Serie Mein Laden Die Rösterei von Pempelfort
Düsseldorf · Der schönste Platz in Olga Gallinas Café ist die kleine Fensterbank, die sie mit Kissen ausgelegt hat, gleich neben der Röstmaschine. Ein paar Jute-Säcke mit aufgedruckten Buchstaben hat sie dort hingestellt, zur Dekoration, die "Giesen" selbst aber nutzt die 42-Jährige fast täglich.
Die Gäste können sich selbst etwas zu Essen mitbringen, "das ist sogar erwünscht", sagt Gallina. Kuchen, Brötchen, eine Quiche - alles, was es im Stadtteil zu kaufen gibt. Gleichzeitig bezeichnet sich Olga Gallina als Koch, "ich kreiere", sagt sie. Eine Wissenschaft für sich ist Kaffee, niemals hätte sie gedacht, dass sie noch mal Erdkunde pauken muss. In der Schule hat sie das Fach gehasst, selten aufgepasst. Einiges fehlt ihr heute, das holt Gallina jetzt nach. Denn sie will wissen, woher ihr Kaffee kommt, wie der Boden dort beschaffen, wie das Klima ist. Indien, Thailand, Guatemala, Kolumbien und bald bekommt sie Bohnen aus Bali. Bisher haben Olga Gallina Geld und vor allem Zeit gefehlt, in die Länder zu reisen, irgendwann aber will sie sich ihren Traum erfüllen. Ganz oben auf der Liste steht Indien, dort, wo der Kaffee würziger schmeckt, kräftiger. "Ein guter Kaffee für den Morgen", findet sie. Abends empfiehlt sie eine fruchtigere Sorte, aus Südamerika zum Beispiel. Dass es Menschen gibt, die andere verurteilen, weil sie Zucker und Milch in ihren Kaffee schütten, das kann Gallina nicht nachvollziehen. "Ein Cappuccino oder Latte sind wie Cocktails", sagt sie. "Ich bin eben für Demokratie beim Kaffeetrinken."
Geboren ist Olga Gallina in Kirgistan, sie hat deutsche, russische und ukrainische Wurzeln. Als sie nach Deutschland kam, war ihr erstes Ziel Bremerhaven. "Dort war es so provinziell", sagt die 42-Jährige, "ich war einfach nicht verliebt in die Stadt." In Düsseldorf wagte sie einen Neuanfang - 1999 war das. In Düsseldorf sollte sie sich verlieben, nicht nur in die Stadt, sondern auch in einen Mann. Vor Kurzem hat Gallina geheiratet, im Frühjahr ist sie zur "Unternehmerin des Jahres" ausgezeichnet worden. Viel zu feiern gab es bei ihr, das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro hat sie ihren Mitarbeitern geschenkt, "ohne das Team gäbe es das Café nicht".