Blitz zerstörte Villa Die Stadt und ihr Wetter

Düsseldorf · Am 1. Mai schlug der Blitz in eine Villa in Ludenberg ein. Zur gleichen Zeit saßen die Menschen in Lörick im Sonnenschein. Der Grund: Vor allem im Frühjahr herrscht über Städten wie Düsseldorf ein spezielles Klima.

 Wenn es am Rhein regnet, kann es ein paar Kilometer weiter schon ganz anders aussehen: trocken und sonnig.

Wenn es am Rhein regnet, kann es ein paar Kilometer weiter schon ganz anders aussehen: trocken und sonnig.

Foto: RP, Gabriel

Das Wetter spielt bisweilen verrückt. Die Düsseldorfer konnten das zuletzt am 1. Mai erleben. Während linksrheinisch Sonnenschein herrschte, sah der Himmel über der City eher trüb aus. Im Osten der Stadt herrschte Unwetter, und ein Blitzschlag setzte eine Villa in Brand. Wie kann es innerhalb einer Stadt zu so großen Unterschieden in der Wetterlage kommen? "In der Übergangsjahreszeit, also im April und im Mai, wenn die Temperaturen steigen, nehmen auch die Wetterkapriolen zu", sagt Lars Dahlstrom, Metereologe bei Meteomedia. Seine Kollegin, Ortrun Roll vom Deutschen Wetterdienst (DWD), erklärt das momentane Nebeneinander von Sonnenschein, Regen und Gewitter ebenfalls mit den steigenden Temperaturen: "Die Tage werden länger, so dass sich die Luft auch länger erwärmen kann. Die erwärmte Luft trifft auf die kalte Luft in höheren Lagen und bildet Wolken.” Das Auftreten von örtlichen Schauern oder Gewittern sei typisch für diese Jahreszeit.

Die Wetterforscherin unterscheidet die Frühlingsstürme von den Sommergewittern, die länger anhalten und sich ankündigen. "Im Sommer muss sich die Luft viel mehr aufheizen, weil sie in den höheren Lagen bereits wärmer ist. Sommergewitter dauern auch länger, weil die erwärmte Luft viel länger braucht, um abzukühlen und keine weiteren Wolken zu bilden.” Die wechselhaften Luftschichten seien jedenfalls dafür verantwortlich, wenn auf der Kö bestes Flanierwetter ist, während es ein paar Kilometer weiter schon regnet. Die Expertin vom DWD hat ein passendes Beispiel für dieses Phänomen: "Kochendes Wasser im Topf wirft auch nicht überall gleichzeitig Blasen. Aber schon geringe Temperaturschwankungen führen zu einer Veränderung der Wetterlage.” Die Expertin räumt ein, dass das Wetter auf den ersten Blick ein chaotisches System ist. "Es gibt so viele einzelne Faktoren bei der Wetterprognose zu beachten, dass es wahrscheinlich nie möglich wird, das Wetter für einen längeren Zeitraum und ein Gebiet vorherzusagen."

Die Düsseldorfer selbst sind allerdings der Expertenmeinung zufolge nicht unschuldig daran, dass sich die Luftschichten erwärmen. "Große Städte wie Düsseldorf geben auf Grund ihrer Industrieanlagen und Bevölkerungsdichte viel Wärme ab", sagt Wetterforscher Dahlstrom. Autos, Industrieanlagen, sogar die Körperwärme der Bewohner trage dazu bei, dass sich die Luft erwärmt. Macht sich eine Stadt wie Düsseldorf ihre Unwetter also selber? "Eine Großstadt gibt deutlich mehr Wärme ab als der umliegende Kreis, aber dann ziehen die entstandenen Wolken erst mal weiter, bevor sie sich Anderswo ausregnen." Das schlechte Wetter, das in Düsseldorf "gemacht" wird, bekommt also auch das Umland zu spüren.

(RP)
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