Werner M. Dornscheidt "Die Messe ist mein zweites Zuhause"

Düsseldorf · Morgen wird Messechef Werner M. Dornscheidt 60 Jahre. Im RP-Interview spricht er u. a. über die Zukunft der Messe und seinen Hund Pluto.

 Werner M. Dornscheidt, seit 2004 Chef der Messe Düsseldorf in einem der modernen Bauwerke des Messe-Geländes.

Werner M. Dornscheidt, seit 2004 Chef der Messe Düsseldorf in einem der modernen Bauwerke des Messe-Geländes.

Foto: Andreas Bretz

Herr Dornscheidt, Sie sind als Messechef in der Stadt ein Prominenter. Was kaum einer weiß: Sie sind Honrarkonsul von Mexiko. Wie kommt man denn an so einen Job?

Dornscheidt Honorarkonsulate dienen ja vor allem dazu, die Beziehungen zwischen den jeweiligen Ländern zu verbessern und spezielle Dokumente für Bewohner dieser Staaten zu erstellen. Ins Spiel gebracht für die Funktion des Honorarkonsuls hatten mich der damalige OB Joachim Erwin und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Nach einer Prüfung als "unbescholtener Bürger" war ich Honorarkonsul.

Haben Sie dadurch irgendwelche Vorteile?

Dornscheidt Gar keine. Es ist ein Ehrenamt, völlig freiwillig. Ich werde auch nicht bei der Einreise in Mexiko vorne in die Schlange gestellt (lacht). Es gibt keinerlei Privilegien durch das Amt.

Sie werden wie kaum eine zweiter Mensch in der Stadt mit der Messe Düsseldorf identifiziert. Wo hat Ihre Karriere begonnen?

Dornscheidt Bei der Messe Düsseldorf natürlich. Ich habe als Student in der Poststelle gearbeitet. Erst sporadisch. Das hat mir Spaß gemacht. Doch mir schwebte irgendwas anderes vor: weite Welt, Auslandsgeschäft. 1977 — da schlug mir ein älterer Kollege vor, mit nach Russland zu gehen. Ich dachte erst, er will mich hochnehmen. Neun Wochen Moskau als Student. Was hab ich da gemacht? Allerlei Einkäufe für die temporär eingerichtete Messekantine. Beim Standbau mitgeholfen. Eben Mädchen für alles. Für mich war das der persönliche Durchbruch. Mich hatte das Fieber gepackt. Im nächsten Jahr fuhr ich wieder als Student mit den Kollegen in die damalige Sowjetunion. Mein Vater war als Stadtdirektor mit meiner Arbeit bei der Stadttochter Messe gar nicht einverstanden, er hat mir erstmal die Freundschaft gekündigt. Mehr als eineinhalb Jahre dauerte es, bis er wieder seinen Frieden mit mir machte. Nach dem Studium fand ich meinen beruflichen Weg bei der Messe Düsseldorf. Mit 32 Jahren war ich Prokurist. Und mächtig stolz.

Dennoch haben Sie einen Umweg eingeschlagen und sind nach Leipzig gegangen . . .

Dornscheidt Im Jahr 1998 stellte man mich vor die Wahl. Ich sollte, um in Düsseldorf weiterzukommen, völlig messefremde Veranstaltungen für Konsumenten vermarkten. Das ging aus meiner Sicht gar nicht. Ich zog die Konsequenzen, ging nach Leipzig und wurde dort Chef der ältesten Messe der Welt.

Wie kam es zur Rückkehr?

Dornscheidt Im Jahr 2004 fragte Oberbürgermeister Erwin bei mir an. Es ist doch der Traum jeden Managers, in seiner Heimatstadt so eine Aufgabe zu übernehmen. Ich schlug zu und bin bis heute hier.

Was bedeutet Ihnen die Messe Düsseldorf?

Dornscheidt Manchmal gehe ich durch die Gänge und Hallen, und denke: Das ist mein zweites Zuhause, ich behandele es, als wäre es mein eigenes Unternehmen.

Wird es in 20 Jahren und fortschreitenden Möglichkeiten im Internet noch Messen geben?

Dornscheidt Die Investitionsgütermessen, die wir schwerpunktmäßig veranstalten, auf jeden Fall. Die wird es immer geben. Das Zusammentreffen der Entscheider, das Aushandeln von individuellen Lösungen bei Anlagen und Maschinen, das lässt sich per Videokonferenz oder im Internet nicht machen. Schwieriger wird es bei Konsumgütermessen. Die Verbraucher sind heute weniger bereit, dafür weit zu reisen. Das bekommen die Anbieter dieser Messen seit Jahren zu spüren.

Trifft das auch den Caravan-Salon und die Boot?

Dornscheidt Nein, für diese höherpreisigen, teils luxuriösen Konsumgüter sind Messen weiter sinnvoll.

Sie leiten ein Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern. Welche Aufgaben sind Ihnen äußerst unangenehm?

Dornscheidt Ich mag es nicht, wenn ich unangenehme Personalgespräche führen muss. Und ein No-Go ist für mich Illoyalität.

Sie werden jetzt 60 Jahre alt, wie lange wollen Sie noch an der Spitze der Messe Düsseldorf stehen?

Dornscheidt Mein Vertrag läuft noch fünf Jahre, und ich habe nicht vor, ihn vorher zu beenden.

Was ist Ihr Lieblingsplatz auf dem Messegelände?

Dornscheidt Ich gehe manchmal während einer Messe zu Dauser und esse eine Erbsensuppe. Dann mache ich das Namensschild ab und unterhalte mich unerkannt mit den Messegästen und Ausstellern. Da bekommt man vieles mit, und ich liebe diesen Ort.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Dornscheidt Ich habe 2013 an mehr als 40 Wochenenden gearbeitet. Viel Zeit bleibt da nicht. Ich mag unseren Hund. Er heißt Pluto und ist ein Rhodesian Ridgeback. Ich liebe mein Gerresheim, ich bin dort groß geworden und heute Mitglied der Bürgerwehr. Das ist mein Zuhause. Dort fühle ich mich pudelwohl.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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