OB Elbers will an Kultur sparen Die Kultur muss kreativer werden

Düsseldorf · Bei kleinen Kulturinstituten sollen Stellen zusammengelegt werden – dieser Vorschlag von Oberbürgermeister Elbers könnte ein Anreiz sein, die Leistungen dieser Häuser zu steigern. Doch ohne Vorschläge zu Strukturverbesserungen geht es nicht. Das wäre Aufgabe des Kulturdezernenten.

Das sind die Museen in Düsseldorf
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Bei kleinen Kulturinstituten sollen Stellen zusammengelegt werden — dieser Vorschlag von Oberbürgermeister Elbers könnte ein Anreiz sein, die Leistungen dieser Häuser zu steigern. Doch ohne Vorschläge zu Strukturverbesserungen geht es nicht. Das wäre Aufgabe des Kulturdezernenten.

Oberbürgermeister Dirk Elbers will an der Kultur sparen, und es wirkt zunächst ein wenig undurchdacht. Doch offenbar geht es ihm nicht so sehr darum, weniger Geld für Kultur auszugeben, als darum, das vorhandene Geld sinnvoller einzusetzen. Er erwägt Einsparungen bei kleinen Instituten, etwa durch eine Zusammenlegung von Leitungsstellen.

Schon dieser Ansatz deutet darauf, dass es um eine Verbesserung von Strukturen geht. Wollte man nämlich in Düsseldorf einfach weniger Geld für Kultur ausgeben, bräuchte man nur die nächste, für das Jahr 2014 angesetzte Quadriennale zu streichen. Das erbrächte eine Ersparnis von fünf Millionen Euro. Oder man könnte künftig auf Großereignisse wie die El-Greco-Schau im Museum Kunstpalast verzichten. Oder auf das Ballett der Rheinoper. Oder auf das Konzertprogramm der Tonhalle.

Auf all das aber zielt der Oberbürgermeister augenscheinlich nicht. Sein vor vier Jahren verstorbener Amtsvorgänger Joachim Erwin hat ihm schließlich vorgemacht, wie man, statt Kultur bloß zu dulden, aus ihr Kapital schlagen kann; Kapital in Gestalt von Ansehen, das den Namen Düssseldorf über die Stadtgrenzen hinausträgt — etwa durch eine Verdoppelung der Dotierung des Heine-Preises auf die beachtliche Summe von 50 000 Euro.

Aufsehen zu erregen gelingt nur mit Leistungen, die über dem Durchschnitt liegen. Auch aus den kleineren Instituten gehen solche Leistungen hervor, doch nicht aus allen. Und wenn man bedenkt, wie viel Personal in diesen Häusern nebeneinanderher werkelt, kann man leicht auf den Gedanken verfallen, dass eine Straffung den Wirkungsgrad erhöhen könnte. Das glaubte auch schon Erwin. Auf der Suche nach neuen Standards plante er eine Bewertung der Kulturinstitute, und zwar durch die Leiter der jeweils anderen Institute. Sein Tod im Jahr 2008 ließ das Vorhaben unrealisiert.

Bei Betrachtung der kleineren Institute fällt auf, dass kaum noch Koryphäen ihre Spitze bilden: Fachleute, die auf ihrem Gebiet auch national und international gefragt sind. Joseph A. Kruse, der inzwischen im Ruhestand lebende langjährige Leiter des Heinrich-Heine-Instituts, zählt dazu, ebenso Volkmar Hansen, Chef des Goethe-Museums. Mancher Museums-Leiter wird lange nach seinem Tod noch in der Fachwelt zitiert: Wend von Kalnein zum Beispiel, von 1964 bis 1979 Direktor des Kunstmuseums.

Heute stellt sich die Frage, ob man die Kreativität der Institute erhöhen könnte, indem man Verwaltungsaufgaben zusammenlegt und dem wissenschaftlichen Personal eine Konzentration auf seine eigentliche Aufgabe ermöglicht: Leistungen zu erbringen, die von öffentlichem Belang und Interesse sind; Leistungen, in denen sich auch verschiedene Disziplinen miteinander verbinden könnten. Warum sollte die Kunsthalle nicht einmal im Jahr ihre Räume für eine Ausstellung zur Verfügung stellen, die ein anderes Institut oder mehrere gemeinsam vorbereiten? Zum 150. Todesstag Heinrich Heines im Jahr 2006 ging es doch auch. Heute dagegen gewinnt man den Eindruck, dass jeder Institutsleiter seinen Bereich verteidigt und sein Haus allenfalls zum Kulturfestival "Quadriennale" als Teil eines großen Ganzen begreift.

Der Anstoß des Oberbürgermeisters war überfällig. Jetzt geht es darum, praktikable Neuerungen zu finden. Denn nicht alles, was sparsam und zugleich effektiv erscheint, lässt sich ohne Umschweife verwirklichen. Museum Kunstpalast, Kunsthalle, Stadtmuseum, Hetjens-Museum und Filmmuseum könnten zusammenarbeiten. Bei Heine-Institut und Goethe-Museum wäre das schon deshalb problematisch, weil das Goethe-Museum auf einer Stiftung mit eigenen Gesetzen beruht.

Aus den kleinen Instituten jedenfalls ist mehr herauszuholen als bisher. Aufgabe des Kulturdezernenten wäre es, die Voraussetzungen zu schaffen.

(RP)
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