Düsseldorf Die hohe Kunst des Bummelns

Düsseldorf · Den vorletzten verkaufsoffenen Sonntag dieses Jahres in der City verbrachten die meisten Besucher gestern entspannt: Gemütlich schlenderten sie an den Schaufenstern vorbei oder beobachteten das Treiben bei einer Tasse Kaffee.

 Eigentlich wollten Marta Ragusa und Mutter Hedwig Nijrolder aus Bottrop gestern nach einer Winterjacke in der Düsseldorfer Innenstadt suchen. Aber gucken kann man ja überall mal, urteilten die beiden Frauen und machten zum Beispiel beim Juwelier Halt.

Eigentlich wollten Marta Ragusa und Mutter Hedwig Nijrolder aus Bottrop gestern nach einer Winterjacke in der Düsseldorfer Innenstadt suchen. Aber gucken kann man ja überall mal, urteilten die beiden Frauen und machten zum Beispiel beim Juwelier Halt.

Foto: Bernd Schaller

Verkaufsoffene Sonntage erinnern ja zuweilen mehr an einen Marathon, denn an einen schönen Ausflug in die bunte Welt des Konsums. Doch die Zeit der großen Einkäufe - sie kommt erst noch und so wird wohl der letzte verkaufsoffene Sonntag 2015 in der City am 13. Dezember so gut wie nichts gemein haben mit dem gestrigen: Nicht kaufen, sondern gucken lautete die Devise. Die herbstlichen Sonnenstrahlen genießend, bummelten die Besucher in der Zeit zwischen 13 und 18 Uhr durch die Innenstadt und sahen sich das Geschehen in den Läden meist lieber von außen durch das Schaufenster statt von innen an.

So wie Marta Ragusa und ihr Mutter Hedwig Nijrolder. Aus Bottrop waren sie nach Düsseldorf gekommen, um eine Winterjacke zu kaufen. Eigentlich. "Aber wir gucken mal hier, mal dort, was es alles gibt", sagt Marta Ragusa, als sie mit ihrer Mutter vor einem Juwelier auf der Schadowstraße Halt macht. "Da gibt es schöne Ohrringe, die ich gerne hätte. Aber heute wird nur geguckt. Wenn ich sie kaufen möchte, nehme ich meinen Mann mit", sagt Nijrolder.

Mit ihrer Entscheidung, vorerst nichts zu kaufen, war sie nicht allein: Das Geschäft liefe nur schleppend, urteilten die Verkäufer in den Läden, das Wetter sei einfach viel zu schön. Und so war es gestern meist auf den Straßen voller als in den Geschäften selbst, mit Ausnahme von Cafés und Eisdielen, in denen jeder Platz besetzt war und sich lange Schlangen gebildet hatten. Besonders für die Eisverkäufer war der verkaufsoffene Sonntag wohl eine der letzten Gelegenheiten in diesem Jahr, um ein Geschäft zu machen. Perfektioniert hat das Prinzip des Bummelns dagegen der Smartphone- und Computerhersteller Apple im Kö-Bogen: Weil man dort nicht nur gucken, sondern die neusten technischen Entwicklungen auch gleich anfassen und richtig ausprobieren darf, war es dort voller als in vielen anderen Läden. Dicht gedrängt standen die Kunden dort an den Tischen mit den Ausstellungsstücken, spielten Spiele auf den Tablet-Computern oder schossen Selfies mit den Handys, die nicht ihnen gehören - kostet ja nichts.

Aber auch ums Sehen und Gesehen werden geht es an einem Bummeltag, vor allem auf der Kö. Zum Beispiel bei den Fahrern der Sportwagen, die über die Meile rasen: "Schau mal Papa, ein Lamborghini", ruft ein Junge verzückt beim Anblick eines besonders beeindruckend anmutenden Modells. "Ja und wir fahren Skateboard. Du kannst ja fragen, ob er tauschen möchte", antwortet der Vater mit einem Grinsen im Gesicht, bevor sie in die eine und der Lamborghini in die andere Richtung weiterziehen.

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In einem der vielen Straßencafés sitzen dagegen Hildegard Hendrikx und ihre Freundin Anna-Friederike Krancke. "Meine Freundin und ich haben uns lange nicht mehr gesehen und haben deshalb beschlossen, einen Bummeltag zu machen, durch die Stadt zu laufen und etwas trinken zu gehen", sagt Hendrikx. Die vorbeilaufenden Passanten zu beobachten, sei "wie Fernsehen", und Freundin Anna-Friederike Krancke fügt hinzu: "Ich habe dabei gelernt, dass man in der Mode noch alles tragen kann." Doch so schön das Bummeln und Entspannen an sich auch ist, ein Ziel hat sie heute dann doch noch: ein Geschenk für ihren Neffen zur Verlobung kaufen. Aber wie alles an diesem Tag gehen die beiden Frauen auch das ganz gelassen an.

(lai)
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