Polizei-Gewerkschaft: Es gab keinen Befehls-Notstand Die Polizei bei Judenverfolgung in Düsseldorf

Düsseldorf (dpa/dto). Die Gewerkschaft der Polizei hat 62 Jahre nach den ersten Juden-Deportationen aus den Städten im heutigen Nordrhein-Westfalen an die dunkle Rolle damaliger Polizeibeamte erinnert. "Wir wollen, dass dieses dunkle Kapitel endlich Unterrichtsstoff an den Polizei-Fachhochschulen wird", sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Frank Richter, am Dienstag in Düsseldorf.

In Düsseldorf hätten Polizisten den Abtransport der ersten 1000 Juden am dortigen Schlachthof bewacht, berichtete die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Annemarie Genger. Von dort seien die Menschen an die Rampe des nahen Güterbahnhofs getrieben und in Gettos nach Osten verschleppt worden. Dort hätten ebenfalls deutsche Polizeibataillone viele Juden der Gettos zuvor erschossen und so "Platz geschaffen" für die Juden aus dem Rheinland.

Es seien Schutzpolizisten etwa aus dem Ruhrgebiet gewesen, die zu Massenerschießungen von Juden in Osteuropa eingesetzt wurden. Auch die Juden-Deportationen aus den Städten im Westen seien nicht von SS oder SA, sondern von "normalen" Polizisten bewacht worden.

Für junge Polizisten legte die Gewerkschaft das Buch "Himmlers grüne Helfer" des Journalisten Heiner Lichtenstein neu auf. Den wenigen Polizisten, die sich den Mordbefehlen widersetzt hätten, sei nichts geschehen, sagte Lichtenstein. Auf einen "Befehls-Notstand" könne sich niemand berufen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort