Im Frühjahr 2019 sollen die Arbeiten beginnen Große Sanierung der Synagoge

Düsseldorf · Das jüdische Gebetshaus aus dem Jahr 1958 wird für bis zu zwei Millionen Euro saniert. Die Schäden an der Außenfassade sind größer als erwartet.

 Michael Szentei-Heise im Innenraum der Synagoge. Ausgetauscht werden die Stühle, Deckenputz und Fensterrahmen müssen erneuert oder repariert werden. Das Vorbeterpult (ganz links im Bild) könnte möglicherweise in die Mitte rücken.

Michael Szentei-Heise im Innenraum der Synagoge. Ausgetauscht werden die Stühle, Deckenputz und Fensterrahmen müssen erneuert oder repariert werden. Das Vorbeterpult (ganz links im Bild) könnte möglicherweise in die Mitte rücken.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Sie ist das Symbol für den Neubeginn jüdischen Lebens in Düsseldorf nach dem Krieg: die Synagoge am Paul-Spiegel-Platz. Als der vom Architekten Hermann Zvi Guttmann geplante Bau im September 1958 eingeweiht wurde, zählte die Jüdische Gemeinde 1000 Mitglieder. Siebenmal so viel sind es heute. Doch das Gebetshaus ist in die Jahre gekommen. „Wir müssen von Grund auf sanieren – innen wie außen“, sagt Verwaltungsdirektor Michael Szentei-Heise. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Die Schäden Deutlich größer als zunächst erwartet sind die Schäden an den beigefarbenen Travertin-Platten der Außenfassade. „Die Metallaufhängungen darunter sind durchgerostet und müssen erneuert werden, die Platten werden dafür abgenommen“, sagt Vize-Direktor Jörg Lorenz, der die Arbeiten koordiniert. Ausgetauscht wird auch das komplette Gestühl. Das Holz sei alt, immer wieder blieben Besucher mit ihren Kleidern oder Hosen an den Unebenheiten hängen. Stark beschädigt waren nach sechs Jahrzehnten auch die Innenrahmen der Fenster aus „Danziger Glas“ (siehe Info) und der Deckenputz, der für die bekannt gute Akustik in dem Gotteshaus sorgt.

Die Sanierung Das abgenutzte Gestühl wird komplett erneuert. Eine Instandsetzung ist nach Einschätzung von Experten zu aufwändig. „Wir sprechen gerade mit Spezialisten im israelischen Kibbuz Lavi über die neue Bestuhlung“, sagt Szentei-Heise. Bei der Größenordnung von rund 270 Stühlen im Parterre sowie weiteren 150 auf der Empore soll es bleiben. Die neuen Sitzgelegenheiten werden gepolstert sein. Aufwändig und streckenweise auch laut wird die Sanierung der Außenfassade. Der Bauantrag wird im Dezember gestellt. Klappt alles wie geplant, kann es im März los gehen. „Es wird kräftig gebohrt und gehämmert, wir sind in dieser Phase auf das Verständnis unserer Nachbarn angewiesen und werden sie über Flugblätter informieren“, sagt Szentei-Heise. Bei der Decke im Innenraum wird nicht nur neuer Putz aufgetragen, die noch mundgeblasenen Hochspannungsröhren im Leuchtring am Fuß der Deckenkonstruktion werden durch LED-Beleuchtung ersetzt.

Die Kosten Szentei-Heise schätzt den Gesamtaufwand auf 1,6 bis zwei Millionen Euro. Ein Teil dieser Summe wird durch die Jüdische Gemeinde zwischenfinanziert. Mittelfristig übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen die Kosten. „Das ist in einem Staatsvertrag so festgelegt“, sagt der Verwaltungsdirektor. Und für diese Regelung gebe es gute Gründe. Die NS-Diktatur und ihre Vollstrecker hätten jüdisches Vermögen in enormer Höhe geraubt und vernichtet, die Finanzierung der Synagogen-Gebäude sorge hier für eine zumindest symbolische Wiedergutmachung.

Der neue Innenraum Die Gemeinde diskutiert zurzeit, ob das Vorbeter-Pult von der Vorderfront ins Zentrum des Innenraums rücken soll. „Das wäre näher an der jüdischen Tradition und wird in vielen orthodoxen Gemeinden so gehandhabt. Rabbi Raphael Evers würde diese Änderung begrüßen“, sagt Szentei-Heise. Entschieden ist aber noch nichts. Viele Gemeindemitglieder seien an die jetzige Lösung, die sich an die Position des Vorbeterpults in liberalen Synagogen anlehne, gewöhnt. „Wir dürfen gespannt sein“, sagt der Verwaltungsdirektor.

Das Signal Die Sanierung der Synagoge ist für die Jüdische Gemeinde ein wichtiges Signal an die Stadtgesellschaft. „Im September 1945 trafen sich 55 Überlebende des Holocausts zu einem jüdischen Neujahrsgottesdienst im Plenarsaal des Oberlandesgerichts. Niemand hätte damals zu hoffen gewagt, dass Juden hier wieder Wurzeln schlagen und inzwischen mehr als 7000 Menschen eine neue Heimat gefunden haben“, sagt Szentei-Heise.

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