Interview Christoph Meszelinsky und Ignaz Trombello Die Stadt braucht noch mehr Hotels

Düsseldorf · Die Immobilienexperten von BNP Paribas und Colliers sprechen in unserem Interview vor der Messe Expo Real über Kö-Bogen II, die Chancen der Schadowstraße und den wachsenden Hotelmarkt.

 Die Immobilienexperten Ignaz Trombello (l.) und Christoph Meszelinsky sind ab morgen bei der Expo Real in München unterwegs.

Die Immobilienexperten Ignaz Trombello (l.) und Christoph Meszelinsky sind ab morgen bei der Expo Real in München unterwegs.

Foto: Andreas Bretz

Ab Dienstag treffen sich die Akteure der Immobilienbranche in München zur Messe Expo Real. Auch die Stadt Düsseldorf und viele Makler, Projektentwickler und Architekturbüros werden sich und ihre Projekte dort präsentieren. Dabei dürfte die großflächige Umgestaltung der Innenstadt wieder ein wichtiges Gesprächsthema sein. Die Immobilienexperten Ignaz Trombello, Leiter der Düsseldorfer Niederlassung von Colliers International, und Christoph Meszelinsky, Geschäftsführer von BNP Paribas Real Estate, über Kö-Bogen II als neues Highlight für die Innenstadt.

Welche Erwartungen haben Sie an Kö-Bogen II?

Ignaz Trombello Schon jetzt kann man sehen, dass das eine wunderbare Entwicklung ist, die das ganze Innenstadtgebiet abschließt. Die Schadowstraße wird definitiv wieder eine der wichtigsten Einkaufsstraßen sein - auch wenn das sicher noch eine Weile dauert, zumal die Baufahrzeuge dort entlang fahren. Es wird neue Laufbeziehungen geben - insgesamt ein Gewinn, den die Stadt lange genug erwartet hat.

Christoph Meszelinsky Es wird viel darüber gesprochen, wie sich das Shopping-Erlebnis dann verbessert. Bemerkenswert ist für mich aber noch etwas anderes - nämlich, wie die Stadt hier Raum für neue, moderne Architektur wie das Ingenhoven-Tal geschaffen hat. Es sind ja auch einige prägende Gebäude wie das Dreischeibenhaus und das Schauspielhaus im Umfeld. Da war es nicht einfach, etwas zu schaffen, das sich harmonisch einfügt und gleichzeitig ein neues Highlight setzt.

War es ein Fehler, dafür den kompletten Gründgens-Platz zu verkaufen?

Trombello Nein, das war die richtige Überlegung. Zumal die Investoren als Entwickler von Einzelhandelsgebäuden schon viel Erfahrung in zahlreichen Großstädten haben. Das war also nicht nur eine Entscheidung, die einen guten Preis erzielen sollte, sondern auch eine Entscheidung für einen erfahrenen Macher, der in dieser Lage verlässlich etwas umsetzen kann.

Trotzdem fehlen immer noch die Mieter, vor allem ein großer Ankermieter wird gesucht. Gibt es für so große Flächen Interessenten?

Meszelinsky Da sehe ich überhaupt kein Problem, schließlich ist es auch noch eine ganze Weile bis zur Fertigstellung. Es ist nicht nötig, bei so einem Projekt von Beginn an alles vermarktet zu haben. Düsseldorf war und ist bekannt dafür, immer wieder neue Marken anzuziehen - es gibt fast nirgendwo so viele Neueintritte wie hier. Da wird sicherlich auch kein großer Verdrängungswettbewerb mit anderen Flächen einsetzen, sondern das Angebot wird insgesamt noch breiter werden und noch mehr Leute anziehen. Da sehe ich noch viel Potenzial.

Kö-Bogen II und das Andreasquartier zeigen aber auch, wie lang es von der Idee bis zur Fertigstellung dauern kann. Brauchen wir schon einen Ansatz für den nächsten großen Wurf?

Trombello In der Innenstadt ist in dieser Größenordnung natürlich nur noch wenig möglich - gerade hat noch der Umbau des alten Deutsche-Bank-Carrés an Kö und Breite Straße begonnen. Wenn das Handelsblatt ins Quartier Central umzieht, gibt es Überlegungen, das leere Gebäude komplett umzugestalten. Durch Kö-Bogen II kann aber beispielsweise auch an der Schadowstraße noch viel passieren, zum Beispiel mit den Kaufhäusern. Falls Karstadt seinen Vertrag nicht bis zum Ende erfüllen wollte, hätten die Besitzer schon ein umfassendes Konzept in der Tasche. Und auch der Kaufhof am Wehrhahn wird nach der Übernahme durch Hudson's Bay entscheiden müssen, in welche Richtung es da geht. MESZELINSKY Es ist auch absolut unnötig, Angst davor zu haben, dass nach Kö-Bogen II der große Stillstand kommt. Man muss sich vor Augen halten, was an so vielen Stellen in der ganzen Stadt gerade entsteht. Wir haben die wohl höchste Bautätigkeit der vergangenen zehn Jahre, und es sind tolle Sachen dabei. Auch im Medienhafen entstehen gerade mit Trivago und Uniper absolute Mega-Projekte, dazu kommt der geplante Wohnturm im Medienhafen.

Ist Wohnen für den Hafen wichtig?

Meszelinsky Ja, das Thema hätte schon längst vorangetrieben werden müssen, das wird dem Hafen sehr guttun. Man sieht das ja bei vielen Projekten in anderen Städten, bei denen Wohnen gleich von Anfang an fest dazu gehört wie in der Hamburger Hafen-City. Solche Viertel haben auch außerhalb der Bürozeiten eine ganz andere Atmosphäre. Quartiere sollten heutzutage immer heterogen ausgebildet sein.

Wo in der Stadt ist jetzt noch richtige Quartiersentwicklung möglich?

Trombello Da ist zunächst einmal das alte FH-Gelände am Kennedydamm, das nach dem Umzug der Hochschule entwickelt werden muss. Das Grundstück ist mehr als 45.000 Quadratmeter groß - wir reden also sicher über mehr als 100.000 Quadratmeter Mietflächen. Wir sind gespannt, welche Konzepte die Stadt haben wird - die Rede ist von Gewerbe, Handel, Hotelnutzung und Wohnen. Eine weitere Ecke, die jetzt noch gute Chancen bietet, ist das Mörsenbroicher Ei. Da gibt es noch große Grundstücke, für die es Ideen für Hotels gibt.

Braucht Düsseldorf nach den zuletzt zahlreichen Neueröffnungen im Stadtgebiet denn wirklich noch mehr Hotels?

Trombello Meiner Meinung nach ist der Markt hier immer noch nicht gesättigt. Da können noch viele Betten neu dazukommen, anders als in Berlin, wo man langsam an die Grenzen kommt. Es gibt kaum einen größeren Hotelbetreiber, der nicht gerne noch mindestens ein Projekt in Düsseldorf anpacken würde.

Einige Hotels in der Stadt sind in den vergangenen Jahren in alten Büro-Häusern entstanden. Warum klappt das auf einmal?

Meszelinsky Entwickler haben für die Umwandlung in Hotels hohe Umbaukosten, weil der Einbau der Badezimmer im Vergleich zur Fläche viel Geld kostet. Deswegen boten Hotels immer schlechtere Renditeaussichten als Büros und waren für Investoren weniger interessant. Inzwischen gelten Hotels als gute und vor allem sichere Investition, und Interessenten sind genug da. Die Kette Motel One beispielsweise will in jeder großen Stadt einen gewissen Marktanteil erreichen und ist in Düsseldorf sicher noch unterrepräsentiert. Es geht also nicht um neue Fünf-Sterne-Häuser, da sind wir in Düsseldorf gut aufgestellt. Aber im Bereich für normale Geschäftsreisende gibt es noch jede Menge Möglichkeiten. TROMBELLO Wir haben tatsächlich auch eine sehr gute Entwicklung beim Büro-Leerstand. Der ist im dritten Quartal weiter auf 7,5 Prozent gesunken. Das ist zwar noch höher als in vielen anderen Städten, aber schon sehr gut. Dazu haben auch die Umwandlungen in Hotels und Wohnungen beigetragen.

Von Grafental bis Andreasquartier: Kommt die Branche unter Druck, weil viele Entwickler wegen des großen Bedarfs lieber mehr Wohnungen statt Büros bauen?

Meszelinsky Wichtig ist ja, dass wir den Leerstand geringhalten. Vielleicht ist das Angebot etwas geringer, dadurch bleiben auch die Mieten stabil. Und langfristig ist die Qualität der Gebäude entscheidender, als möglichst viele Flächen zu haben. Viele Nutzer sind heute bereit, in ein moderneres Gebäude zu ziehen und im Zweifelsfall dann auch mit weniger Flächen auszukommen. Dabei lassen sie natürlich auch alte Büros zurück - und wenn sich hierfür neue Nutzungsarten finden, ist das eine Chance. TROMBELLO Der Blick auf freiwerdende Gebäude hat sich ohnehin anders entwickelt. Da schaut man inzwischen von vorneherein: Geht eine Mischnutzung? Kann man an dieser Stelle auch Wohnen realisieren? Inzwischen wird das sogar so gewünscht - die gesunkenen Rendite-Erwartungen haben dabei geholfen.

NICOLE LANGE STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort