Buchveröffentlichung Die Misere der Männer
Düsseldorf · Ein fataler Mix ist daran schuld, dass Männer früher sterben. Ein Buch von Professor Matthias Franz beschreibt die Hintergründe. Die Universität organisiert einen Männerkongress.Der Mann steckt in der Krise! Sagt ein Mann. "Um ihre Gesundheit sieht es schlecht aus, sie haben Probleme mit ihrer gesellschaftlichen Rolle, sind tief verunsichert", so kritisch fasst Matthias Franz die Situation zusammen. Der Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Uni wundert sich, dass diese Situation von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird.
<div>Ein fataler Mix ist daran schuld, dass Männer früher sterben. Ein Buch von Professor Matthias Franz beschreibt die Hintergründe. Die Universität organisiert einen Männerkongress.
Der Mann steckt in der Krise! Sagt ein Mann. "Um ihre Gesundheit sieht es schlecht aus, sie haben Probleme mit ihrer gesellschaftlichen Rolle, sind tief verunsichert", so kritisch fasst Matthias Franz die Situation zusammen. Der Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Uni wundert sich, dass diese Situation von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird.
Mit seinem Kollegen André Karger hat er ein Buch über die Misere der Männer veröffentlicht, Ende September organisieren beide den zweiten Männerkongress in Düsseldorf. Das starke Geschlecht, alles bloß ein Mythos? Zahlen belegen: Männer achten weniger auf ihre Gesundheit, sie gehen seltener zur Krebsvorsorge, rauchen und trinken mehr als Frauen, treiben öfter Risikosportarten, leben immer häufiger allein und vergraben sich in ihrem Job. "Ein gefährlicher Cocktail", sagt Matthias Franz. Der zur Folge hat, dass Männer eine deutlich geringere Lebenserwartung von fast sechs Jahren haben, sie sterben fünf Mal häufiger am frühen Herztod und - sie bringen sich drei Mal häufiger um. Franz: "Wenn es eine solche Suizidrate bei Frauen geben würde, wäre das Thema in jeder Talkshow. Aber bei den Männern fragt man nicht mal nach."
Aber warum wird Adam zum Problemfall? "Offensichtlich weil das alte Rollenbild angesichts der Anforderungen einer modernen Informationsgesellschaft mehr schadet als nützt." Außerdem seien Männer wegen übertriebener Erwartungen verunsichert, es falle ihnen schwer, Schwächen zu zeigen und Hilfe zuzulassen. Auch heute noch gelte in vielen Familien der Satz: "Ein Indianer kennt keinen Schmerz." Das führt, so Matthias Franz schließlich dazu, was er die "schweigsame Härte" nennt.
Das zeige sich auch in der Arztpraxis. "Die Medizin tut sich schwer damit, die innere Not vieler Männer zu diagnostizieren", so Franz. Allerdings stellt der Fachmann allmählich eine Veränderung fest. Denn seit jüngster Zeit kommen zunehmend Männer in seine Therapiegruppen, häufig mit schweren Depressionen. "Viele Männer weinen hier zum ersten Mal." Gestatten sie sich das allerdings Zuhause, werden sie nicht selten von ihren starken Frauen als "Weich-Ei" betrachtet. "In den letzten 30 Jahren wurden Frauen und Mädchen stark gemacht", erinnert Matthias Franz. Dabei sei die Frauenbewegung wichtig und richtig gewesen, ein "historisch notwendiger Prozess", aber die Jungen und Männer habe man dabei zu wenig beachtet. Außerdem würden immer noch männliche Vorbilder fehlen, Väter haben zu wenig Zeit für ihre Kinder, und in den Kitas und Grundschulen sind männliche Erzieher und Lehrer ebenfalls Mangelware.
"Damit die Männer aus ihrem Rollenkäfig herausfinden", brauche es eine stärkere öffentliche Aufmerksamkeit. Matthias Franz kritisiert, dass sich Therapieangebote und Präventionsprogramme meist an Frauen wenden. Bisher gab es auch "PALME", das an seinem Institut entwickelte Hilfsangebot für Alleinerziehende, nur für Mütter. "Das wollen wir bald auch Vätern anbieten." Aber dazu sind Zuschüsse auch vom Bundesfamilienministerium notwendig. "Wir werden einen Antrag stellen - mal sehen, ob dann jemand ein offenes Ohr für die Probleme der Männer hat."