Flaute im Sprinter-Werk Die Kurzarbeit steigt stark

Düsseldorf · Die Aufträge im Sprinter-Werk gehen um die Hälfte zurück. Bei der Agentur für Arbeit registriert man pro Tag 50 Anfragen zum Thema Kurzarbeit. In 40 Firmen mit rund 4000 Mitarbeitern wird schon weniger gearbeitet.

Streik im Düsseldorfer Mercedes-Werk
9 Bilder

Streik im Düsseldorfer Mercedes-Werk

9 Bilder

Die Agentur für Arbeit bekommt immer mehr Arbeit. Und das ist kein gutes Zeichen. Eine steigende Zahl von Unternehmen fragt direkt oder über Steuerberater nach, wie die gesetzlichen Voraussetzungen für Kurzarbeit aussehen. "Wir zählen derzeit täglich über 50 Anrufe von Firmen", sagt Düsseldorfs Agentur-Sprecher Peter Wege. Das sind fünf Mal so viele wie im vergangenen Jahr. Die beginnende Wirtschaftskrise wirft ihre dunklen Schatten voraus. Zu Jahresbeginn droht in etlichen Betrieben Düsseldorfs und der Region Kurzarbeit.

Im Sprinter-Werk von Daimler in Derendorf scheint das schon sicher. Vorstand und Betriebsrat verhandeln derzeit, ob das Unternehmen die Lohndifferenz zwischen Normallohn und Kurzarbeitergeld zahlt. Bis spätestens 14. Dezember soll es eine Einigung geben, sagte gestern ein Sprecher des Sprinter-Werks. Am 16. Dezember ist im Derendorfer Werk eine große Betriebsversammlung geplant.

Dann werden die Mitarbeiter wissen müssen, wo es lang geht. Einigen sich Vorstand und Betriebsrat auf Kurzarbeit in 2009, müssen die Mitarbeiter nach den deutlich verlängerten Weihnachtsferien von Mitte Dezember bis Mitte Januar bis voraussichtlich April deutlich weniger arbeiten.

Dieses Schicksal hat schon rund 4000 Frauen und Männer anderer Branchen ereilt. So viele arbeiten in den 40 Unternehmen Düsseldorfs, die bereits Kurzarbeit fahren. Vor allem die Automobilindustrie und ihre Zulieferer sind von Kurzarbeit betroffen, ebenso der Maschinenbau, Werbung und Druckereien. In der Regel bekommen sie in dieser Phase nur 60 Prozent (Mitarbeiter mit Kind bekommen 67 Prozent) des letzten Nettolohns.

"Rund die Hälfte muss Kurzarbeit machen, weil die wirtschaftliche Lage des Unternehmens deutlich schlechter geworden ist", weiß Wege. Und die Situation kann dauern. Lag die gesetzliche Höchstdauer für Kurzarbeit bisher bei zwölf Monaten, kann jetzt maximal 18 Monate Kurzarbeitergeld gezahlt werden.

Mit einem solch langen Auftragsminus rechnet bei Daimler zumindest niemand. Im zweiten Halbjahr nächsten Jahres hofft man wieder auf vollere Auftragsbücher. Der Betriebsrat des Sprinter-Werks, Thomas Weilbier, ist da skeptisch, aber auch er hofft auf die Belebung in 2009. Verlassen kann er sich zumindest auf die Zusagen: Vor betriebsbedingten Kündigungen sind die meisten Daimler-Beschäftigten bis 2011 geschützt.

Trotzdem: Die Stimmung im Düsseldorfer Werk ist mies, denn die Auftragszahlen haben sich in den vergangenen Monaten rapide verschlechtert. Bisher lag der Auftragsvorlauf bei 50 bis 60 Tagen durchschnittlich. Solange reichten die Bestellungen für den Sprinter. Dazu kamen noch saisonale Spitzenzeiten, in denen besonders viele Aufträge abgearbeitet wurden. Derzeit gibt es nur noch Vorbestellungen für 20 bis 30 Tage. Und der Vorlauf sinkt weiter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort