Interview "Die ProWein ist eine Perle"

Düsseldorf · Für den stellvertretenden Messe-Geschäftsführer Hans Werner Reinhard ist es das erste Mal, dass er für die ProWein, die am Sonntag beginnt, verantwortlich ist. Danila Avdiu, Projektleiterin für den internationalen Branchentreff, hat bereits Routine in der Abwicklung der dreitägigen Präsentation.

 Für Hans Werner Reinhard ist es die erste ProWein, die er betreut. Danila Avdiu ist die Projektleiterin für die ProWein und geht selbst einmal im Jahr in die Weinlese.

Für Hans Werner Reinhard ist es die erste ProWein, die er betreut. Danila Avdiu ist die Projektleiterin für die ProWein und geht selbst einmal im Jahr in die Weinlese.

Foto: RP, Hans-Jürgen Bauer

Die ProWein ist eine Fachmesse wie zum Beispiel die Schuh- oder auch die Modemesse. Was unterscheidet sie von diesen anderen Nicht-Publikumsmessen?

Reinhard Die ProWein ist keine Mega-Messe, die das gesamte Messegelände füllt, aber sie ist eine absolute Perle, die wir genauso auf hohem internationalen Niveau wie die anderen auch halten wollen.

Was ist das Erfolgsgeheimnis dieser Messe, deren Besucherzahl sich von Jahr zu steigert, deren Bekanntheitsgrad aber auch immer mehr steigt — auch im Ausland?

Reinhard Die Parameter sind klar: ein klar strukturiertes Fachmessekonzept, das auf die Bedürfnisse des Marktes ausgerichtet ist, und Deutschland als wichtigster Weinimportmarkt weltweit. Darüber hinaus ist der Standort Düsseldorf von entscheidender Bedeutung: die Bevölkerungsdichte mit 30 Millionen Menschen 150 Kilometer rund um Düsseldorf, die exzellente Erreichbarkeit des Standorts aber auch unsere Kontinuität in Kundenbetreuung.

Sollte eine Weinmesse nicht auch in einem Weinanbaugebiet stattfinden?

Reinhard Gerade weil Düsseldorf kein Weinanbaugebiet ist, sind wir ein neutraler Standort, und so kommt es zu keinen Interessenskollisionen. Die Verpackungsindustrie sitzt zum Großteil auch in Süddeutschland — und die weltgrößte Fachmesse für die Branche, die Interpack, findet in Düsseldorf statt.

Welche Bedeutung hat eine solche Messe für Sie als ausrichtende Messegesellschaft, aber auch für die Stadt Düsseldorf?

Reinhard Das ifo-Institut München hat in einer Studie für das Jahr 2008 für den Standort Düsseldorf den Faktor 6,2 ermittelt.

Das heißt?

Reinhard Für jeden Euro, den ein Messegast oder Aussteller bei uns auf dem Gelände ausgibt, gibt er fünf bis sechs weitere Euro in der Stadt aus — für Restaurants, Hotels, Taxifahrten . . .

2010 wurden 36 000 Besucher gezählt, die an den drei Messetagen da waren. Lässt sich diese in den nächsten Jahren Zahl noch steigern?

Avdiu 2010 war für uns eine Art Adelsjahr — wir waren in einer Wirtschaftskrise, hatten aber trotzdem eine Besuchersteigerung von fünf Prozent. Das war richtig toll.

Es gibt noch andere Weinmessen - die Vinitaly, die VinExpo . . .

Avdiu Beide sind mit der ProWein nicht wirklich vergleichbar, die eine im Zweijahresrhythmus im Juni, die andere eine "Leistungsschau" für italienische Weine. Wir wollen bei unserem Konzept bleiben.

Das bedeutet: keine Endverbraucher erlaubt?

Reinhard Richtig, unsere Messe ist und bleibt die Auftaktveranstaltung für das internationale Weinbusiness und damit ausschließlich für Besucher aus Handel und Gastronomie. Ein weiteres Markenzeichen der ProWein ist die Präsenz von Anbietern für alle relevanten Vertriebskanäle.

Die Weinmesse strahlt wie kaum eine andere Messe in die Stadt. Allein durch "ProWein goes City" mit seinen 35 Teilnehmern ist das Thema Wein wortwörtlich in aller Munde. Mittlerweile nutzen auch andere Veranstalter - Automobilkonzerne, große Verlage - den Rahmen der Messe für exquisite Veranstaltungen.

Reinhard Diese Eigendynamik, dieser Schneeballeffekt freut uns besonders, weil gerade dadurch Düsseldorf zur Metropole des Weins wird. Das bestätigt nur, dass es ein Glücksfall war, die Messe vor 17 Jahren nach Düsseldorf zu holen.

Was gibt es Neues auf der Weinmesse? Welche Trends werden gezeigt?

Avdiu Bio-Weine werden immer stärker ein Thema in der Branche, das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle. So setzen unter anderem die Anbauländer Kalifornien, Südafrika, Chile, Neuseeland und Argentinien dort einen Schwerpunkt. Allein 160 Aussteller der ProWein präsentieren Bio-Weine, und auch Verbände wie Ecovin oder Demeter zeigen Flagge. Themen wie Verpackung und Flaschenausstattung als Marketinginstrument stehen ebenso im Fokus. Aber auch das neue EU-Bezeichnungsrecht wird an den Tagen diskutiert.

Das klingt sehr trocken und nüchtern...

Avdiu Auf keinen Fall. Die Hauptbeschäftigung unserer Besucher ist, Wein zu verkosten. Und da interessiert die meisten vor allem der neue Jahrgang 2010.

Welche Vision haben Sie für die nächsten Jahre der ProWein?

Reinhard Allein den Erfolg zu halten ist eine große Herausforderung. Wir haben uns den Status der Welt-Leitmesse für diese Branche erarbeitet — und das soll so bleiben.

Achten Sie dabei auf die Besucherzahlen?

Avdiu In erster Linie auf die Qualität der Besucher — und auf die Internationalität. Denn da haben wir in den letzten Jahren einen Vorsprung ausgebaut. Wir wollen aber noch mehr Besucher aus Übersee an den Rhein holen.

Trinken Sie selbst auch gerne Wein?

Reinhard Ich bin ja in Sindelfingen geboren und damit Schwabe. Das Viertele aus meinem heimatlichen Remstal ist zwar lecker, aber ich liebe auch die badischen Grau- oder Weißburgunder, aber auch den Riesling aus dem Rheingau. Dort habe ich studiert. Bei den Rotweinen steht mir der Sinn mehr nach schweren Sorten.

Avdiu Seit Jahren gehe ich einmal im Jahr bei einem Weingut am Mittelrhein mit in die Weinlese — und trinke natürlich auch den Wein von dort.

Anke Kronemeyer führte das Gespräch

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort