherte Innentasche ist für einen durchschnittlichen Taschendieb keine große Aufgabe", weiß Hoffmeister. Noch leichter hat es der Dieb mit Rucksäcken. Deshalb sollten die nach vorn getragen werden, wie überhaupt alle Taschen. Und: Die Schließe sollte zum eigenen Körper hin zeigen. Gepäck sollte man nie aus den Augen, am besten nicht mal aus der Hand lassen und wer im Zug seine Jacke an den Haken hängt, die Geldbörse aber drin lässt, wird einen geschickten Dieb erst bemerken, wenn er den Verlust der Börse entdeckt.

"Ein Taschendieb, der im Hauptbahnhof kein Opfer findet, ist kein guter Taschendieb", sagt Hoffmeister, der täglich feststellt, wie leichtsinnig mancher Reisende mit seinem Eigentum umgeht. Das fängt damit an, dass, wer unbedingt den Zug erwischen möchte, eilig auf den Bahnsteig oder in die U-Bahn will, das Gedränge an Tür oder Aufzug dafür in Kauf nimmt. Der Verzicht auf das, was Hoffmeister "die eigene Wohlfühl-Distanz" nennt, ist Grundvoraussetzung für den Taschendieb — der muss seinem Opfer schließlich näher kommen, als das normalerweise von einem Fremden geduldet wird.

Das Gedränge wird oft künstlich verstärkt, durch Täter, die angeblich nach dem richtigen Zug fragen, Hilfe beim Einsteigen anbieten, dem Mitreisenden Schmutz von der Jacke reiben wollen, den sie selbst platziert haben. Einen hat Hoffmeister mal gekannt, der hatte extra dafür eine selbstgebastelte Senfspritze im Ärmel.

(RP)
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