Düsseldorf Die SPD und ihre Kandidaten

Düsseldorf · Fast bis Mitternacht diskutierte die Basis beim Unterbezirksausschuss über die anstehende Wahl der SPD-Spitze. Neben der Kampfkandidatur von Karin Kortmann und Jürgen Büssow war auch Vize-Chef Andreas Rimkus Thema.

Kurz vor dem morgigen Parteitag ist die Unruhe an der Basis der Düsseldorfer SPD groß. Der Grund ist die Kampfkandidatur der amtierenden Parteichefin Karin Kortmann (51) und dem früheren Regierungspräsidenten Jürgen Büssow. Der 65-Jährige hatte erst am Dienstag — sogar für seinen eigenen Ortsverein Oberbilk überraschend — sein Interesse an dem Posten offiziell gemacht. Er sieht sich als Moderator des Übergangs und möchte die Partei zu einem Neuanfang führen.

Das betonte Büssow auch am Mittwochabend beim Unterbezirksausschuss. Vertreter sämtlicher Ortsvereine waren der Einladung zur Aussprache vor dem Parteitag gefolgt. Mit knapp 100 Teilnehmern war die nicht-öffentliche Sitzung im Hinterzimmer des Gasthauses "Im Tönnchen" so gut besucht wie seit Jahren nicht mehr. "Das war pure Basis", bilanzierte ein Teilnehmer. Und das Treffen war so lang wie selten zuvor: Drei Stunden diskutierten die Genossen. 25 Redner kamen zu Wort.

In seltener Einigkeit wurde von einer sehr konstruktiven, sachlichen und ehrlichen Debatte berichtet. "Für Düsseldorfer SPD-Verhältnisse war es eine Sternstunde der Parteiendemokratie", sagte ein Teilnehmer auf RP-Anfrage. Wie Büssow hatte auch Kortmann begründet, weshalb sie sich morgen in der Aula der Heinrich-Heine-Gesamtschule der Wahl stellen will. Sie verwies auf die gute Arbeit des Parteivorstands in den vergangen beiden Jahren und ging mit Widersachern hart ins Gericht. Was nicht bei jedem gut ankam: "Wir sind doch kein Wohlfühlverein", hieß es.

Kortmann wie Büssow machten ihre kontroversen Positionen deutlich. Ausführlich diskutiert wurde auch, ob Büssow als Ex-Parteichef, Ex-Landtagsabgeordneter und Fast-OB-Kandidat wirklich für Neuaufbruch stehen könne. Er habe jedoch auf alles argumentativ gut geantwortet, mussten auch jene einräumen, die nicht zu seinen Unterstützern zählen. Die von Rednern eingeforderten inhaltlichen Positionen blieben aber aus: Beide Kandidaten verwiesen darauf, sich dazu erst öffentlich auf dem Parteitag äußern zu wollen und ließen die Basis somit ratlos zurück.

Auch ein anderer Name wurde an diesem Abend immer wieder genannt: Andreas Rimkus (48), Ratsherr und einer der beiden Vize-Vorsitzenden der Partei. Auf diesem Posten stellt sich der Stadtwerker ebenfalls der Wiederwahl — und die gilt trotz drei weiteren Kandidaten für die zwei Stellvertreterposten als absolut sicher. Rimkus ist für viele Genossen der eigentliche Favorit für den Parteivorsitz, sozusagen der Kandidat der Herzen. Als wohnungspolitischer Sprecher der Ratsfraktion, aber auch durch Verlässlichkeit und Bodenständigkeit ist er für die streitbare Partei zu einem Hoffnungsträger geworden. Auch darin war sich die Basis verblüffend einig. Doch Rimkus ist auch loyal. Gegen Kortmann kandidieren will er offenbar nicht.

(RP)
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