Düsseldorf Die Stadt als Raststätte für Zugvögel

Düsseldorf · Der Rhein ist eine Autobahn für Zugvögel auf dem Weg in ihre Winterquartiere. Viele machen in Düsseldorf Pause.

Düsseldorf ist zurzeit für Tausende teilweise exotische Vögel ein begehrter Ort. Die Tiere befinden sich auf dem Weg von ihren Brutplätzen an der See oder in Skandinavien in den Süden, wo sie den Winter verbringen. Und weil der Rhein in Süd-Nord-Richtung verläuft, ist der große Strom eine Landmarke, an der sich die Zugvögel gut orientieren können. Außerdem bietet der Fluss Nahrung satt. "Betrachtet man den Rhein als Autobahn für die nach Süden ziehenden Vögel, dann ist Düsseldorf so etwas wie eine Raststätte", sagt Holger Pieren, stellvertretender Leiter der Biologischen Station Urdenbach.

Vor allem am Rheinufer sind zurzeit viele für das Rheinland untypische Vertreter zu sehen. In Oberkassel nutzen Hunderte Flussuferläufer die trockenliegenden Flächen, da der Fluss Niedrigwasser hat. Ihr Ziel ist der auch im Winter warme Mittelmeerraum. Doch noch nutzten die Schnepfenvögel die letzten warmen Oktobertage in Düsseldorf. Wesentlich kleiner ist ein anderer Watvogel. Der Sandregenpfeifer ist laut Pieren als Gast im Oktober in Düsseldorf. Die niedlichen Vögel mit den gelben Beinen und kurzen Schnäbeln wuseln in kleineren Gruppen über das Rheinufer. Sie brüten im Sommer im Wattenmeer und dürften daher vielen Nordsee-Urlaubern bekannt sein.

An seinen wesentlich längeren Beinen gut erkennbar und auch nach ihnen benannt ist der Grünschenkel. Dieser Watvogel ist aber durchaus seltener im Binnenland zu sehen als seine beiden Verwandten.

In der Urdenbacher Kämpe können gerade seltene Entenvögel auf Durchreise beobachtet werden. Landschaftsökologe Pieren hat Schnatterenten, Pfeifenten und Krickenten beobachtet. "Mit einem Fernglas können die Tiere auf den Wasserflächen des Naturschutzgebietes problemlos beobachtet werden", sagt Pieren. Die männlichen Schnatterenten erkennt man an ihrem geschuppten Federkleid. Das Pfeifentenmännchen hat einen rotbraunen Kopf, der an der Stirn eine gelbe Blässe hat. Die Krickente ist die kleinste Ente in Europa und nicht größer als eine Taube. Alle weiblichen Enten sind übrigens gut getarnt in Grau und Braun und daher für Laien schwer zu unterscheiden.

Abseits der Düsseldorfer Gewässer können Naturfreunde an diesem Wochenende Singvögel beobachten. Große Schwärme von Stieglitzen, auch Distelfinken genannt, hat Ornithologe Alfred Leisten diese Woche im Himmelgeister Rheinbogen gesehen. Auch Feldlerchen, Baumläufer und Heckenbraunellen seien dort. Allerdings ziehen sie nicht bis Südeuropa oder Afrika. Sie fliegen eher kurze Strecken zu Gebieten mit einem besseren Nahrungsangebot, Biologen sprechen von Strichvögeln. Auch der Rotmilan, der größte Greifvogel unserer Region, zieht gerade durch Düsseldorfs ländliche Umgebung auf dem Weg in wärmere Landstriche.

Noch einige Tage warten müssen die Düsseldorfer auf Kraniche. Meist im November queren Hunderte der riesigen Vögel in ihrer typischen Hakenformation den Rhein. "Sie sind auf den Weg nach Spanien und sammeln sich gerade an der Ostsee", sagt Leisten. Gelegentlich machen sie dabei in Düsseldorf Rast auf einem freien Acker.

(RP)
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