Düsseldorf Die meisten Lehrer fehlen an Real- und Förderschulen

Düsseldorf · Die Bezirksregierung hat aktuelle Zahlen zur Lehrerversorgung in Düsseldorf vorgelegt. Zwischen 92 und 100 Prozent der Stellen seien besetzt. Die stadtweite Pflegschaft spricht von "Märchenstunde".

 Michaela Hochhausen (34) ist Lehrerin an der Realschule Florastraße in Unterbilk. "Ich kann diese Schulform nur empfehlen", sagt sie.

Michaela Hochhausen (34) ist Lehrerin an der Realschule Florastraße in Unterbilk. "Ich kann diese Schulform nur empfehlen", sagt sie.

Foto: Andreas Endermann

In Düsseldorf fehlen Lehrer, nicht nur, aber ganz besonders an Real- und Förderschulen. Wenigstens in diesem grundsätzlichen Befund sind sich Eltern und die für die Lehrerversorgung verantwortliche Bezirksregierung einig. Ansonsten gehen die Meinungen zur Frage, wie gut oder schlecht die Schulen der Landeshauptstadt mit Pädagogen versorgt sind, weit auseinander.

Aktuelle Zahlen von Thomas Hartmann, in der Bezirksregierung Abteilungsdirektor für Schulen, sorgen für neuen Zündstoff. Danach befindet sich das Verhältnis von bewilligten Stellen und tatsächlicher Lehrerausstattung in einem "überwiegend ausgewogenen" Verhältnis. Konkret beziffert Hartmann die Personalausstattungsquote (PAQ) in Düsseldorf zum Stichtag 21. September 2017 wie folgt: Grundschulen: 98,94 Prozent, Gesamtschulen: 95,92 Prozent, Hauptschulen: 101 Prozent, Berufskollegs: 99,77 Prozent, Gymnasien: 98,65 Prozent. Dahinter folgen die Förderschulen (93,38 Prozent) sowie auf dem letzten Platz die Realschulen mit 92,33 Prozent.

Antje Schuh, Vorsitzende der Elternschaft Düsseldorfer Schulen (EDS), hört die Botschaft wohl, nur glauben mag sie sie nicht. Von einer "Märchenstunde" der Bezirksregierung spricht die Mutter zweier Kinder, die für rund 80 Düsseldorfer Schulpflegschaften spricht. "Quoten von 98 oder 99 Prozent legen nahe, dass es - von Ausnahmen abgesehen - genug Lehrer gibt. Wir erleben aber das Gegenteil, erhalten wöchentlich Rückmeldungen über Klassen, die größer sind, als sie eigentlich sein sollten, weil es einfach nicht genügend Lehrer gibt." Hinzu kämen zahlreiche Unterrichtsausfälle, "weil Lehrer langfristig erkranken, weil andere frühzeitig pensioniert werden und weil Referendare nicht mehr das volle Schuljahr in ihren Lerngruppen verbringen".

Viele dieser Stellen kämen aber der Statistik zugute, obwohl sie nicht wirklich besetzt seien. Dass bei Langfrist-Erkrankungen Lehrer grundsätzlich durch Vertreter ersetzt werden, bestreitet Schuh nicht. "Aber bis derjenige tatsächlich das erste Mal in die Schule kommt, kann es Wochen dauern."

Dass Lehrer knapp sind, weiß auch Sebastian Delißen, Leiter der Realschule Florastraße. Seine Schulform, deren Sprecher er ist, hat besonders zu kämpfen. Delißen findet das auch deshalb bitter, weil die 13 Düsseldorfer Realschulen viel Zulauf haben. Während andere Kommunen diese Schulform auslaufen lassen, bleibt die Landeshauptstadt der wichtigen Säule im mehrgliedrigen Schulsystem treu. Genau das wird nun zum Problem. "An vielen der auslaufenden Realschulen sitzen Lehrer, die nicht so rasch versetzt werden. Deshalb gibt es dort bei sinkender Schülerzahl plötzlich Ausstattungsquoten von 110 und mehr Prozent", sagt Delißen. Im gesamten Regierungsbezirk führe das dann im Schnitt zu einer 100 Prozent-Ausstattung. "Wir möchten, dass man für den gesamten Bezirk vorübergehend Quoten von deutlich mehr als 100 Prozent zulässt", sagt der Pädagoge. Dass ihm Lehrer fehlen, löst er über größere Klassen. Etwa 30 Schüler sitzen dann im Unterricht.

"In anderen Schulformen sieht das genauso aus", sagt Schuh und fordert von der neuen Landesregierung "rasch zu handeln". "Steigende Geburtenrate, wachsende Düsseldorfer Bevölkerung, mehr Schul-Standorte, G9 statt G8, Inklusion und eine anstehende Pensionierungswelle werden das Problem gerade hier massiv verschärfen", sagt sie. Nötig seien Ausstattungsquoten von 105 Prozent als Regelfall.

(jj)
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