Mund-Nasen-Schutz auf Einkaufsstraßen Bürger rätseln über die Maskenpflicht-Zonen in Düsseldorf

Meinung | Düsseldorf · Seit Montag muss an einigen hoch frequentierten Orten ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Noch nicht einmal die Schilder sind bis Freitag aufgehängt. Die kaum zu durchschauende Regelung schadet dem Vertrauen in die Behörden.

 Nur Din-A4-Format, keine Aufschrift – wenn Schilder hängen, muss man sie erst einmal bemerken.

Nur Din-A4-Format, keine Aufschrift – wenn Schilder hängen, muss man sie erst einmal bemerken.

Foto: pfw

Zwei Leser schreiben uns verwundert: Muss man auf dem Carlsplatz keine Maske tragen? Doch, natürlich. Die Stadt musste ihn nur nicht eigens in der Liste der Straßen mit Maskenpflicht aufnehmen. Auf Märkten muss ohnehin Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden.

Es ist nur eine von vielen Fragen, die unsere Redaktion erreicht haben. Die Maskenpflicht in 15 hoch frequentierten Gebieten der Stadt soll die sprunghafte Ausbreitung des Coronavirus bremsen. Sie entwickelt sich aber zu einem bürokratischen Rätsel. Wo gilt die Pflicht? Was besagt sie genau? Wäre die Lage nicht so ernst, man könnte über den Wirrwarr lachen.

Bleiben wir beim Carlsplatz. Zwar gilt dort Maskenpflicht, nicht aber auf den umliegenden Straßen. Auf der Berger Straße ist es eng, denn links und rechts stehen Tische der Restaurants. An einer Straßenecke beginnt plötzlich die Maskenzone, nichts weist darauf hin. Die parallele Mittelstraße ist ausgenommen. Warum? Und: Wer soll das wissen?

Wer mit dem Rad zum Altstadt-Rheinufer weiterfährt, betritt ebenfalls die Maskenzone. Gilt die Pflicht auch für Radfahrer? Das NRW-Gesundheitsministerium sagte unserer Redaktion: ja. Die Stadt Köln nimmt Radfahrer hingegen aus. Wie hält es Düsseldorf? Der Radfahrclub ADFC fragt nach.

Nun kann man natürlich sagen: Die Bürger sollten inzwischen wissen, worauf es ankommt – der Kampf gegen die Pandemie bedeutet auch Eigenverantwortung. Im Geschäft oder in der Bahn ist die Maske längst Routine. Ein Stadtsprecher verweist darauf, dass Bürger im Gedränge auch ohne expliziten Aufruf den Schutz aufziehen sollten. Das tun die meisten: Am Freitag trugen etwa auf der Schadowstraße locker zwei Drittel der Passanten die Maske.

Bei den neuen Zonen geht es aber nicht um Empfehlungen, sondern um eine behördliche Vorschrift mit Strafandrohung. Es wäre das Mindeste, wenn die Bürger vor Ort informiert würden, was sie tun müssen. An der Nordstraße zum Beispiel hängt kein einziges Schild. Und wenn rund um die Kö-Bogen welche da sind, muss man sie suchen: Sie sind in Din A4 und haben keine Aufschrift. Mehr und „ergänzende Schilder“ sollen folgen, sagt ein Stadtsprecher. Einen Termin weiß er nicht. Kann das Ordnungsamt jetzt beginnen, die Buße von 50 Euro einzufordern? Wohl nicht. Bislang belassen es die Mitarbeiter bei Ermahnungen, rund 1000 waren es diese Woche. Das alles lässt erahnen, wie sehr das Corona-Jahr auch eine große Kommune wie Düsseldorf an die Grenzen bringt. Der Schritt wirkt kleinteilig, schlecht vorbereitet, widersprüchlich. Die Regelung soll es allen recht machen – und ist viel zu kompliziert. So viel Verwirrung ist gefährlich. Wenn keiner weiß, was gilt, schadet das dem Vertrauen in die Behörden.

Die Corona-Zahlen entwickeln sich dramatisch. Die erste Woche Maskenpflicht auf Einkaufsstraßen lässt befürchten, dass Düsseldorfs Behörden längst am Rande ihrer Kapazität sind.

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