Düsseldorf Die Kandidaten im Wahlkampf-Marathon
Düsseldorf · Endspurt um das Chefbüro im Rathaus: Dirk Elbers (CDU) und Thomas Geisel (SPD) suchen die Nähe der Wähler - von früh bis spät.
Flyer verteilen, diskutieren, Reden halten: Der OB und sein Herausforderer drehen jetzt auf. Sie wissen, dass in den Tagen vor der Stichwahl möglichst viele Kontakte zum Wahlvolk wichtig sind. Die RP war bei Stippvisiten im Stadtgebiet dabei.
Freitag, 23 Uhr, Schadow Arkaden Thomas Geisel ist aufgeräumter Stimmung. Mit seiner Frau Vera hat er die Premiere im Theater an der Kö angeschaut. Die Irrungen und Wirrungen eines Paars auf der Bühne, das ebenfalls Thomas und Vera heißt, "haben zu uns keinerlei Bezug", sagt er. Ihm schlägt positive Stimmung entgegen, viele wollen ein Foto mit ihm. Seine Internet-Seite hat noch eine Altstadt-Tour mit den Jusos angekündigt. Doch der rote Nachwuchs hat offenbar nicht die Kondition des Spitzenkandidaten. "Das war denen zu spät."
Samstag, 9.30 Uhr, Staufenplatz Dirk Elbers wird vor der Apotheke erwartet. Bezirksvorsteher Hanno Bremer ist da, Ratsherr Stephan Friedel ebenfalls. Die CDU gibt den Ton im Stadtteil an. Eine SMS meldet eine 15-minütige Verspätung des Kandidaten. Dann ist Elbers da - und führt ein Gespräch nach dem anderen. Im Café der Bäckerei Terbuyken freuen sich die Menschen, dass der OB da ist. Mit Helene und Wolfgang Baese aus Rath fachsimpelt er über die DEG, die Grafenberger Heike und Dieter Stürmer fahren gleich nach Roermond, die beiden wollen mehr Musik in der City. Elbers spricht auch mit Apothekerin Gudrun Eckert, hat für alle ein nettes Wort übrig, es werden Wünsche notiert. Ein Architekt verfolgt die Szenerie und schimpft "über die Arroganz des OB, über die Ruhrgebietsstädte hätte er nicht so reden dürfen". Aber dieser Termin zeigt: Wer Elbers bereits abgeschrieben hat, nur weil er in die Stichwahl muss, unterschätzt ihn.
Samstag, 10.15 Uhr, Westfalenstraße Auch hier CDU-Land, die Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel ist da, CDU-Parteichef Thomas Jarzombek taucht auch auf, beide machen Werbung für den OB. Viele kennen Elbers, sagen, dass sie wollen, dass es mit ihm weitergeht. Ein Mann weiß nichts von der Stichwahl, möchte aber, dass der OB hilft, dass er mit seiner Pommesbude auf dem Großmarkt umziehen kann. Frank Scholz, Leiter von Elbers' Büro, soll mal nachhören. Der OB muss gehen, er hat den scheidenden Bezirksvorsteher Buschhüter zu verabschieden.
Samstag, 12 Uhr, Flingern Thomas Geisel kommt 20 Minuten zu spät zum Straßenfest. Er umarmt und küsst mindestens zehn seiner Parteifreunde, Emotion ist Motivation. Auch Vera Geisel ist da, mit vier kleinen Töchtern. Geisel geht mit Bezirksvorsteherin Annelies Böcker (CDU) auf die Bühne, es soll keinen Wahlkampf geben, wünscht sich Wolfgang Schulten von der Bürgerinitiative, erwähnt aber, dass Geisel "der Kandidat" ist. Später wünscht er ihm unter vier Augen, "dass er es schafft". Geisel ist beim Rundgang nicht nur Wahlkämpfer, auch Vater, kauft für zwei Töchter Umhängetaschen und handelt den Preis von 30 auf 25 Euro herunter. "Vergelt's Gott", sagt er den Standinhabern, "und gute Geschäfte."
Samstag, 13 Uhr, Barbarossaplatz Beim Seniorentag schallen aus den Boxen italienische Schlager, als Elbers mit seiner Frau Astrid (die Schwarz-Rot trägt!) ankommt. Eine ältere Dame spricht ihn auf seine Verletzung und die OP an, gibt den Tipp, er solle "Salzlappen" drauflegen. Elbers lacht. "Ich mag Fisch in Salzkruste, aber Oberschenkel in Salzlappen - ich weiß nicht." Eine Stunde läuft er trotz Krücken in der Mittagssonne über den Platz, begleitet von Birgit Edinger und Gisela Theuringer, den Veranstalterinnen des Seniorentags. Elbers erhält viele Tipps: "Ordentlich Krankengymnastik", sagt Katja Staade, Chefärztin im Dominikus-Krankenhaus. "Seien Sie froh, wenn Sie uns nicht brauchen", heißt es bei der Krankenpflege Albatros. Beim Stand des Reha Teams West unterhält sich Elbers länger mit Maik Schickling, der im Rollstuhl sitzt. Es geht um Hürden für Menschen mit Behinderung. "Ich plane einen Behindertenbeauftragten im Rathaus", sagt Elbers. Am Ende der Tour gibt es Eis für alle aus dem Wagen des Parteifreunds Giuseppe Saitta.
Samstag, 16.30 Uhr, Johannes-Rau-Platz Die Welt am Rheinufer ist regenbogenfarben, ganz im Zeichen des schwul-lesbischen Jahrestags, des Christopher Street Day (CSD). Seit er OB ist, ist Elbers Schirmherr. Anders als sein Amtsvorgänger sieht er die Community als wichtigen Teil der Stadt. Dennoch war er laut dem Veranstalter 2009 das letzte Mal dabei. Dafür fuhr SPD-Herausforderer Thomas Geisel 2013 auf einem Wagen mit. Diesmal läuft er die komplette Parade in den Reihen seiner Genossen. Elbers stößt erst für den gemeinsamen Auftritt dazu - auf der Bühne kommt es überraschend zum Duell der beiden. Sie schlagen sich gut. Am Hinterausgang wartet ein schwarz gekleideter Mann auf Geisel. Er stellt sich als Wolfgang Flür vor, früher Drummer bei der legendären Band Kraftwerk. Seine Stimme sei Geisel sicher, sagt er und bittet: "Unterstützen Sie als OB die elektronische Musik in Düsseldorf."
Samstag, 19.30 Uhr Königsallee Elbers sitzt bei der DFB-Gala an einem Tisch mit Innenminister Thomas de Maizière und Michael Vesper vom DOSB. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach findet lobende Worte für Elbers' Arbeit "in der immer schöner werdenden Stadt". Das kommt gut an beim Wahlkämpfer. Das geht runter wie die Sahne, die Udo Jürgens später live besingt.
Sonntag, 11.30 Uhr, Ulmenstraße Elbers hat sich beim Radschlägermarkt angemeldet, erscheint aber nicht. Dafür ist die SPD da. Vor der Einfahrt zum Trödelmarkt steht ein kleiner Stand mit Riesenfahne, drinnen werden Flyer verteilt. Ein Sozialdemokrat verkündet, dass Geisel mehr für die Stadtteile tun werde. Was genau, weiß er nicht. Als die Roten weg sind, kommt der Schwarze. Elbers bummelt um 13.30 Uhr über den Markt, ganz ohne Infomaterial. Uhrzeiten für Termine will er nicht mehr im Internet angeben. Mehrere Trödler wollen ein Foto mit ihm, als Mittagessen gibt's Currywurst und Pommes.
Sonntag, 14.45 Uhr, Belsenplatz Im Alten Bahnhof ist großer Bahnhof: Die Oberkasseler Schützen treffen sich vor ihrer Parade mit Ehrengästen zum Empfang. Geisel ist dabei, sitzt an einem Tisch mit Schützen aus Niederkassel. "Ist der auch bei uns in der CDU?", fragt einer den Bezirksvorsteher Rolf Tups mit Blick auf Geisel. Er hat den OB-Kandidaten nicht erkannt. Das Gelächter ist groß. Kurz vor 15 Uhr kommt auch Elbers, begrüßt Geisel, nimmt am Ehrentisch Platz neben Friedrich Conzen, Protektor der Oberkasseler Schützen. Elbers bleibt bis in den Abend im Linksrheinischen, bei der Parade und dem Krönungsball. Geisel eilt weiter - zum Schützenfest nach Eller. Statt Brauchtum gibt's für ihn abends Hochkultur: bei der Premiere im Schauspielhaus.