Kolumne Auf Ein Wort Die Routine unterbrechen

Düsseldorf · Wir sind Routiniers. Vieles, was wir in Beruf oder Freizeit tun, entspricht bestimmten Routinen. Routine erleichtert das Leben, weil wir zum Beispiel beim Radfahren nicht jedes Mal überlegen müssen, wie es funktioniert. Problematisch finde ich aber, wenn die Routine alles bestimmt. Daher erlaube ich mir manchmal, der Routine nicht zu folgen.

 Siegfried Wolf ist Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde.

Siegfried Wolf ist Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ich halte es für selbstverständlich, Müttern und Vätern meine Hilfe anzubieten, um zum Beispiel den Kinderwagen aus Bus oder Bahn zu hieven. Das kostet nur einen kurzen Augenblick. Nur eine kleine Unterbrechung meines Weges. Viel schwerer fällt mir, meine digitale Routine zu unterbrechen. Das Internet bietet so viele interessante Informationsmöglichkeiten, dass ich nicht darauf verzichten will.

Auch wenn ich weiß, dass mein Nutzerverhalten genau analysiert wird, manche Information nur schwer überprüfbar und manches Angebot überflüssig ist, überwiegt der Nutzen den möglichen Schaden. Dennoch will ich manchmal unterbrechen.

Wir hatten eine Ferienwohnung ohne Internetzugang gebucht. Es hat die Erholung sehr gefördert, mal 14 Tage keine Mails zu checken. Wie aber kann ich Freiräume außerhalb des Urlaubs nutzen?

Der Sonntag ist eine heilsame Unterbrechung des Alltags. Einmal wöchentlich wird uns eine Unterbrechung alltäglicher Routine angeboten. Jesus hat es so auf den Punkt gebracht: Der Sabbat ist um des Menschen willen da und nicht umgekehrt. Daher nutzte er den Tag, zum Beispiel um Menschen zu helfen. Für Jesus hatte der Mensch Vorrang vor einer buchstäblichen Erfüllung des Gebots. Klar, dass er damit Konflikte mit den Wächtern religiöser Routine ausgelöst hat. Ich will meine begrenzten Freiräume einsetzen, indem ich immer wieder aus der Routine ausbreche. Ich nehme mir Zeit für ein spontanes oder geplantes Hilfsangebot, für ein persönliches Nachfragen, ein freundliches Lächeln, ein herzliches Dankeschön, eine freiwillige Offline-Phase. Freiräume so zu nutzen, kostet meist nicht viel. Aber manchmal springt ein kleiner Gewinn an Lebensqualität heraus!

(RP)
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