Serie Die schönsten Hinterhöfe Die Idylle ist oft so nah

Pempelfort · An der Nordstraße in Pempelfort gibt es viele versteckte Schönheiten, die es zu entdecken gilt.

 An der Nordstraße 80 verbirgt sich dieser schöne Hinterhof mit Friseur, Café, Modegeschäft und Goldschmiede-Manufaktur.

An der Nordstraße 80 verbirgt sich dieser schöne Hinterhof mit Friseur, Café, Modegeschäft und Goldschmiede-Manufaktur.

Foto: Marc Ingel

Die Nordstraße in Pempelfort gehört zu den Stadtteil-Einkaufsstraßen in Düsseldorf, die noch ganz gut funktionieren. Klar, auch hier gibt es Leerstand, aber er hält sich in Grenzen. Die wahren Schönheiten verbergen sich jedoch hinter den Außenmauern der Geschäftshäuser – in den Innenhöfen. An der Hausnummer 6 etwa, wo im Hinterhof kreative Firmen aus dem Bereich Marketing und Eventplanung ein mediterranes Flair geschaffen haben, das an eine südeuropäische Stadt erinnert. Quer gegenüber teilen sich ein Yoga-Studio und eine Kinderbetreuung die versteckt liegenden Räume an der Nordstraße 5. Allemal ein Besuch wert ist zudem Roberta Organic Fashion („It’s nachhaltig“) an der Nordstraße 71. Eine Mauer des Innenhofes ist liebevoll gestaltet mit Pflanzen, Laternen und einer alten Olympia-Uhr. In der Mitte steht ein Tisch, davor Stühle und ein Sonnenschirm, hier lassen Kunden wie Ladeninhaber bestimmt gerne die Seele baumeln, denn neben Roberta haben hier auch Friseur Marco Custoza, ein Immobilienmakler und ein Malermeister ihre Adressen. Nur an diesem Tag ist nicht so viel los: „Hitzefrei“ steht auf einem Zettel an der Ladentür von Roberta – man muss auch mal Fünfe gerade sein lassen.

Und dann gibt es da ja noch das Nord Carree, das mit seinen neun verschiedenen Bereichen natürlich nicht dem Anspruch eines Hinterhofes gerecht wird, obwohl es eben doch sehr versteckt liegt. Und wer ganz vorne in der Venezianischen Gelateria, die sonst keinen anderen Namen trägt, einen Kaffee zu sich nimmt, denkt mit Sicherheit nicht, dass er sich gerade im Szene-Stadtteil Pempelfort befindet.

 Auch schön: Der Hinterhof an Nord­straße 6 sieht sehr mediterran aus.

Auch schön: Der Hinterhof an Nord­straße 6 sieht sehr mediterran aus.

Foto: Marc Ingel

Der schönste aller Hinterhöfe an der Nordstraße verbirgt sich aber hinter der Hausnummer 80 – und zwar auch, wenn das Tor geschlossen ist. Darauf hat Frank Bosch nämlich genau das gemalt, was sich im Inneren von außen eigentlich nur erahnen lässt. Nicht nur die Geschäfte, das Café, sogar das Kopfsteinpflaster hat er originalgetreu aufgemalt. Niemand geht jetzt mehr selbst am Abend achtlos an dem Eingangstor vorbei.

 Schon das Außentor an der Nordstraße 80 wirkt einladend.

Schon das Außentor an der Nordstraße 80 wirkt einladend.

Foto: Marc Ingel

Ganz früher war hier mal eine Bananenreiferei, dann kam mit einem Antiquitätengeschäft langsam Leben in den Hof. Und eines Tages eröffnete Karin Tiggelkamp das Café à Midi. „Oh Gott“, sagt sie, wenn man sie fragt, wie lange das schon her ist. „Fast 20 Jahre“, fügt sie dann doch offen hinzu. Bereut habe sie es nie, auch wenn es anfangs etwas schwer war, auf sich aufmerksam zu machen. „Aber ich habe hier ein tolles Team und tolle Nachbarn.“ Und eine tolle Mittagskarte, die aus dem Café längst mehr als nur einen Geheimtipp gemacht hat und für Laufkundschaft sorgt. Davon profitieren wiederum die anderen Geschäfte im Innenhof. Um spätestens 19 Uhr ist jedoch Schluss, am Abend kehrt in dem Innenhof Ruhe ein. „Das war auch nie anders geplant, es gibt genug andere hübsche Cafés und Kneipen rund um die Nordstraße“, sagt Tiggelkamp.

 Karin Tiggelkamp gehört das Café á Midi in dem Hinterhof. Sascha Merkas kocht, arbeitet aber auch im Service.

Karin Tiggelkamp gehört das Café á Midi in dem Hinterhof. Sascha Merkas kocht, arbeitet aber auch im Service.

Foto: Marc Ingel

Lange hat hier Sandra Wachtendonk das nicht minder außergewöhnliche Modegeschäft Feen & Kobolde geführt, jetzt ist sie direkt an die Nordstraße 101 gezogen. Einen Nachfolger für den Hof 80, wie sich die Gemeinschaft einprägsam nach außen hin bezeichnet, war schnell gefunden: Marc Lohmeyer hat stattdessen das Lohmy-Couture eröffnet. „Ich fand die Location sofort total cool“, sagt der Schneider, der zuvor zu Hause gearbeitet und seine Kreationen über den Online-Handel vertrieben hat. Jetzt hat er Arbeitsplatz und Laden an einem Standort vereint. „Alles, was ich hier mache, sind Einzelstücke, quasi made in Pempelfort“, erklärt der Neuling im Hof.

 Neu in dem Hinterhof: Marc Lohmeyer macht Mode selbst.

Neu in dem Hinterhof: Marc Lohmeyer macht Mode selbst.

Foto: Marc Ingel

Neben dem Friseurladen von Svenja Quartier, die eigentlich immer gut zu tun hat, liegt die Goldschmiede-Manufaktur von Almudena Simón Sánchez, die eigentlich nie ein Ladenlokal haben wollte, sich inzwischen aber auch schon im fünften Jahr im Hof 80 eingenistet hat. Vieles, was hier ausgestellt ist, soll nur eine Gestaltungsanregung sein, „90 Prozent wird von mir individuell angefertigt“. Dabei arbeitet sie gerne mit „verrückten Steinen“, gelbem Saphir, grünem Türkis oder der Momo-Koralle. Sánchez ist vor allem aber auch die treibende Kraft, wenn es darum geht, die Läden im Nord 80 nach außen noch bekannter zu machen. „Wir nehmen regelmäßg am Perlfisch-Wochenende teil, veranstalten ein Sommerfest und planen jetzt sogar, etwas im Winter zu machen“, erzählt sie. Nur genau hier, in diesem Hinterhof an der Nord­straße, möchte sie ihre Manufaktur betreiben, „denn auf dem Präsentierteller zu sitzen, finde ich nicht erstrebenswert“. Ein bisschen versteckt, das liegt ihr mehr.

Info: www.hof80.de

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